Duisburg. Der Duisburger Hafen will Lastwagen aus Wohnvierteln raushalten, wenn das Gateway-Terminal in Betrieb geht. Dafür plant er 100 Lkw-Stellplätze.

Auf der Kohleinsel in Ruhrort baut die Hafengesellschaft Duisport einen der modernsten und leistungsfähigsten Container-Umschlagsplatz in Europa. Sobald das „Duisburg Gateway Terminal“ (DGT) im Frühjahr 2023 betriebsfähig ist, wird sich der Schwerlastverkehr deutlich erhöhen. Doch die Menschen in Ruhrort und Meiderich sollen dadurch nicht zusätzlich beeinträchtigt werden. Ein wichtiger Baustein dafür ist neben einem neuen Verkehrskonzept ein großer Lkw-Parkplatz auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Triton-Werft.

Diese Pläne stellte der Hafen-Chef Markus Bangen bereits der Bezirksvertretung Meiderich/Beeck vor, die vor allem diesen künftigen Parkplatz, auch seine Größe, sehr positiv aufnahm. Auf einer rund 20.000 Quadratmeter großen Fläche am Hafen, östlich der Autobahn 59 zwischen Schlickstraße, Sympherstraße und Kliffward, entsteht ein Areal mit rund 100 Stellplätzen für Zugmaschinen samt Aufliegern. „Es gibt Parkplätze, Aufenthaltsmöglichkeiten, aber auch klare Regeln“, kündigte Bangen damals an.

Das einstige Werftgelände an der Grenze von Ruhrort und Mittelmeiderich ist bereits komplett geräumt und das Baufeld vorbereitet. Bauanträge sind inzwischen eingereicht, bis zum Frühherbst sollen die Bauarbeiten beginnen. Das ist Ziel klar: Die Gelände soll rechtzeitig fertig sein, bevor das Gateway-Terminal Ende 2023 komplett im Betrieb ist.

Der Duisburger Hafen will mit 100 Stellplätzen die Lkw aus Wohnquartieren raushalten

Mit diesem Vorhaben will die Hafengesellschaft verhindern, dass Lastwagen, die ihre Fracht am Terminal entladen haben oder darauf warten, in Meidericher Wohngebieten abgestellt werden. „Teilweise bleiben die Fahrer drei Tage lang, weil sie noch keinen neuen Auftrag haben“, sagt Matthias Palapys jetzt im Gespräch mit der Redaktion. Der Duisport-Abteilungsleiter ist unter anderem für Technik, Bauprojekte und Infrastruktur zuständig. Er sieht in dem Lastwagenparkplatz, der größer wird als der von Logport III in Rheinhausen für fast 90 Zugmaschinen, die Chance, den „Dampf aus der Diskussion“ um abgestellte Lkw in Wohnquartieren zu nehmen.

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Zumal die Fahrerinnen und Fahrer ihre Lastwagen auf den Stellplätzen kostenfrei parken können. Das Gelände soll bewirtschaftet werden, samt Müllentsorgung. Geplant sind Toiletten, Duschen und Waschräume für Männer und Frauen. Automaten für Zigaretten, Getränke oder Snacks sollen ebenfalls aufgestellt werden. Das Grundstück ist künftig vor allem ein Anlaufpunkt für den Schwerlastverkehr am DG-Terminal und wird an dessen System angeschlossen. So zeigt etwa eine Anzeigetafel die Wartezeit an, bis welcher Lkw ent- oder beladen werden kann.

Neues Verkehrskonzept für Lastwagen zum Gateway-Terminal

Damit ist dieser öffentliche Parkplatz eingebettet in ein neues Lkw-Verkehrskonzept rund ums Gateway-Terminal, von dem auch Meiderich profitieren soll. „Die ganzen Lkw können nicht einfach so kommen, wie sie wollen und dann in den Stoßzeiten die Straßen zustopfen“, erläutert Matthias Palapys. „Ihnen wird vorgezeichnet, wie sie sich zu bewegen haben. Sie werden geführt, gelenkt und gesteuert.“ Im Terminal erreichen sie ausschließlich so den optimalen Standort für die Kräne.

