Duisburg-Walsum. Das Brauhaus Urfels in Duisburg erhält sechsmal in Folge den Ehrenpreis „Meister.Werk.NRW“. Was es zu den besten Brauereien im ganzen Land macht.
Das Brauhaus Urfels ist eines der besten im ganzen Land und wurde deshalb vom Landwirtschaftsministerium mit dem Ehrenpreis „Meister.Werk.NRW“ ausgezeichnet. Erst seit wenigen Jahren würdigt dieser Preis auch Brauereien mit Vorbildcharakter, und der kleine Betrieb aus Duisburg-Walsum, nahe des Rheins, räumt ihn seither regelmäßig ab – jetzt schon zum sechsten Mal in Folge.
Für Christian Mönig, Betriebsleiter seit 1995, ist diese Auszeichnung „wie ein Michelinstern“, und auch seine einzige Mitarbeiterin Ricarda Jäger ist merklich stolz auf die Auszeichnung für die Minibrauerei an der Römerstraße. „Ich fühle mich geehrt“, sagt die 28-Jährige und freut sich „mit anderen, größeren Brauereien mithalten zu können, die ganz andere Voraussetzungen haben“.
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Allerdings schaut die Jury nicht auf Branchenriesen wie die König-Brauerei, sondern auf Handwerksbetriebe mit nur einer geringen Produktionsmenge. Unter allen Teilnehmern ist jedoch das Brauhaus Urfels mit jährlich etwa 1000 Hektolitern Bier der kleinste Betrieb und beeindruckt dennoch alljährlich die Jurymitglieder.
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Zwar ist Betriebsleiter Mönig inzwischen nicht mehr so aufgeregt wie noch bei der ersten Teilnahme an dem Wettbewerb, doch ein Selbstläufer ist der Erhalt des Ehrenpreises für ihn auch heute nicht. Denn um immer die Kriterien bestmöglich zu erfüllen, erhöhen die beiden Brauer stets ihre Ansprüche und versuchen, Arbeitsabläufe zu verbessern; manchmal auch durch Kleinigkeiten wie mit einer neuen Reinigungsmethode. Denn die Landesregierung bewertet für den Preis etwa Nachhaltigkeit, Lohn nach Tarif, die Produktqualität, Hygiene oder regionale Herstellung.
„Wir ruhen uns nicht auf unseren Preisen und Ehrungen aus, sondern müssen und wollen immer wachsam bleiben“, sagt Ricarda Jäger, die für die Auszeichnungen auch verantwortlich macht, dass sie mit ihrem Chef seit rund sechs Jahren ein eingespieltes Team ist.
Aus Walsum kommen gleich drei Biersorten mit Goldmedaille
So ist nicht nur die Brauerei preisgekrönt, sondern auch längst deren Biere. Die Rezepturen müssen die beiden Braumeister stets anpassen, weil sich etwa das Gerstenmalz von Ernte zu Ernte ändert oder auch Werte des natürlichen Mineralwassers aus Walsum schwanken, das sie als Brauwasser nutzen. Alle drei ständigen Hausbiere – das feinherbe Walsumer Hell, das mildmalzige, obergärige Dunkelbier und das Bernsteinbier – sind von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) jeweils mit der Goldmedaille ausgezeichnet.
„Ich bin vor Freude durch die Brauerei gehüpft“, erinnert sich Christian Mönig und bekommt immer noch Gänsehaut, wenn er darüber redet. Denn für solch eine kleine Brauerei seien all diese Preise und Ehrungen ganz außergewöhnlich.
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Jungbrauerin schwört auf stark gehopfte Biere mit viel Alkohol
Ebenfalls außergewöhnlich sind auch die vielen kreativen Rezeptideen, die das eingespielte Duo künftig gerne neben seinem „saisonalen Bierkarussell“ ausprobieren möchte. „Ich stehe voll auf Hopfen“, schwärmt Jungbrauerin Ricarda Jäger, sie fährt auf dessen starken, bitteren Geschmack ab.
Ohnehin sieht sie es als reines Vorurteil an, dass Frauen vor allem auf die als Mädchenbiere verschrieenen Mischgetränke stehen. Tatsächlich stellt die 28-Jährige am liebsten starke Biere her, die natürlich auch gerne von anderen Frauen getrunken werden. Ganz oben auf ihrer Wunschliste ist ein „India Pale Ale“, stark gehopft, sehr bitter und mit viel Alkohol.
Dagegen würde sich Christian Mönig gerne an einem Alkoholfreien versuchen, das sei technisch besonders aufwendig.
Flaschenbiere aus Walsum sind in der Corona-Krise stark nachgefragt
Aktuell kommen die beiden jedoch nicht zu solchen Herzensprojekten, denn ihre Getränke sind „in der Corona-Krise viel, viel stärker nachgefragt“. Für kreative Geschmacksexperimente bleibt den preisverwöhnten Brauermeistern derzeit gar keine Zeit.
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Zwar seien insgesamt die Verkaufszahlen durch die Zwangspause der Gastronomie zurückgegangen, der Absatz der Flaschenbiere hat sich demnach aber verdoppelt, und auch die regionalen Verkaufsstellen sind von 18 auf nun 30 gestiegen. Seit den Corona-Lockerungen ist auch wieder der Biergarten an der Römerstraße sehr gefragt.
Derweil sprudelt dennoch weiterhin die Kreativität, und der Ehrgeiz bleibt geweckt, wie Ricarda Jäger deutlich macht: „Wir wollen alle unsere Titel natürlich verteidigen.“ Die Chancen dafür stehen gut.
>> WEITERES TRADITIONSHANDWERK VERTRETEN
● Mit dem Ehrenpreis Meister.Werk.NRW 2021 wurden insgesamt acht Brauereien ausgezeichnet, die die Kriterien der Jury erfüllen konnten.
● Neben dem Brauereigewerbe wird dieser Preis auch an Bäckereien, Metzgereien und Konditoreien vergeben und würdigt „soziale und wirtschaftliche Verantwortung für die Region“.
● Ein weiterer diesjähriger Preisträger aus Duisburg ist die Marxloher Fleischerei Schönnenbeck.