Duisburg-Neumühl. Erstmals hat der Investor Harfid die Neumühler über seine konkreten Pläne für das St. Barbara-Gelände informiert. Wann es endlich losgehen soll.
Gut 450 Wohneinheiten werden bis Ende 2026 auf dem Gelände des ehemaligen St. Barbara-Hospitals in Neumühl entstehen. Die ersten Bagger sollen noch in diesem Sommer rollen. In einer Anwohner- und Bürger-Veranstaltung hat der neue Investor Harfid konkrete Baupläne, Zeitschienen und Details bekanntgegeben. Über 60 neugierige und fakten-hungrige Neumühler informierten sich über Baupläne, Zeitschienen und Details.
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„Endlich erfahren wir ganz konkret, was hier abgeht“, meinen etliche Anwohner, deren Wohnungen an die Baufelder angrenzen. „Bisher gab es immer nur Wasserstandsmeldungen und Versprechungen, die dann doch nicht eingehalten wurden. Wir schwebten immer im luftleeren Raum.“ Von Transparenz sei in der Vergangenheit wenig zu spüren gewesen. Und dann hatte es zuletzt immer mal wieder in den leerstehenden Gebäuden gebrannt. Doch Harfid hatte bei den Neumühlern von Anfang an für einen guten Eindruck gesorgt, indem das Gelände eingezäunt und gesichert wurde. Geschäftsführer Alexander Micheel betonte, dass der ersten Informationsveranstaltung in einem Zelt an der Schroerstraße weitere folgen werden.
Das Gelände in Duisburg-Neumühl wird in sieben Baufelder eingeteilt
Das wird auch nötig sein, denn in einigen Teilbereichen der insgesamt sieben Baufelder, in die Harfid das Gesamtquartier eingeteilt hat, sei man noch flexibel, so Micheel. Fakt sei, dass es an der Gartenstraße losgehe. Die notwendigen Erschließungsarbeiten starten „in absehbarer Zeit“ mit der Verlegung der notwendigen Anschlüsse und Leitungen. In jedem der einzelnen Bereiche werde es Tiefgaragen geben, die eine unmittelbare Nähe zu den Häusern zur Folge haben.
Beendet werde die Gesamtmaßnahme an der Schroerstraße. Hier gab ein „Hoffnungssignal“ für die dortigen Zechenhausbewohner, die noch mit Kohleöfen heizen. In Gesprächen mit den Stadtwerken soll deren Wunsch, an das künftige Fernwärmenetz angeschlossen zu werden, „wohlwollend“ geprüft werden. Harfid-Projektentwickler Frank Münch gibt weitere Schritte bekannt. Die Flachdächer aller Häuser werden begrünt. Sie werden nach neuesten energetischen Erkenntnissen errichten, „denn was nützt Ihnen das, wenn Sie sechs Euro pro Quadratmeter Kaltmiete zahlen, aber mehr als das Doppelte an Energiekosten hinblättern müssen?“ Auf dem Areal wird das Deutsche Rote Kreuz (DRK) eine Kindertagesstätte betreiben. Zudem wird dort auch eine Tagespflege errichtet.
Anwohner reagieren skeptisch auf geplante Ansiedlung eines Nahversorgers
Auf erste Skepsis stieß die Absicht, einen Nahversorger mit etwa 800 Quadratmetern Verkaufsfläche zu errichten. „Die neuen Bewohner brauchen doch nur über die Obermarxloher Straße zu gehen, schon sind sie mitten im Zentrum von Einzelhändlern und Discountern.“ Große Zustimmung hingegen gab es für den vorgesehenen Erhalt des historischen Kerngebäudes des ehemaligen St. Barbara-Hospitals, das als „Versorgungskrankenhaus“ für die Bergleute der damaligen Zeche und deren Familien 1906 in Betrieb genommen und 2013 nach vergeblichen „Erhaltungsanstrengungen“ der Neumühler geschlossen wurde. Zuletzt hatte es in den Gebäuden immer wieder gebrannt.
„Hier bekommt Neumühls Geschichte eine neue Zukunft“, verspricht Frank Münch. Geplant sind dort Arztpraxen, aber auch ein interkulturelles Zentrum mit Begegnungsstätte, Kultur- und Musikveranstaltungen sowie Räume für die örtlichen Vereine oder Künstlerateliers. Harfid will zeitnah entsprechende Gespräche führen.
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Von den gut 450 Wohneinheiten werden 300 frei finanziert, 150 sind öffentlich gefördert. Das soll eine „durchmischte“ Sozial- und Bevölkerungsstruktur gewährleisten. So sollen auch zahlreiche Vier- und Fünf-Raum-Wohnungen entstehen, die das neue Quartier für Familien mit Kindern interessant machen. Ob es auch Eigenheime und Einfamilienhäuser geben wird, ist noch nicht endgültig geklärt. „Wir schauen, was auf dem Markt möglich ist“, sagt Geschäftsführer Alexander Micheel.
>> Dezernent spricht von „Signalwirkung“ für den Duisburger Norden
- Die Pläne des neuen Investors, davon ist Duisburgs Stadtentwicklungs-Dezernent Martin Linne überzeugt, seien ein Signal, dass sich größere Investitionen auch im Duisburger Norden lohne, entgegen weit verbreiteter Ansicht.
- Bezirksbürgermeisterin Martina Herrmann bezeichnet das neue St. Barbara-Quartier als „zentralen Ort für Wohnen, Soziales, Gesundheit und Kultur und stärke nicht nur im Stadtteil die ohnehin vorhandene Gemeinschaft. Sie ist dankbar, dass der frühere Duisburger Baudezernent Carsten Tum für Harfid die „Schnittstelle Bauträger, Verwaltung, Kommunikation und Politik“ übernimmt. Das sorge für Kontinuität.