Duisburg. Die Beecker Kirmes ist tot – so deutlich äußert sich Veranstalter Uwe Kluge jetzt in der örtlichen Bezirksvertretung. Was die Politiker erwidern.

Die traditionsreiche Beecker Kirmes mit jahrhundertealter Geschichte ist tot. Das stellte Uwe Kluge als Geschäftsführer des Veranstalters Duisburg Kontor am Donnerstagnachmittag in der Bezirksvertretung Meiderich/Beeck unmissverständlich klar und warb für den Plan, künftig einen neuen Jahrmarkt an der MSV-Arena auszurichten. Bei den Lokalpolitikern traf er dabei auf heftigen und emotionalen Widerstand. Uwe Kluge ahnte wohl, was auf ihn zukommt, und sprach, wenn auch etwas scherzhaft, vom „Höllenritt“, kurz bevor die Fragerunde begann.

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So wehrte sich das Gremium geschlossen dagegen, „die Beecker Kirmes rauszureißen“ und zum Stadion „zu transplantieren“, wie es Katrin Weiner (Grüne) ausdrückte. „So eine Herztransplantation macht man erst, wenn der Patient tot ist, und Beeck ist noch lange nicht tot.“

Duisburg Kontor beschreibt dramatischen Rückgang seit 2019

Dem widersprach Uwe Kluge eindeutig: Schon lange bevor Duisburg Kontor 2013 erstmals die Kirmes organisierte, sei sie „in einem schwierigen Zustand“ und der Niedergang sichtbar gewesen. Immer weniger Besucher kamen und auch bei den Schaustellern sank das Interesse stark, in den Duisburger Norden zu kommen. Selbst Neuerungen wie das Schlagerzelt oder das Bürgerfrühstück halfen nicht.

„Der Rückgang 2019 war so dramatisch, dass wir Sorge hatten, ob wir 2020 überhaupt eine Kirmes zustande kriegen“, erläuterte der Verantwortliche, denn man habe kein einziges Großfahrgeschäft bekommen können, und insgesamt hätten keine hundert Schausteller mehr ihre Buden und Karussells aufgestellt – deutlich weniger als die 150 bei der letzten und viel kritisierten 480. Auflage im Jahr 2019.

Für den kommenden Sommer, nach der Corona-Zwangspause, gebe es aktuell nur 180 Bewerber für einen Standplatz, erfahrungsgemäß sage höchstens die Hälfte auch zu. Negativrekorde bei den Besucherzahlen und sinkende Umsätze locken keine Budenbesitzer mehr zur Beecker Kirmes, und dass zuletzt „viele Mannschaftswagen der Polizei dort waren“, sei nicht zuträglich. Das Fazit des Veranstalters: „Wir sehen in Beeck zukünftig kein großes Volksfest mehr.“

Veranstalter verteidigt neuen Standort: „Im Norden gibt es keine Alternative“

Von dem geplanten Standortwechsel ans MSV-Stadion verspricht sich Duisburg Kontor dagegen mehr Besucherzuspruch, mehr Kaufkraft und mehr Interesse bei den Schaustellern – wenn auch anfangs nicht dieselbe Anzahl an Karussells und Buden wie für die große Straßenkirmes.

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Mit der neuen sogenannten Sportpark-Kirmes soll ein anderes Konzept mit modernen Angeboten einhergehen, das sich vor allem an Familien richtet. Freilich gebe es keine Erfolgsgarantie, aber die Prognosen seien deutlich besser als in Beeck. Niemand habe es sich leicht gemacht, eine lange Tradition zu beenden, doch gegen den Vorwurf, seine Stadttochter mache die Beecker Kirmes kaputt, wehrte sich Kluge: „Die Gesellschaft hat sich entschieden, nicht mehr hinzugehen, sodass es für die Schausteller nicht mehr erträglich ist.“

Gerne hätte man die Veranstaltung im Stadtteil behalten, so Uwe Kluge weiter, „aber es gibt im Norden keinen alternativen Standort“. Tatsächlich sei der Parkplatzbereich am Stadion am besten geeignet. Duisburg Kontor hat demnach viele Alternativen im gesamten Stadtgebiet geprüft, darunter die Innenstadt, das Homberger Rheinufer, die Mühlenweide oder das Schwelgernstadion, aber es fehle ein echter Volksfestplatz.

Stadtrat entscheidet über die Zukunft der Kirmes am 31. März

Der von den Duisburger Schaustellern um Verbandschef Mike Bengel geforderte Landschaftspark Duisburg-Nord kommt für Uwe Kluge und seine Fachleute als Austragungsort für ein Sommervolksfest, für eine große Familienkirmes ebenfalls nicht infrage. Denn angesichts des Denkmalschutzes, der ökologischen Entwicklung und Restriktionen durch Bodenbelastungen sei nur ein kleiner Bereich nutzbar, der maximal ein Drittel der letzten Straßenkirmes umfasse. Und dazu brauche es einen „erheblichen technischen Aufwand“.

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So verteidigte Uwe Kluge als Veranstalter das Vorhaben, die Beecker Kirmes zu beerdigen und diesen Sommer mit der Sportpark-Kirmes einen Neuanfang zu wagen. Die Bezirksvertretung lehnt diesen Plan geschlossen ab, aber letztlich entscheidet der Stadtrat darüber am 31. März.

>> In Mitte sind nur SPD und CDU für eine Verlagerung – differenzierte Debatte

Parallel hatte auch die Bezirksvertretung Mitte das Kirmes-Thema auf dem Tisch – dort wurde die Verlegung des Volksfestes zwar nicht so kontrovers diskutiert wie im Norden der Stadt, doch letztendlich stimmten nur SPD und CDU für den Umzug. Die Grünen lehnten den Vorschlag ab, die Mitglieder von Junges Duisburg, FDP, die Partei, die Linke und der AfD enthielten sich.

Gabriele Siegert von den Grünen kritisierte, dass Duisburg Kontor die Kollegen in Beeck mit dem Vorstoß überrascht habe. Sie schlug vor, die Kirmes dort zu belassen und stattdessen an den Tagen einen kostenlosen Nahverkehr anzubieten, damit sich mehr Menschen auf den Weg machen. Karin Bräunling (SPD) betonte, dass man Beeck nichts wegnehmen wolle, aber um einen Fortbestand der Kirmes zu sichern, sei man für die Verlagerung vor das Stadion. Marcel Urbanski (CDU) begrüßte, dass überhaupt nach einem neuen Standort für das Volksfest gesucht wird.

Frank Albrecht von der Fraktion „Junges Duisburg/FDP“ sieht die Sache differenzierter: „Die Kirmes hat sich über die Jahre verändert.“ Wenn man nicht ein Angebot wie Crange oder Düsseldorf auffahren könne, locke man kaum noch Leute. „Kleine bis mittelgroße Standorte sterben schleichend.“ Grundsätzlich sei man gegen einen Schnellschuss – deshalb enthielt sich seine Fraktion der Stimme. (F.P.)