Duisburg-Marxloh. Rhenania Hamborn aus Marxloh hat den Heimat-Preis der Stadt Duisburg bekommen. Er würdigt ehrenamtliche Integrations- und Bildungsprojekte.
Die Freude ist echt und der Kinderjubel groß. Übungsleiterin Haticeelaela Tekes greift ins Ballnetz, fischt den ersten Fußball heraus und wirft ihn ihrer Gruppe zu. Dann den zweiten, dritten, vierten. Schnell haben alle zehn Grundschüler ihren eigenen Ball, dribbeln und schießen ihn über den Kunstrasenplatz. So beginnt für sie am Freitagmorgen der letzte Tag der Sportferienaktion vom SV Rhenania Hamborn. Es ist das erste Angebot seitdem der Fußballverein aus Marxloh von der Stadt Duisburg mit dem Heimat-Preis ausgezeichnet wurde.
Gewürdigt wird mit dem Preis, der auf eine Initiative der Landesregierung zurückgeht, das ehrenamtliche Engagement für Kinder und Jugendliche, das Sport, Bildung und Integration verbindet. „Wir setzen uns als Verein für Integration durch Sport ein, wir machen das aus Überzeugung“, sagt der Vorsitzende Cafer Kaya. Ebenso wichtig sei dem Sportclub aber auch, den Menschen im Stadtteil eine Zukunftsperspektive zu eröffnen, ob sie nun aus armen Familien stammen oder einen Migrationshintergrund haben.
Hausaufgabenhilfe ist wichtiger Bestandteil der Vereinsarbeit
Auch interessant
Dabei ist die seit 2007 angebotene Hausaufgabenhilfe essenziell. Sie ist stark nachgefragt, spendenfinanziert und wird viermal pro Woche angeboten. Pädagogikstudenten der Uni Duisburg betreuen sie. Für die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler ist das Angebot kostenlos. Ihre Eltern können für sie meist keine private Nachhilfe bezahlen.
Durch die Corona-Pandemie und den Lockdown bleiben die Räume für die Hausaufgabenhilfe zunächst zwar geschlossen, doch sie soll demnächst durch den Bau einer Begegnungsstätte ausgeweitet werden. Auf der Sportanlage Warbruckstraße, die noch drei weitere Fußballclubs nutzen, rollen aktuell die Bagger, um einen neuen Kunstrasenplatz anzulegen. Auf einer Wiese ist auch schon der Grundriss für die Begegnungsstätte abgesteckt.
Kostenlose Angebote für Kinder aus dem Duisburger Norden
Doch die Hausaufgabenhilfe ist nur eines von vielen Angeboten. „80 Prozent unserer Projekte sind sozial“, sagt Cafer Kaya. Sie seien kostenfrei und größtenteils für alle Kinder und Jugendliche im Duisburger Norden geöffnet, insbesondere alle Ferienangebote, für die Rhenania mit Marxloher Schulen und der Familienhilfe der Awo Integration zusammenarbeitet.
So sind auch die 30 Kinder, die gerade auf dem Fußballplatz in kleinen Gruppen Fangen oder Völkerball spielen, längst nicht alle Mitglieder bei Rhenania. Die meisten der Sieben- bis Dreizehnjährigen sind auch keine Jugendkicker und treiben nicht regelmäßig Sport.
Marxloher Kinder sind mit der Corona-Pandemie überfordert
„Es ist total schön, dass wir mit den Kindern in den Ferien etwas machen können“, sagt Übungsleiterin Haticeelaela Tekes. Die 23-Jährige studiert Soziale Arbeit und spielte früher selbst bei Rhenania Hamborn. „Ich bin hier auf dem Platz aufgewachsen, war fast jeden Tag beim Torwarttraining.“ Auch heute fühle sie sich an der Warbruckstraße jedes Mal willkommen und möchte dazu beitragen, dass die Kinder aus Marxloh sich jetzt ebenso willkommen fühlen. „Sie sind alle sehr glücklich“, sagt sie und wie zur Bestätigung dribbelt ihre Gruppe wieder vergnügt mit den Fußbällen los.
Die jungen Teilnehmer wirken geradezu unbeschwert und aufgedreht, Sport und Bewegung ist für sie ein Ventil im Lockdown. „Die Kinder sind total überfordert mit der Corona-Pandemie“, sagt Haticeelaela Tekes, „umso schöner ist es, dass sie jetzt hier sind.“
Zu wenige Sportangebote durch den Lockdown
Die Kinder dürfen seit über einem Jahr wegen Corona nur sporadisch auf den Fußballplatz. Das macht Spielerinnen wie Helim Demirel (12) und den Schwestern Zara (10) und Zelal Yildizhan (13) zu schaffen, die gewohnt sind, regelmäßig zu trainieren. Über das Ferienangebot freuen sie sich sehr. „Wir konnten in den Ferien nicht viel machen“, sagt Helim. Auch wenn das Kinder- und Jugendtraining zumindest bedingt wieder stattfinden darf, findet sie, „dass solche Angebote im Lockdown fehlen“.
Ohnehin mag die Zwölfjährige es sehr, dass aktuell auch Kinder dabei sind, die nicht in einem Sportclub angemeldet sind. Denn so sind die Übungen vielseitiger als ein reguläres Training. Der Kooperationspartner, das Oberhausener Fußball-College, ist auf Ferienaktionen spezialisiert. „Für jeden ist etwas dabei“, freut sich Helim, der es aber auch gelegen kommt, dass nicht nur echte Sportskanonen dabei sind. „Ich bin richtig unsportlich geworden“, bedauert sie, „vor der Pandemie war ich viel besser im Fußball als jetzt“. Trotzdem haben Helim, Zara und Zelal Spaß und hoffen, dass in ihren jeweiligen Fußballvereinen möglichst kein Training mehr ausfällt.
Rhenania Hamborn plant eine Ausbildungsbörse
In die Zukunft schaut auch schon Rhenania Hamborn und will den Ferienspaß im Sommer durch ein Nachhilfeangebot ergänzen. Außerdem möchte der Fußballverein die Zusammenarbeit mit Marxloher Schulen, der Kreishandwerkskammer und der IHK ausbauen. Geplant ist eine Ausbildungsbörse.
Ausgezeichnet findet die Stadt Duisburg solch ein Engagement. Der Heimat-Preis für Rhenania Hamborn ist mit 5000 Euro dotiert. Das Preisgeld wird in weitere Projekte fließen, die die Integration durch Sport fördern und mit Bildungsangeboten verbinden.
>> DREI DUISBURGER VEREINE BEKOMMEN DEN HEIMAT-PREIS 2020
● DenHeimat-Preis 2020 haben drei Duisburger Vereine verliehen bekommen. Neben dem SV Rhenania Hamborn 1949 auch der Heimatverein Hamborn und das Zentrum für Integrations- und Migrationsarbeit Ziuma.
● Rhenania Hamborn engagiert sich bei der Integrationsarbeit auch für Antirassismus. Bei der Internationalen Woche gegen Rassismus beteiligte sich der Verein jüngst mit einem Video.
● Weitere Informationen auf www.rhenania-hamborn.de.