Duisburg-Neumühl. Der Baustart für das geplante Neumühl-Quartier lässt weiter auf sich warten. Nach der Brandstiftung in St. Barbara werden Anwohner ungeduldig.

Während die Polizei ermittelt, sehnen Nachbarn die Bagger herbei: Einen Bebauungsplan für das „Neumühl-Quartier“ am einstigen St.-Barbara-Hospital gibt es schon seit 2018, doch die Arbeiten haben bislang nicht begonnen. Im November standen große Teile des Gebäudes in Flammen. Die Polizei ist sich sicher: Es war Brandstiftung. Fragt man Nachbarn, war das nur eine Frage der Zeit: Das Gebäude wird demnach seit Jahren von Eindringlingen aufgesucht.

Entsprechend groß ist die Ungeduld bei Alexander Baron, der mit seiner Familie nur wenige hundert Meter von St. Barbara entfernt wohnt: „Was auf diesem Gelände passiert, ist nicht mehr tragbar“, sagt der 39-Jährige, und berichtet von Vandalismus und Lärm, vor allem in den Sommermonaten. Baron fragt sich: „Wann fängt der Investor endlich an zu bauen?“

Brandstiftung in Duisburg-Neumühl: Absicht oder Fahrlässigkeit?

Denn wenn rundherum die ersten Wohnhäuser entstehen, sollen sich auch die Umbaupläne für das Krankenhaus weiter konkretisieren – und dem Zustand als „Lost Place“ ein Ende bereitet werden. Bis dahin sorgt sich Alexander Baron vor allem um die Kinder im Viertel. Viele von ihnen führe der Schulweg am alten Hospital vorbei.

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Lange sei nichts ernstes passiert, sagt Baron, doch hätten die vielen „unheimlichen Personen“ rund um das Gebäude stets ein unbehagliches Gefühl erzeugt. Und dann wurde im November das Feuer gelegt – wobei die Polizei noch nicht weiß, ob es Absicht oder Fahrlässigkeit war. „Was soll noch geschehen, bevor hier reagiert wird?“, fragt Baron.

Lärm und Vandalismus: Anwohner Alexander Baron berichtet, dass sich in und um das alte Krankenhaus schon seit Jahren „unheimliche Personen“ aufhalten.
Lärm und Vandalismus: Anwohner Alexander Baron berichtet, dass sich in und um das alte Krankenhaus schon seit Jahren „unheimliche Personen“ aufhalten. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Der Investor, Jörg Lemberg von der Berliner IPK, hatte im Frühjahr Verzögerungen beim Planfeststellungs- und Baugenehmigungsverfahren als Gründe genannt, dass mit den Arbeiten noch nicht begonnen wurde. Gleichzeitig legte er sich auf einen Start der Arbeiten noch im Jahr 2021 fest. Kürzlich korrigierte Lemberg auf Nachfrage der Redaktion auf Anfang 2022.

Stadt Duisburg: Der Stand der Baugenehmigungen

Anwohner Alexander Baron nerven diese Aussagen, denen er keinen Glauben mehr schenken mag. Enttäuscht ist er aber nicht nur vom Investor, sondern auch von der Stadtverwaltung – beide hätten ihm auf schriftliche Nachfragen nicht geantwortet.

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Hoffnung macht jetzt eine aktuelle Auskunft der Stadt: Sprecherin Gabi Priem teilt auf Anfrage der Redaktion mit, dass inzwischen erste Baugenehmigungen erteilt wurden – für ein Einfamilienhaus sowie für eine Tiefgarage. Aktuell in Bearbeitung sind demnach Baugenehmigungen für neun weitere Einfamilienhäuser. „Wir gehen davon aus, dass auch diese noch in diesem Monat erteilt werden“, so Priem.

Somit könnte es nun tatsächlich schnell gehen, unabhängig von der Schadensanalyse am Krankenhaus selbst, die immer noch läuft. Alexander Baron und seine Familie können es nicht erwarten, denn einen Baubeginn hält er für die einzige Möglichkeit, das Gelände sicher zu machen – „alles andere hat nichts gebracht, egal ob es Zäune waren oder ein Sicherheitsdienst, der hier zwischenzeitlich eingesetzt war“.

>>LEERSTEHENDE GEBÄUDE IM DUISBURGER NORDEN

• Es gilt als Vorzeigeprojekt im Duisburger Norden: Rund um das alte St.-Barbara-Hospital sollen in den kommenden Jahren etwa 400 neue Wohneinheiten entstehen, darunter Einfamilienfamilienhäuser, Mietwohnungen und öffentlich geförderte Wohnungen.

• Das ehemalige Krankenhaus selbst soll zu einem Stadtteilzentrum umgebaut werden. Denkbar sind Arztpraxen, Büros, Ateliers, Veranstaltungsräume oder Gastronomie – der genaue Mix soll mit Bürgern und Institutionen erarbeitet werden. Zudem müssen die Planungen noch an die Folgen des Feuers angepasst werden.

• Das St.-Barbara-Hospital ist nicht das einzige leerstehende Haus im Duisburger Norden, in dem gefeiert und randaliert wird. Auch in der Walsumer Frankenschule wurde schon oft gezündelt; ein ernstes Feuer wie neulich in Neumühl konnte dort jedoch stets verhindert werden. Auch die ehemalige Anne-Frank-Schule in Röttgersbach zieht Eindringlinge an. An beiden ehemaligen Schulen gab es in der Vergangenheit auch Hinweise auf illegale Prostitution.