Duisburg. Seit dem 1. August ist Markus Bangen neuer Vorstandschef der Hafengesellschaft Duisport. So will er das Verhältnis zu den Duisburgern verbessern.

Zum 1. August hat Markus Bangen die Nachfolge von Erich Staake als Vorstandsvorsitzender der Hafengesellschaft angetreten. In seinem ersten Interview spricht der 48-jährige Jurist, der bereits seit 2008 dem Vorstand von Duisport angehört, über die turbulenten letzten Monate, das Verhältnis zur Stadt und zu den Duisburgern und die Zukunft des Hafens.

Haben Sie sich beworben für den Vorstandsvorsitz, oder wurden Sie gefragt?

Markus Bangen: Ich habe selbst dem Aufsichtsratsvorsitzenden im Sommer 2020 angekündigt, dass ich meinen Hut in den Ring werfe. Dann habe ich das normale Verfahren durchlaufen, bis ich auf der Vorstandsliste stand.

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Es hieß zunächst, Erich Staake soll in einem Beirat weiter den Hafen beraten. War damit ausgeschlossen, dass es starke externe Bewerber geben würde?

Das glaube ich nicht. Nach allem, was ich weiß, hat es auch viele externe Bewerber gegeben.

Im Zuge der Impfaffäre hat es zahlreiche Vorwürfe gegeben, die von Juristen geprüft worden sind. Hätten Sie sich eine umfassendere Aufklärung gewünscht?

Die Nähe der Vorwürfe zu tatsächlichen Sachverhalten hat mit der Zeit abgenommen. Da war viel dabei, das komplett nicht der Realität entsprach. Wir sind immer geprüft worden, es gab auch interne Mechanismen. Auch jetzt hat es eine juristische Würdigung gegeben. Die Feststellung ist: Es ist nichts rechtlich Vorwerfbares passiert. Die Regeln sind eingehalten worden.

„Der Duisport-Vorstand war keine Ja-Sager-Veranstaltung“

Sie gehören seit zwölf Jahren dem Duisport-Vorstand an. Müssen auch Sie sich Fragen stellen?

Das haben wir auch im Hause besprochen. Wir haben in der Vergangenheit auch Diskussionen im Vorstand gehabt. Das war keine Ja-Sager-Veranstaltung, viele Dinge sind auch nicht gemacht worden, weil es inhaltlich sehr unterschiedliche Meinungen gegeben hat. Am Ende musste der Vorstand zu einheitlichen Meinungen kommen.

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Wobei waren sie nicht einig?

Das haben wir bisher vertraulich behandelt, und das soll auch so bleiben. Festzustellen ist: Entscheidungen, die ergangen sind, habe ich mitgetragen. Wenn ich mich anders positioniert habe, bin ich nicht überstimmt worden.

War es auch einhellige Meinung, den 300. Hafengeburtstag in diesem Rahmen zu feiern und eine Lüpertz-Skulptur anzukaufen?

Hinterher ist man immer schlauer. Den Eindruck, dass die Feier zu groß war, teile ich nicht. Die Bevölkerung von Ruhrort haben wir leider nicht eingebunden, sie ist zu kurz gekommen. Dieser Kritik müssen wir uns stellen. Das hatten wir nicht auf dem Radar, es hat leider auch den Ruf der Abgehobenheit von Duisport befördert.

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Am „Poseidon“, der Freiluftstatue, die Markus Lüpertz zum 300. Hafengeburtstag lieferte, entzündete sich der Streit mit den Ruhrortern. Die Bürger seien nicht gebührend beteiligt worden, räumt der neue Hafenchef Markus Bangen ein.
Am „Poseidon“, der Freiluftstatue, die Markus Lüpertz zum 300. Hafengeburtstag lieferte, entzündete sich der Streit mit den Ruhrortern. Die Bürger seien nicht gebührend beteiligt worden, räumt der neue Hafenchef Markus Bangen ein. © FUNKE Foto Services | Stephan Eickershoff

„Es hat an Kommunikation und Information gefehlt. Ich will das anders machen“

Am Verkehr entzünden sich viele Konflikte. Das Verhältnis zwischen Stadtgesellschaft und Duisport ist belastet. Wie wollen Sie es verbessern?

Es ist nicht spannungsfrei, dazu hat der Hafen seinen Teil beigetragen. Meine Philosophie ist, es künftig vollkommen anders zu machen. Ich habe bei meinen Vorstellungsrunden sehr deutlich gesagt, wofür ich stehe. Das ist für mich eine Pflichtaufgabe. Es hat an Kommunikation und Information gefehlt, wir sind auf Probleme nicht eingegangen, die unser Geschäft zwangsläufig mit sich bringt. Wir werden nicht immer einer Meinung sein, aber ich möchte wissen, warum jemand es anders sieht. Das wir oft zu spät gesagt haben, was wir vorhaben, kann ich nicht wegdiskutieren. Es gibt in Duisburg eine hohe Grundakzeptanz für den Hafen, aber das haben wir gefährdet. Ein Tag der offenen Tür soll nur ein Weg sein, zu erklären, was wir hier machen.

