Duisburg-Rheinhausen. Die Ausgangsbeschränkungen der Coronakrise treibt seltsame Blüten. Bürgerschützin Daniela Breuer funktionierte ihren Flur zur Trainingsfläche um

Zwischen grünen Zimmerpflanzen und kissenverziertem Sofa legt sie ihre rot-schwarze Waffe an, blickt durchs Zielrohr und drückt ab. Keine Sorge: Hier geschieht gerade weder ein Mord, noch wird der neueste Tatortkrimi gedreht. Vielmehr dient die Zielscheibe an der Haustüre und die gezückte, ungeladene Waffe dem Heimtraining. „Durch die Corona-Pandemie ist unser Sportverein vom Kontaktverbot betroffen“, sagte Daniela Breuer, Sportleiterin und Pressewartin des 70 Mitglieder starken Bürgerschützenvereins (BSV) Rheinhausen-Bergheim.

Viele Schützen aus den über 30 Duisburger Schützenvereinen können aktuell nicht ins Vereinsheim. Zu den Vereinsheimen gehört auch die mit elektronischer Schießanlage ausgerüstete Halle an der Krefelder Straße, in der die Schützen normalerweise trainieren.

Eine geladene Waffe ist Tabu

Der Trainingsstopp ist jedoch kein Grund, das Training einzustellen, wie Breuer auf kreative Art beweist. Die 37-Jährige funktionierte vor drei Wochen ihren Flur in eine Trainingsstätte um. Auf der Innenseite ihrer Wohnungstüre befestigte sie mit zwei Klebestreifen eine Scheibe auf. Die Scheibe hängt 1,40 Meter über dem Boden. Auf der Scheibe malte sie einen schwarzen Punkt mit 30,5 Millimeter Durchmesser auf. Der Punkt wird von einem weißen und einem hellbraunen Kästchen umrahmt. „Wichtig ist, dass die Strecke bis zur Scheibe lang genug ist und man ein Luftgewehr oder eine Luftpistole mit Trockentrainings-Abzug besitzt“, erklärte Breuer, denn: „Weder will man sich noch andere in ungewohnter Umgebung verletzten. Eine geladene Waffe ist Tabu.“ Zudem würde ein munitionsgeladener Schuss Wohnungseinrichtungen zerschießen und auch die Nachbarn wären nicht amüsiert.

Körperhaltung und Atmung zählen

Daniela Breuer und ihre Vereinskollegen beim normalen Schießbetrieb, der seit einigen Wochen nicht mehr möglich ist.
Daniela Breuer und ihre Vereinskollegen beim normalen Schießbetrieb, der seit einigen Wochen nicht mehr möglich ist. © Breuer

Breuer hat in ihrem zehn Meter langen Flur ihrer Dachgeschosswohnung Platz. In voller Montur macht sich Breuer bereit. Der Abzug ihres viereinhalb Kilogramm schweren Sportgewehrs lässt sich spannen, ohne, dass die Waffe geladen werden muss – Vorzugsweg und Druckpunkt inklusive. Breuer schießt 40 Mal. Es erklingt nur der metallische Klang des Trockenabzugs, weil lediglich Luft verschossen wird. Da es keine Schusstreffer gibt, braucht es auch keine Ringmarkierungen.

Atmen, zielen, abziehen

Aber wozu Schießsport üben, wenn es keine Treffer gibt? Für Breuer gibt’s klare Gründe: „Ein Schusstreffer ist das sichtbare Ergebnis aus dem korrekten Ablauf von Körperhaltung, Atmung, Zielen und Abziehen. Das gilt es, stetig zu trainieren.“

Eine Strategie, um ohne elektronische Zählanlage die korrekte Anzahl an Schüssen zu absolvieren, hat Breuer ebenfalls in petto: Sie baute 40 Spielfiguren auf einem improvisierten Anschuss-Tisch auf. Bei jedem „Laden“ des Gewehres wird eine Figur weggestellt.

Hier gibt es mehr Artikel aus dem Duisburger WestenDie Heimübung will Breuer auch beibehalten, wenn die Trainingsstätten wieder offen stehen: „Mit dem Heimtraining können wir Zuhause bleiben und trainieren“, sagte Breuer und freut sich auf die kommenden Heimtrainingseinheiten.