Duisburg-Beeck. Auf dem früheren Gelände der Duisburger König-Brauerei entsteht ein Pflegezentrum für mehrere Generationen. Zunächst eröffnet nun die neue Kita.

Auf einem früheren Gelände der König-Brauerei entsteht in Duisburg-Beeck aktuell ein großes Pflegezentrum, für das sechs Gebäude zwischen der Friedrich-Ebert-Straße und der Prinz-Heinrich-Straße saniert werden, sowohl Mehrfamilienhäuser als auch große Bürogebäude. Bevor jedoch ein Pflegedienst oder Senioren auf dem rund 9000 Quadratmeter großen Grundstück einziehen, wird dort jetzt Kinderlachen zu hören sein. Denn als erstes wird die neue Kindertagesstätte fertig und eröffnen.

Die Kusep-Gruppe aus Laar ist der Ankermieter des großen Pflegezentrums und will neben der Kita eine Tagespflege, Demenz-Wohngemeinschaften und ein Intensivpflegeheim für Beatmungspatienten betreiben und außerdem Mietwohnungen anbieten. Zudem plant Kusep dort Mutter-Kind-Wohnen und eine Kinder- und Jugendhilfe für psychosoziale Betreuung. „Das wird ein Quartier für mehrere Generationen“, sagt Geschäftsführer Vahap Canbay.

Die Sanierung in dem großen Komplex kommt gut voran, zum Jahresbeginn 2022 sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein.
Die Sanierung in dem großen Komplex kommt gut voran, zum Jahresbeginn 2022 sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

So stellt er sich etwa vor, dass eine alleinerziehende Mutter mit ihren Kindern in eine möblierte Personalwohnung zieht, morgens vor der Arbeit ihren Nachwuchs in der Kita abgibt, die auch als Betriebskindergarten genutzt wird, dann nebenan ihren Dienst beginnt und dabei vielleicht Senioren pflegt.

Neues Duisburger Pflegezentrum für mehrere Generationen soll Beeck aufwerten

Dieses Konzept hat auch die Investorengruppe aus Bielefeld überzeugt, die das Gelände der König-Brauerei abgekauft hat und den Gebäudekomplex seit Anfang 2020 umfangreich saniert.

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„Wir wollen Beeck aufwerten und mitentwickeln“, sagt Projektentwickler Dragan Marković. Er findet den Standort für das Bauvorhaben „im zweistelligen Millionenbereich“ geradezu ideal, lobt die Anbindung zur Autobahn, den Nahverkehr und dass man schnell in der Duisburger Innenstadt, am Rhein und in der Natur ist. Die Bestandsobjekte zu sanieren sei „keine einfache Nummer“, aber der Aufwand lohne sich definitiv. „Das Gebäude hat Charme, es hat Geschichte. Wir sind da ehrfürchtig durchgelaufen“, sagt Marković.

Bald schon beherbergt es Verwaltungsbüros und ein Pflegeheim mit einer Tagespflege für 23 Menschen sowie drei Demenz-WGs für insgesamt 24 Betroffene. „Eine dieser Wohngemeinschaften bieten wir speziell für Türkischstämmige an“, erläutert Vahap Canbay. Die Nachfrage sei im Ruhrgebiet sehr groß.

Ebenso viele Intensivpflegeplätze für Beatmungspatienten sind mit zusätzlichen Angehörigenzimmern in einem zweiten früherem König-Brauerei-Bürogebäude an der Prinz-Heinrich-Straße 7 bis 11 vorgesehen.

Zuerst erobern die Kinder das neue Quartier auf dem Brauerei-Gelände

Erst einmal erobern aber kleine Kinder das neue Beecker Quartier. Die Kindertagesstätte soll schon sehr bald fertig sein und am Mittwoch, 1. September, eröffnen. Im Endspurt erledigen Fachleute die letzten Kleinarbeiten, schließen etwa die Küchengeräte an. Auch die Erzieherinnen packen beim Einzug bereits kräftig mit an.

