Duisburg-Beeck. Im Kampf gegen Lkw-Lärm ringen die Anwohner der Möhlenkampstraße in Beeck seit Jahren mit der Stadt Duisburg. Warum sie nicht aufgeben wollen.

Heike Telljohann kommt sich oft vor wie Don Quijote, der gegen Windmühlen kämpft. Nur sind ihre Windmühlen die Lastwagen, die in Duisburg die Möhlenkampstraße entlangfahren. Schon seit neuneinhalb Jahren setzt sie sich mit ihrem Ehemann Horst und ihren Nachbarn in Beeck gegen Straßenlärm ein.

„Ab vier Uhr morgens brettern hier die Laster durch. Das ist unerträglich“, klagt Heike Telljohann, die in einem kleinen Reihenhaus gegenüber der Friedhöfe wohnt. Täglich seien es bis zu 100 Lastwagen, die von frühmorgens bis spätabends durch die Nachbarschaft „rasen, dass einem Angst und Bange wird“. Zwar fahren dort inzwischen keine krachenden Brammen mehr, und die Schwerlaster mit 40 Tonnen durchqueren die Möhlenkampstraße auch nur noch selten. Von einem Erfolg wollen die Telljohanns und ihre Mitstreiter trotzdem nicht sprechen. Denn die übrigen Lkw machen immer noch viel Lärm.

Anwohner fühlen sich im Kampf gegen Lkw-Lärm von der Stadt Duisburg allein gelassen

Lärm- Das sind die lautesten Straßen im Duisburger Norden „Die Laster fahren den ganzen Tag hier lang“, sagt Sabine Warstat, die deshalb ihr Schlafzimmer verlegt hat und jetzt nach hinten raus schläft statt zur Straße hin. Doch der Verkehrslärm stört die Anwohner nicht nur bei der Nachtruhe. „Im Sommer können wir nicht draußen im Wintergarten sitzen, geschweige denn im Garten“, bedauert Heike Telljohann, die sich von der Stadt Duisburg allein gelassen fühlt.

Denn ein Beschluss der Bezirksvertretung verpflichte die Verwaltung längst dazu, die Durchfahrt von Lkw über sieben Tonnen zu verhindern. „Die Stadt weigert sich, das umzusetzen“, ärgert sich die Beeckerin und hat dies in einem prall gefüllten Aktenordner mit Unterlagen, Briefwechseln und Zeitungsartikeln dokumentiert. „Lärm macht krank, nur hier bei uns soll das anders sein?“

Keine Chance für Lkw-Durchfahrtverbot oder Tempo 30

Tatsächlich widerspricht die Stadtverwaltung der Ansicht, dass es an der Möhlenkampstraße ungesund laut sei. Zuletzt hatte sie im Januar 2019 festgestellt, dass dort die gesetzlichen Lärmgrenzwerte weder tags noch nachts überschritten werden. Demnach fehlt für Lkw-Durchfahrtsverbot ebenso die rechtliche Grundlage wie für ein lärmminderndes Tempo 30.

Ostermann-Möbelhaus für Duisburg- Baustart im Jahr 2022? „Es wurde hierbei bewusst mit erhöhten Belastungszahlen gerechnet, um etwaige Abweichungen bei der Zählung zu berücksichtigen; die tatsächliche Belastung ist daher geringfügig niedriger anzusetzen“, hieß es damals in der Antwort an Heike Telljohann. Die Fachleute im Rathaus verwiesen außerdem darauf, dass es sich ebenfalls nicht um einen Unfallschwerpunkt handle und dass auch die Straßenbaubehörde bei einer Begutachtung keine Straßenschäden bemerkte, die Tempo 30 rechtfertigen könnten. Vielmehr sei die Möhlenkampstraße eine innerörtliche Hauptstraße und damit als Rettungsweg und für den Wirtschaftsverkehr wichtig.

Zwar erkennt die Stadt die Situation „unbestritten“ als eine Belastung für die Anwohner an, „dennoch reicht die Lärmbelastung in der Wohnnachbarschaft der Möhlenkampstraße nicht aus“, um ein Lkw-Durchfahrtverbot oder Tempo 30 anzuordnen.

Hoffnung bleibt nach jahrelanger Odyssee durch die Behörden und Gremien

Damit wollten sich die Nachbarn nicht abfinden und schalteten den Petitionsausschuss des Landtags ein, der sich jedoch – wie schon zuvor die Bezirksregierung Düsseldorf – der Ansicht der Duisburger Verwaltung anschloss.

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Aufgeben wollen die Betroffenen nach dieser jahrelangen Odyssee durch die Behörden und Gremien aber nicht. „Wir geben die Hoffnung nicht auf“, betont Horst Telljohann, zumal die Laster weiterhin über die Möhlenkampstraße fahren, wenn sie beispielsweise zu Thyssenkrupp wollen oder zum Hafen. Da nach neuneinhalb Jahren Kampf ein Durchfahrtverbot für schwere Lastwagen ebenso aussichtslos scheint wie Tempo 30 vor der Haustür, würde er sich zumindest andere Maßnahmen wünschen – vielleicht Flüsterasphalt oder effektive Lärmschutzfenster.

Beecker Ratsfrau fordert Lösungsvorschläge von der Stadt Duisburg

Dass sich die Situation in der Nachbarschaft seit Jahren nicht verbessert, damit will sich die Beecker Ratsfrau Jülide Celenk ebenfalls nicht abfinden. „Ganz viele Anwohner leiden unter dem enormen Lkw-Lärm“, so die Sozialdemokratin. Da es unter den Betroffenen „sehr viel Frust und sehr viel Unverständnis“ gebe, erwarte sie mehr von der Stadt Duisburg, als immer nur Maßnahmen abzulehnen. „Die Verwaltung muss auf jeden Fall Lösungsvorschläge machen“, fordert Jülide Celenk – und die sollten natürlich nicht weitere neuneinhalb Jahre auf sich warten lassen.

>> NICHT IM LÄRMAKTIONSPLAN AUFGEFÜHRT

● Die Stadt Duisburg dokumentiert alle fünf Jahre im Lärmaktionsplan die Geräuschbelastung durch Autobahnen, Straßen und Schienenwege. 30 von stadtweit 144 besonders lauten Orten liegen demnach im Bezirk Meiderich/Beeck, die meisten davon in Mittelmeiderich.

● Aufgeführt ist die Möhlenkampstraße, die etwa zum Anfahrtsnetz von Ikea gehört, in dieser Liste nicht. Nachvollziehen können dies die Anwohner nicht. „Dieselben Laster, die auf der Bürgermeister-Pütz-Straße fahren, kommen auch hier bei uns vorbei“, so Horst Telljohann – und diese Straße in Meiderich steht im Lärmaktionsplan.