Duisburg-Beeck. Für die Beecker Kirmes gilt ein neuer Kirmesplatz als überlebenswichtig. Beim Umbau drücken Politiker aufs Gas, sie halten die Stadt für untätig.

Während auf dem Weihnachtsmarkt in der Duisburger Innenstadt bereits der Glühwein fließt und sich das Riesenrad dreht, hat der städtische Veranstalter Duisburg Kontor schon wieder längst die Neuauflage der Beecker Kirmes im kommenden Sommer in den Blick genommen. Ob der jetzt ausgeschriebene Traditionsrummel mit jahrhundertealter Geschichte erstmals seit 2019 wieder stattfinden kann, ist jedoch noch fraglich.

Um aber dessen Zukunft zu sichern, will die Bezirksvertretung Meiderich/Beeck den vielkritisierten Kirmesplatz modernisieren lassen; er soll im Sommer 2024 fertig sein. Da die Stadtverwaltung aber aus ihrer Sicht untätig erscheint, drücken die Fraktionen jetzt aufs Gas.

In einen gemeinsamen Antrag fordern CDU und SPD, dass Oberbürgermeister Sören Link (SPD) und seine Verwaltung darlegen, was sie bereits alles unternommen haben, um den Kirmesplatz umzubauen und damit den Jahrmarkt zu retten. Der Antrag ist einstimmig beschlossen. Jetzt sollen die Fachleute im Baudezernat von Martin Linne Ideen präsentieren, wie sie die Veranstaltungsfläche zwischen der Autobahn 42 und der Karl-Albert-Straße, Ecke am Beeckbach für ein Volksfest mit Großfahrgeschäften und Schwerlastverkehr umbauen wollen.

Dabei soll das Kirmesgelände nach aktuellen Umweltstandards gestaltet und nicht vollständig versiegelt werden.

Moderner Kirmesplatz soll attraktive Großfahrgeschäfte nach Duisburg-Beeck locken

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„Auf den Kirmesplatz kommt es an“, betonte Christof Eickhoff (CDU) im Oktober auf der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung. Denn in diesem Jahr hat Duisburg Kontor die Beecker Kirmes überraschend abgesagt, nachdem mit knapp 50 zu wenig unterschriebene Verträge der Schausteller zurückkamen.

Bei der als zu klein und unattraktiv kritisierten letzten Auflage 2019 mit nur 200.000 Gästen waren es noch 150 Schausteller. Insbesondere die beliebten Großfahrgeschäfte blieben diesmal fern. Deren Betreiber stören sich am schlechten Zustand des Kirmesplatzes. Ohne eine moderne Veranstaltungsfläche ist kaum zu erwarten, dass der Traditionsrummel bei den Schaustellern wieder zu alter Beliebtheit zurückfindet – oder in Zukunft überleben wird.

Der Kirmesplatz nahe der Autobahn 42 muss ertüchtigt werden, damit er wieder attraktive Großfahrgeschäfte nach Duisburg-Beeck locken kann.
Der Kirmesplatz nahe der Autobahn 42 muss ertüchtigt werden, damit er wieder attraktive Großfahrgeschäfte nach Duisburg-Beeck locken kann. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Bis zum Jahresende ist der ums erste Juli-Wochenende geplante Jahrmarkt mit altem Kirmesplatz noch ausgeschrieben. Bisher ist der Rücklauf der Budenbesitzer und Karussellbetreiber „eher mau“, wie Duisburg Kontor auf Anfrage mitteilt. Jedoch bewerben sich die meisten Schausteller, so Kontor-Sprecher Alexander Klomparend, ohnehin erst gegen Weihnachten, wenn sie ihre Jahresplanung machen.

Tatsächlich wünscht sich der städtische Veranstalter, dass nächsten Juli direkt nach Kirmesende die Bauarbeiten am Kirmesplatz beginnen können. Doch danach sieht es derzeit nicht aus.

„Da ist noch gar nichts passiert“: Legt die Stadt Duisburg die Hände in den Schoß?

Deshalb fordern die Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertreter jetzt durch besagten Antrag aus der Feder der CDU, dass das Rathaus offenlegt, „wann und welche maßgeblichen Stellen (Dezernate, Eigenbetriebe etc.) über den anhängigen Sachverhalt informiert wurden und welche Maßnahmen im Bereich der jeweiligen Zuständigkeiten von dort [...] eingeleitet wurden“.

Außerdem sollen die Fraktionen regelmäßig auf dem Laufenden gehalten werden. Ihre Vermutung dahinter lautet, dass seitdem die Erneuerung des Kirmesplatzes im August politisch auf den Weg gebracht wurde, die Stadtverwaltung die Hände in den Schoß gelegt hat.

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„Da ist noch gar nichts passiert“, sagt jetzt Bezirksbürgermeister Peter Hoppe (SPD). Zumindest gebe es noch keine einzige Rückmeldung aus dem Baudezernat oder dem sonstigen Rathaus.