Corona- Duisburger Pflegeeinrichtung kämpft gegen LeerstandBald schon können bis zu 50 Kinder unter und über drei Jahre in drei Gruppen an der Friederich-Ebert-Straße auf gut 800 Quadratmetern betreut werden. Lediglich den geplanten Außenspielplatz gibt es wohl erst in einigen Monaten. Damit die Kinder aber trotzdem viel Bewegung kriegen, will Kusep als neuer Kita-Träger etwa mit dem Fußballverein BSV Beeck 05 zusammenarbeiten.

Tatsächlich sollte der Kindergarten bereits zum 1. August seine Türen öffnen, räumt Canbay ein. Doch der Zeitplan erwies sich, wenn auch nur knapp, als zu optimistisch. Daher betreut die Kusep-Gruppe seither zehn Kinder alternativ vor Ort in der Kindertagespflege.

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„Bei einem Großprojekt kann es immer zu kleinen Verzögerungen kommen, gerade jetzt in der Pandemie“, ordnet Projektleiter Marković den verspäteten Kita-Start ein. Grundsätzlich laufen ihm zufolge die Bauarbeiten aber gut, deren Abschluss gegen Jahresanfang 2022 sei realistisch.

Duisburger Kusep-Gruppe sucht Pflegekräfte jetzt auch gezielt im Ausland

Die Zeit bis dahin will Kusep nutzen, um weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. „Gerade in der Pflege gibt es einen riesigen Fachkräftemangel“, bedauert Canbay. Deshalb wirbt seine Unternehmensgruppe jetzt und künftig auch gezielt Personal aus dem Ausland an. Das sei ein Grund dafür, dass auch 14 Personalwohnungen entstehen. Darin sollen bevorzugt Pflegerinnen und Pfleger mit ihren Familien leben. „Alle müssen natürlich Deutschkenntnisse haben“, betont der Chef, aber die könnten sie auch in Duisburg erwerben und würden vom Arbeitgeber dabei unterstützt.

„Dieses Quartier wird Beeck und Duisburg viel geben“: Die Kusep-Gruppe ist der Ankermieter des neuen Beecker Pflegezentrums. Die Geschäftsführer René Brostmeyer (links) und Vahap Canbay begleiten die Sanierung eng.
„Dieses Quartier wird Beeck und Duisburg viel geben“: Die Kusep-Gruppe ist der Ankermieter des neuen Beecker Pflegezentrums. Die Geschäftsführer René Brostmeyer (links) und Vahap Canbay begleiten die Sanierung eng. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

„Dieses Quartier wird Beeck und Duisburg viel geben“, findet Vahap Canbay und will nicht nur Mieter, sondern demnächst auch Eigentümer sein. Die Kaufverhandlungen mit dem Investor laufen bereits. Dann würde die Kusep-Gruppe auch ein schon bezogenes Miethaus (Prinz-Heinrich-Straße 3 bis 5) kaufen. Das gehört ebenfalls zum früheren Brauerei-Grundstück, nicht aber zum Pflegezentrum.

>> PROJEKTVERANTWORTLICHER IST IN DUISBURG KEIN UNBEKANNTER

● Für die Bielefelder Investorengruppe verantwortet der Bochumer Projektentwickler Frank Tschöke das Millionenprojekt in Beeck. Er hat in Duisburg bereits das Rheinhauser Problemhaus In den Peschen saniert.

● Die einzelnen Gebäude im Quartier sind zwischen 1927 und 1984 gebaut worden und haben nach der Sanierung insgesamt eine vermietbare Fläche von fast 6600 Quadratmetern.

● Die Kusep-Gruppe (kurz für „Kultursensible Pflege“) existiert seit 2012 am Stammsitz an der Emscherhüttenstraße in Laar. Inzwischen hat sie sieben Töchter inklusive Förderverein und will künftig weiter expandieren. „Allein als ambulanter Pflegedienst hätten wir nicht überleben können, auch aufgrund des Pflegekraftmangels“, begründet Vahap Canbay die Ausweitung auf andere Spaten.