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„Wir sollten über Meiderich und nicht nur über China und Kasachstan diskutieren“

Beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur ist ihr Einfluss begrenzt.

So klein würde ich mich nicht machen, man hört uns schon zu. Aber wenn es jeder auf den anderen schiebt, passiert am Ende gar nichts. Das Brett ist unglaublich dick, aber wir müssen da gemeinsam rangehen. Wir werden bei uns selbst anfangen, dann können wir auch von den anderen fordern, sich zu beteiligen. Da sollte Duisport dann nicht nur über den Grenzübergang China-Kasachstan diskutieren, sondern über ganz banale Probleme in Meiderich, oder etwa die Rückstaus, die wir beim Verkehr zu unseren Terminals selbst produzieren.

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Wie lässt sich das ändern?

Aber: Viele Fahrer erreichen wir nicht mit Zetteln oder ähnlichen Dingen, weil sie nur einmal im Jahr zu uns kommen. Am Ende des Tages funktioniert es nur mit konsequenter Verkehrslenkung, auch mit Sperren aus Beton. Es ist allerdings eine Illusion, dass Lkw nirgendwo mehr eine Belastung sind. Wir müssen nehmen, was wir zur Verbesserung der Lage bekommen können. Die gemeinsamen Ziele will ich nicht nur zusammen mit der Stadtverwaltung in den Vordergrund stellen. Auch im Verhältnis zur Duisburger Wirtschaft gibt es Luft nach oben, da will ich über gemeinsame Projekte reden.

„Ich hoffe, das es gegen den Bau der Osttangente keine Klagen gibt“

Ist beim Bau der Osttangente der nächste Konflikt vorprogrammiert?

Die Untersuchung der Verkehrsströme hat uns überrascht. Ich hoffe, dass wir ohne Klagen und Gerichtsentscheidungen auskommen, weil wir viel investieren, um das Projekt vernünftig zu erklären. Bislang haben sich alle Gegner, die ich kenne, harten Sachargumenten nicht verweigert.

Dennoch werden Planung und Bau noch einige Jahre erfordern.

Wenn wir in lange Gerichtsverfahren laufen, wird es keine schnelle Lösung für die Verkehrsprobleme in Rheinhausen geben. Die Gaterwegbrücke muss irgendwann erneuert werden, gleiches gilt für das Marientor. Die Logistik-Diagonale ist eine Illusion. Die Osttangente ist die einzige realistischste Chance, die wir haben. Wenn es keine Klagen gibt, könnte die Straße ab 2024 gebaut werden. Eine andere Variante für Rheinhausen habe ich nicht der Schublade.

Mit der Entwicklung des Duisburg Gateway-Terminals auf der Kohleninsel verabschiedet sich der Hafen vom Kohleumschlag. Das DGT wird in den nächsten Jahren in zwei Bauabschnitten entstehen.
Mit der Entwicklung des Duisburg Gateway-Terminals auf der Kohleninsel verabschiedet sich der Hafen vom Kohleumschlag. Das DGT wird in den nächsten Jahren in zwei Bauabschnitten entstehen. © Animation: Duisport

>> ZUR PERSON: MARKUS BANGEN

■ Er sei ein „kölscher Rheinländer“, sagt Markus Bangen über sich selbst. Der Jurist ist in Bonn geboren und aufgewachsen, lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Düsseldorf. Seine familiären Wurzeln liegen in Bochum, deshalb ist er auch Anhänger des VfL. „Die Familie hatte Angst, das ich Fan des FC Köln werde“, sagt der 48-Jährige.

Seit dem Jahr 2000 ist Markus Bangen für Duisport aktiv, seit 2008 gehört er dem dreiköpfigen Vorstand an. Er verantwortete die Bereiche Recht, Einkauf, Personal und insbesondere auch die Suprastruktur. Dabei hat er Entwicklung zahlreicher Projekte, aktuell das „Duisburg Gateway Terminal“ auf der Kohleninsel in Ruhrort, geleitet. „Die Erfolgsgeschichte von Duisport hängt nicht an einer Person“, sagt der neue Vorstandsvorsitzende.

>> Den zweiten Teil des Interviews, auch über Duisport-Geschäfte in China und Belarus, lesen Sie hier.