Duisburg. Die Stadt Duisburg hat 2019 die direkte Busverbindung zwischen Beeckerwerth und Meiderich gekappt. Betroffene fordern weiterhin Verbesserungen.
Der Ärger und die Enttäuschung über den aktuellen Nahverkehrsplan ist in Beeckerwerth auch fast zwei Jahre nach dessen Einführung am 27. Oktober 2019 noch immer groß. Ob Jugendliche oder Senioren, ohne Auto fühlen sich die Menschen im Stadtteil abgehängt, seitdem die direkte Busverbindung nach Meiderich gekappt ist. Seither fahren diese Pendler über Ruhrort, aber gerade ältere Menschen beschweren sich über zu knappe Umstiegszeiten und dadurch zu lange Wartepausen. Sie setzen ihre Hoffnung auf Nachbesserungen, zumal die Stadt und die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) an neuen Konzepten für die einzelnen Bezirke arbeiten.
Natürlich gibt es beim Nahverkehrsplan nicht nur Verlierer, sondern auch Gewinner. Dazu zählte bisher Daniela Breuer. Die Berufspendlerin aus Kaldenhausen arbeitet in Laar in der Ganztagsbetreuung der Grundschule und konnte zuletzt von der neuen Direktverbindung der Linie 922 zwischen Rheinhausen und Beeckerwerth profitieren, deren Busse auch in Homberg, Ruhrort und Laar halten. „Ich nutze diese durchgehende Verbindung auf dem Heimweg, zur besten Feierabendverkehrszeit, bin aber nicht auf sie angewiesen“, sagt die 39-Jährige. Tatsächlich sei die 922 ab dem Ruhrorter Bahnhof geradezu leer, da viele weitere Buslinien enggetaktet über den Rhein fahren.
Fahrgastverband „Pro Bahn“ sieht im Duisburger Fahrplan eine Kampfansage an die NIAG
„Das ist Murks. Diese neue Verbindung braucht niemand, aber alle brauchen die direkte Verbindung nach Meiderich“, sagt Daniela Breuer. Sie fasse damit auch die Meinung vieler Grundschuleltern, Kollegen und weiterer Pendler zusammen. Dazu gehört auch Klaus Brüggenwerth aus Beeckerwerth: „Es ist wirklich ein Armutszeugnis der DVG, dass die Busverbindung nach Meiderich nach Homberg umgeleitet wurde. Die Umsteigesituation in Ruhrort ist absolut unzumutbar, zumal die meisten Leute gar nicht nach Homberg, sondern nach Meiderich wollen.“
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Der Fahrgastverband Pro Bahn NRW teilt diese Kritik und stellt seit Oktober 2019 ein bewusstes Überangebot in Homberg und Rheinhausen fest, hinter dem eine strategische Entscheidung stecke, die nicht an Kundenwünschen orientiert sei. „Das ist eine Kampfansage an die NIAG“, erläutert Verbandssprecher Lothar Ebbers. Demnach hat die Stadt Duisburg und deren Tochter DVG die Buslinien im Duisburger Westen auf Kosten anderer Verbindungen verstärkt, um die Moerser Konkurrenz aus dem lukrativen linksrheinischen Duisburg zu vertreiben. „Das hat aber nicht gefruchtet, die NIAG hat sich nicht zurückgezogen.“
Zu wenige Fahrgäste zwischen Beeckerwerth und Meiderich
Dagegen ist laut der Duisburger Verkehrsgesellschaft der Hauptzweck der Linie 922 die Direktverbindung zwischen Ruhrort und Rheinhausen und damit insgesamt eine bessere Anbindung des südwestlichen Stadtgebiets mit dem nordöstlichen Duisburg. Zudem hätten die alte Linie 907 zwischen Beeckerwerth und Meiderich mit ihren großen Gelenkbussen „damals insgesamt relativ wenige Fahrgäste“ genutzt, verteidigt DVG-Sprecherin Kathrin Naß die vom Stadtrat beschlossene Fahrplanänderung 2019.
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Seither gingen bei der DVG nur „vereinzelte Kundenrückmeldungen“ ein, die die alte Linienführung zurückfordern. „Ebenso gab es auch positive Rückmeldungen, dass nun eine Direktverbindung von Beeckerwerth nach Homberg existiert“, sagt Naß und ergänzt, dass Schulbusse auch weiterhin die alte Strecke fahren.
Dem Vorwurf, dass Beeckerwerther ohne Auto jetzt abgehängt seien, widerspricht Kathrin Naß entschieden: „Im Grunde hat man in Duisburg von überall einen Anschluss überall hin.“ Der Ortsteil sei über die aktuelle Buslinie 907 immer noch mit den östlicher gelegenen Stadtteilen angebunden, und „mit dem Umstieg in die 909/910 auch ohne große Zeitverluste weiterhin mit Meiderich“.
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Das sehen Betroffene bekanntermaßen anders und hoffen deshalb, dass sie künftig wieder besser nach Meiderich pendeln können, sobald die DVG ihr Konzept für Meiderich/Beeck vorlegt. „Derzeit gibt es keine konkreten Pläne, die Direktverbindung wieder einzusetzen“, sagt Naß, will sie aber für die Zukunft nicht ausschließen und betont pflichtbewusst, dass die Verkehrsgesellschaft immer eng mit der Stadt zusammenarbeite, „um das Angebot für die Fahrgäste ständig zu verbessern“.
Gewinner des Duisburger Fahrplans können schlagartig zu Verlierern werden
Eine solche Verbesserung für die Pendler sollte, wenigstens, ein häufigerer Anschluss zwischen Ruhrort und Meiderich sein, findet Lothar Ebbers von Pro Bahn. Dies würde auch Daniela Breuer unterstützen, die sich grundsätzlich einen attraktiveren ÖPNV für Duisburg wünscht und diesbezüglich weiterhin auf die Stadt und die DVG setzt.
Dabei wurde sie jetzt schlagartig von einer Gewinnerin des Fahrplans zu einer Verliererin. Denn seit dem 18. August gilt das neue Bezirkskonzept für Rheinhausen und nun fahren weniger Busse vor ihre Haustür. Wegen ungünstiger Umstiege nutzt sie die 922 nicht mehr. Ihr aktueller Arbeitsweg führt sie jetzt über Moers nach Ruhrort – wie damals vor der Fahrplanänderung 2019.
>> Pro Bahn: Duisburg ist beim ÖPNV das Schlusslicht der deutschen Großstädte
● „Der Nahverkehrsplan insgesamt ist für uns eine Enttäuschung“, sagt Lothar Ebbers, Sprecher von Pro Bahn NRW, und bezieht auch bereits erfolgte Nachbesserungen ein. Er sei ohne ausreichende Bürgerbeteiligung erstellt und durchgepeitscht worden. „Die Großstadt Duisburg hat für ihr aktuelles Nahverkehrsangebot mindestens 200.000 Einwohner zu viel“, ordnet Ebbers die Situation an.
● Deshalb schafft es Duisburg aus Sicht des Fahrgastverbands Pro Bahn NRW nicht, Autofahrer als Neukunden für den ÖPNV zu gewinnen, behindere dadurch die Verkehrswende und sei als Oberzentrum beim Nahverkehr zurecht bundesweites Schlusslicht.