Duisburg. Die totgesagte Beecker Kirmes sollte im Sportpark einen Neustart erleben. Nun gibt es eine überraschende Wende, Uneinigkeiten – und neue Pläne.

Die bereits totgesagte Beecker Kirmes wird doch nicht aufgegeben. Der Traditionsrummel mit jahrhundertealter Geschichte soll mindestens in diesem Sommer erneut in Beeck stattfinden. Das bestätigte die Stadt Duisburg. Ursprünglich wollte sie einen Neustart vor der Schauinsland-Reisen-Arena. Jetzt zog sie das Vorhaben überraschend zurück, „weil es hierzu noch Beratungsbedarf gibt“, so eine Sprecherin. Der städtische Veranstalter Duisburg Kontor verweist allerdings darauf, dass dies „eine Entscheidung der Verwaltung“ war.

„Die Kirmes bleibt in Beeck“, bekräftigt Bruno Sagurna, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat. Dort sollten die Parteien eigentlich nächste Woche über das Aus der Beecker Kirmes und die neue Veranstaltung am Stadion in Neudorf abstimmen. Doch die Stadt hat die entsprechende Beschlussvorlage zurückgezogen. Damit bleibt die aktuelle Volksfestsatzung in Kraft, wie Sagurna erläutert. Diese sieht Anfang Juli einen Sommerjahrmarkt in Beeck vor.

Duisburg: Erstaunliche Kehrtwende zugunsten der Beecker Kirmes

Diese Kehrtwende der Stadt Duisburg ist erstaunlich. Denn noch Anfang März erklärte Uwe Kluge, Geschäftsführer von Duisburg Kontor, mit sehr deutlichen Worten die Beecker Traditionsveranstaltung für gestorben. Schon seit vielen Jahren sei dieser Jahrmarkt mit bisher 480 Auflagen in der Krise gewesen. Immer weniger Gäste kamen und bei den Schaustellern sank das Interesse, überhaupt noch in den Duisburger Norden zu fahren.

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„Der Rückgang 2019 war so dramatisch, dass wir Sorge hatten, ob wir 2020 überhaupt eine Kirmes zustande kriegen“, ordnete Kluge die Situation zuletzt ein. Wegen der Pandemie fand der Rummel dann zwar nicht statt. Doch vor der coronabedingten Absage habe man kein einziges Großfahrgeschäft bekommen können und nur deutlich weniger Karussells und Buden als die 150 Schausteller bei der letzten und viel kritisierten Auflage im Jahr 2019. „Wir sehen in Beeck zukünftig kein großes Volksfest mehr“, lautete das Fazit des Veranstalters Kluge. Dabei verwies er auf Negativrekorde bei Besucherzahlen sowie auf eine hohe Polizeipräsenz.

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So erwähnte auch die städtische Beschlussvorlage gegen die Beecker Kirmes und für die sogenannte Sportpark-Kirmes an der MSV-Arena, dass der dortige Neustart alternativlos sei. Für lokale und überregionale Schaustellerverbände scheint Beeck als Standort für ein großes Brauchtumsfest übrigens ebenfalls verbrannt zu sein. Allerdings auch die Stadionparkplätze. „Wir haben dort, am Kalkweg, schon schlechte Erfahrungen gemacht und viel Lehrgeld bezahlt“, sagte erst kürzlich der Verbandschef der Duisburger Schausteller Mike Bengel.

Nun lebt die Beecker Kirmes also doch überraschend weiter. Das freut Schausteller-Chef Mike Bengel: „Wir werden natürlich mitmachen und sie unterstützen.“ Aber eine Zukunft für den Jahrmarkt bietet seiner Meinung nach langfristig nur der beliebte Landschaftspark Duisburg-Nord, ein echter Publikumsmagnet.

Neues Konzept für den Traditionsrummel soll Vereine einbeziehen

Einen Neustart wünscht sich die Stadt Duisburg jedoch auch für die diesjährige Veranstaltung um den Beecker Marktplatz. So wird sie wohl kleiner als gewohnt. Dafür prüft Duisburg Kontor aber aktuell, wie man örtliche Vereine und Organisationen einbinden kann. Sie hatten gegen ein Beeck ohne Rummel protestiert. Ein erstes Treffen soll dem Vernehmen nach konstruktiv verlaufen sein. Die Beteiligten haben aber noch Stillschweigen über die Gespräche vereinbart.

Die Traditionskirmes in Duisburg-Beeck soll nach der Corona-Zwangspause zur 481. Auflage laden. Trotzdem könnte es das letzte große Volksfest im Stadtteil werden.
Die Traditionskirmes in Duisburg-Beeck soll nach der Corona-Zwangspause zur 481. Auflage laden. Trotzdem könnte es das letzte große Volksfest im Stadtteil werden. © Funke Foto Services | Fabian Strauch

Langfristig gerettet ist damit das Volksfest im Duisburger Norden aber nicht, betont Ratsherr Bruno Sagurna. Die Verwaltung werde natürlich weiterhin kritisch über die Traditionsveranstaltung nachdenken müssen. „Aber jetzt ist erst mal alles so, wie es sein soll.“

Appell an alle Duisburger Kirmesliebhaber

Wie diese Neubewertung ausfällt, ergänzt Bezirksbürgermeister Peter Hoppe (SPD), hängt nun auch von den Duisburgerinnen und Duisburgern ab. Werden sie diesmal zahlreich kommen? Werden sie bei den Schaustellern und Budenbesitzern für gute Umsätze sorgen? Zuletzt war das nicht so. „Eine Currywurst, eine Limo oder ein Bier sollte drin sein“, appelliert Hoppe.

Für ihn müssen Familien mit Kindern die Hauptzielgruppe bleiben. Und die müssen sich sicher fühlen. Deshalb hofft er auf viel Polizeipräsenz. Denn er wünscht sich fröhliches Kinderlachen statt Streit und Schlägereien.

>> ZEITNAH UM SCHAUSTELLER UND KARUSSELLS BEMÜHEN

● Der Deutsche Schaustellerbund (DSB) unterstützt ebenfalls die Entscheidung, bei der diesjährigen Beecker Kirmes verstärkt örtliche Vereine und damit die Menschen aus dem Stadtteil einzubeziehen.

● Allerdings hält der DSB-Präsident Albert Ritter Duisburg Kontor zu einer zeitnahen Ausschreibung an. „Viele Schausteller haben ihre Saison bereits geplant.“ Um sie im Juli in den Duisburger Norden zu holen, müsse der städtische Veranstalter „sich jetzt auf die Hinterbeine stellen“.