Duisburg-Obermeiderich. Eltern finden die Koopmannstraße in Obermeiderich zu gefährlich für ihre Kinder und fordern Tempo 30. So reagiert darauf die Polizei Duisburg.

Zur Hauptverkehrszeit kann es an der Koopmannstraße in Duisburg-Obermeiderich schon mal voller werden. „Busse, Lkw, hier sind richtig viele Fahrzeuge unterwegs“, berichtet Anwohnerin Sylvia Freek. Sie lebt im angrenzenden Wohnquartier „Am Welschenhof“.

Das hohe Verkehrsaufkommen kann auch für Fußgänger und Radfahrer zum Problem werden. Im dichten Berufsverkehr ist es für sie riskant, die Kreuzung Koopmannstraße/Am Welschenhof zu überqueren – so denken zumindest Sylvia Freek und weitere Meidericher, die nahe der Kreuzung wohnen. Sie fordern dort Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit.

Kreuzung in Obermeiderich: Anwohner sehen Kinder und Senioren gefährdet

Vor allem ältere Menschen und Kinder seien an der Kreuzung gefährdet: „Die Autos kommen hier mit 50 km/h um die Kurve, teilweise auch schneller“, erzählt Daniela Bäcker, die ebenfalls in der Obermeidericher Siedlung wohnt. Da die Kreuzung von zwei Kurven eingeschlossen ist, sind nahende Pkw erst spät zu erkennen. Dadurch sei die Kreuzung besonders unsicher für Kinder, die Geschwindigkeiten und Entfernungen oft nicht richtig einschätzen können.

Grundschulkinder beklagen sich über rasende Autos auf der Koopmannstraße. Ihre Eltern fordern ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern.
Grundschulkinder beklagen sich über rasende Autos auf der Koopmannstraße. Ihre Eltern fordern ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Drittklässlerin Carla muss die Kreuzung jeden Morgen auf dem Weg zur Grundschule passieren. Dabei hat sie schon oft erlebt, dass sich Autofahrer nicht an die vorgeschriebene Geschwindigkeit halten: „Die rasen hier ganz oft die Ecke herum“, erzählt sie. An der vielbefahrenen Kreuzung müssen Carla und die anderen Kinder aus dem Wohnquartier oft mehrere Minuten warten, bis sie über die Straße gehen können.

Kind angefahren- Neue Verkehrsregeln am FlüchtlingsdorfSylvia Freek kann nicht verstehen, warum man an der Koopmannstraße nicht für die Sicherheit von Fußgängern sorgt. „Unsere Kinder sollen zur Selbstständigkeit erzogen und nicht mit dem Auto zur Schule gebracht werden“, erläutert sie. Dies sei jedoch nur möglich, wenn die Stadt Duisburg ihren Beitrag leiste und Kindern auf dem Schulweg keine Gefahr drohe.

Eltern fordern Tempo-Limit von 30 km/h an der viel befahrenen Koopmannstraße

Lokalpolitiker Heinz Wiesner (SPD), selbst Anwohner in der Siedlung, teilt die Kritik der Eltern. „Die Straße ist nicht richtig einzusehen“, betont er. Zudem sei die Kreuzung an manchen Tagen auch noch zugeparkt. Welche Gefahren daraus entstehen können, hat Wiesner dieses Jahr bereits selbst erlebt, wie er erzählt: Als Radfahrer wurde er auf der Kreuzung von einem Pkw erfasst, blieb aber zum Glück unverletzt.

Nun setzen sich Wiesner und seine Mitstreiter für mehr Verkehrssicherheit ein. Der drängendste Wunsch: „Ein Zebrastreifen wäre schön“, findet der frühere Bezirksvertreter. Wenn es nach ihm geht, sollte auf weiten Teilen der Straße zudem Tempo 30 gelten. Dazu noch ein Hinweisschild auf querende Kinder, dann könne man zufrieden sein.

Polizei Duisburg lehnt Verkehrsmaßnahmen ab – Lokalpolitiker sind sich uneins

Dass entsprechende Maßnahmen bisher nicht ergriffen wurden, dafür macht Wiesner Bezirksbürgermeister Peter Hoppe (SPD) verantwortlich. „Sicher könnte man etwas tun, man muss es nur wollen“, kritisiert er seinen Parteikollegen. Hoppe habe sich bei einem Ortstermin nicht bereit gezeigt, etwas am Status quo zu ändern. „Für ihn gilt offenbar eine andere Straßenverkehrsordnung“, ärgert sich Heinz Wiesner.

Peter Hoppe widerspricht und bezieht sich auf Anfrage der Redaktion wiederum auf den Ortstermin. Er verweist auf die Aussage der Polizisten, die in Obermeiderich ebenfalls dabei waren: „Die Polizei sagt, dort ist nichts zu machen.“ Er sei grundsätzlich für mehr 30er-Zonen. An der Koopmannstraße sieht er die Voraussetzungen dafür aber nicht erfüllt. Hinzu kommt seine persönliche Meinung: „Ich finde die Straße selber nicht so gefährlich.“

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Ein Blick in die Polizeistatistik scheint Hoppes Einschätzung zu bestätigen: Im Umfeld der Kreuzung Koopmannstraße/Am Welschenhof gab es laut Polizeisprecher Stefan Hausch in den vergangenen fünf Jahren sechs Unfälle, an denen Fußgänger oder Radfahrer beteiligt waren. Für eine viel befahrene Kreuzung sei dies keine auffällige Statistik, so Hausch.

Heinz Wiesner findet dieses Argument jedoch wenig überzeugend. Die Verantwortlichen würden oft erst dann eingreifen, wenn es zu schweren Unfällen komme. „So lange wollen wir nicht warten!“ Bei der Jahreshauptversammlung der Meidericher SPD im Oktober möchte sich Wiesner deshalb noch einmal verstärkt für das Anliegen der Menschen am Welschenhof einsetzen.

>> RECHTLICHE VORAUSSETZUNGEN FÜR TEMPO 30

Grundsätzlich gilt für Autofahrer in geschlossenen Ortschaften Tempo 50. Es gibt aber eine Reihe von Ausnahmen, bei denen die erlaubte Geschwindigkeit auf 30 km/h reduziert werden kann.

So darf Tempo 30 auf Hauptstraßen etwa dann verhängt werden, wenn es dort häufiger zu Unfällen kommt, die auf überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen sind. Auch vor Kindergärten, Schulen, Altenheimen und Krankenhäusern kann auf einer Strecke von bis zu 300 Metern Tempo 30 ausgewiesen werden.

Weitere Gründe, die für die Einrichtung einer 30er-Zone ausschlaggebend sein können, sind Straßenschäden und Lärmschutz.