Auch die Stadttochter Duisburg Kontor hat noch nichts Neues gehört. Dabei tickt für den Veranstalter als auch für die Politik die Zeit. „Es ist Druck auf dem Kessel, es muss jetzt schnell gehen“, hatte die Ratsfrau Kathrin Selzer (Grüne) bereits im Juni nach einer Krisensitzung aller Kirmesakteure gefordert. Deshalb hat auch Duisburg Kontor den Baudezernenten Martin Linne eingeschaltet, bevor über den Antrag zum neuen Kirmesplatz abgestimmt werden konnte. Eine Mehrheit galt immer als sicher. Damals gab es noch die Hoffnung, dass das Gelände bis 2023 ertüchtigt werden könnte. Diese Hoffnung hat sich längst zerschlagen.

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Bis der jetzt fürs nächste Jahr erhoffte Umbau geplant, beschlossen und der Bauauftrag dann vergeben ist, dürften noch einige Monate ins Land gehen. Je länger die Stadt wartet, umso größer ist die Gefahr, dass der Kirmesplatz nicht mehr rechtzeitig zur Kirmes 2024 fertig wird. Das würde eine erneute Zitterpartie bedeuten, ob sich genug Karussellbetreiber und vor allem Großfahrgeschäfte bewerben.

Zumal der Kirmesplatz mit seinen drei Grundstücken nicht alleine der Stadt gehört. Das nichtstädtische Grundstück besitzt die Autobahn GmbH, die bei einem Umbau zustimmen müsste. Noch im Oktober wusste dort die für Liegenschaften zuständige Abteilung aber von keiner Kontaktaufnahme aus Duisburg wegen der Beecker Kirmes.

CDU erwartet ein Bekenntnis von Oberbürgermeister Sören Link (SPD) zur Beecker Kirmes

Je länger Martin Linne und sein Baudezernat zögern, einen Plan und eine Kostenkalkulation vorzulegen, befürchtet Christof Eickhoff, umso schwieriger werde die Umsetzung. Er erwartet ohnehin „enorme Kosten“ für das Projekt durch steigende Preise seit dem Ukraine-Krieg. „Wir können nicht mit einer kleinen Kirmes aufwarten, es muss ein großes Volksfest mit Strahlkraft über Duisburg hinaus sein“, unterstreicht der CDU-Fraktionschef, welches Ziel er hinter der Gelände-Modernisierung sieht.

Für die Christdemokraten müsse sich die Beecker Kirmes bei der gewollten Größe an der Cranger Kirmes oder der Düsseldorfer Rheinkirmes orientieren. Beide hatten 2022 jeweils fast vier Millionen Besucher.

Das steht infrage, seitdem Duisburg Kontor die Beecker Kirmes nach der mehrjährigen Corona-Pause abgesagt hat. Seither gibt es abgestuftes Konzept, um den Traditionsrummel auf verschiedene Größen auszurichten und Stimmen, die eine Rückkehr zu früheren Glanzzeiten für unrealistisch halten.

Sie erwarten daher künftig eher ein großes Familienfest als „die größte Kirmes am Niederrhein“, die die Beecker Kirmes schon lange nicht mehr ist. Diese Entwicklung hatte ja zu dem Plan geführt, die Kirmes in Beeck zu beerdigen und einen Neustart am MSV-Stadion in Neudorf zu wagen. Dieses Vorhaben ist jedoch vom Tisch.

„Wir erwarten vom Oberbürgermeister ein Bekenntnis zum Duisburger Norden und zur Beecker Kirmes“, ordnet Christof Eickhoff den jüngsten Beschluss ein, der ein Arbeitsnachweis der Verwaltung verlangt. Dabei zählen Taten, von denen bisher noch nichts zu sehen war.

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● Das Hauptproblem, das die Betreiber von Großfahrgeschäften seit Jahren mit dem Kirmesplatz haben, ist der dort verlegte Schotter. Die schweren Karussells und ihre Hydraulikstempel zermalmen ihn zu Staub. Dadurch sind nach dem Rummel, beklagen sich die Schausteller, aufwendige, mehrtägige Reinigungsarbeiten der Fahrgeschäfte notwendig, die viele nicht mehr in Kauf nehmen wollen. Insbesondere nicht in Zeiten des Personalmangels. Das Gelände soll aber so umgebaut werden, dass es ganzjährlich für Veranstaltungen genutzt werden kann.

● Ein neuer Kirmesplatz allein wird nicht die Rettung der Beecker Kirmes sein. Duisburg Kontor muss zusätzlich ein Konzept entwickeln, dass wieder mehr Menschen anlockt.

● Außerdem monieren gerade Duisburger Familien mit jungen Kindern, dass sie sich zuletzt auf der Beecker Kirmes nicht mehr sicher gefühlt haben. Das ist ein gesamtstädtisches Problem: Nach der kleinen Rheinhauser Kirmes gab es Beschwerden über krawalliges Publikum und beim Meidericher Martinsmarkt gab es erstmals einen privaten Sicherheitsdienst, um die Besucher vor randalierenden Kinderbanden zu schützen.