Dabei hilft eine digitales Videosystem, das die Fahrzeuge sowie die Container oder Auflieger erfasst. Der Schwerlastverkehr wird ebenso erfasst, wenn er rausfährt. Den optimalen Rückweg gibt Duisport ebenfalls an und gleicht ihn mit Stau- und Verkehrsmeldungen ab.

Wie in den großen Seehäfen Rotterdam, Amsterdam oder Antwerpen nutzt der Inlandhafen in Ruhrort künftig auch vollautomatische Tore, um die Lkw-Fahrten vorzugeben. Dazu gehört auch ein Terminsystem ähnlich wie bei einem Flughafen. Wer keinen Termin hat, wird nicht abgefertigt.

Drei vorgeschriebene Routen für den Schwerlastverkehr

„Wir haben selbst das größte Interesse daran, geregelte Verkehre zu haben“, betont Palapys und meint damit auch, dass der Schwerlastverkehr aus den Wohngebieten rausbleiben soll. Daher setzt die Hafengesellschaft auf festgelegte Routen. Das Terminal soll im ersten Quartal 2023 in Betrieb gehen, ein weiterer Bauabschnitt 2026 abgeschlossen werden. Für den Hinweg ist grundsätzlich die Strecke über das Kreuz Kaiserberg, Ruhrdeich, Emmericher Straße, Sympherstraße und Schlickstraße vorgesehen.

Hinaus führt dagegen eine andere Route über eine neue Brücke von der Kohle- zur Ölinsel. Die Terminalstraße auf der Ölinsel wird bis Ende 2023 ausgebaut und zur öffentlichen Straße umgewidmet, die dann zur jetzt fertiggestellten Meidericher Umgehungsstraße führt. Diese wiederum, die Vohwinkelstraße, wird mit einer Eröffnungsfeier am 20. April der Öffentlichkeit übergeben und leitet den Schwerlastverkehr dann auf die Autobahn 59.

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Diese Ortsumgehung soll die Bürgermeister-Pütz-Straße entlasten. Aktuell sind laut Matthias Palapys, der zugleich Geschäftsführer der für die Umgehungsstraße zuständigen Duisburger Infrastrukturgesellschaft (DIG) ist, pro Tag rund 110.000 Fahrzeuge unterwegs sind, darunter 70.000 Pkw.

Mögliche Alternative für die Zeit des A59-Ausbaus

Eine dritte Route soll eine zusätzliche Entlastung der Verkehrssituation und der Wohnquartiere bringen. Sie führt über den Karl-Lehr-Brückenzug zur A40. Allerdings erst nach 2026, wenn die Brücken neugebaut sind und der Kasslerfelder Kreisel umgebaut ist. Diese Strecke ist dann eine mögliche Alternative, wenn die A59 plangemäß ab 2026 ausgebaut wird.

Ob in Zukunft tatsächlich alle Lastwagen zum und vom Gateway-Terminal aus den Wohngebieten in Meiderich und Ruhrort herausbleiben, wird sich erst noch erweisen müssen. Doch mit dem neuen Lkw-Verkehrskonzept und den 100 Stellplätzen auf dem früheren Werftgelände sind die Voraussetzungen dafür gut.

>> TÄGLICH BIS ÜBER 400 LASTWAGEN ZUM TERMINAL

● Ein Verkehrsgutachten geht davon aus, dass nach Endausbau des „Duisburg Gateway Terminals“ am Tag 368 Lkw das Terminal anfahren und zusätzliche 40 in der Nacht.

● Die geplante Zusammenarbeit zwischen dem Gateway-Terminal und der benachbarten KV-Drehscheibe der Deutschen Bahn soll sich nicht negativ auf die Wohngebiete auswirken. Die Verbindung läuft nicht über öffentlichen Verkehrsraum, sondern über eine interne Terminalstraße, die an der Rückseite des Meidericher Stadtparks verläuft.