Duisburg-Laar. Die Stadt Duisburg ist mit der Bilanz des Förderprogramms „Soziale Stadt“ in Laar zufrieden, der Runde Tisch nicht. Das sind die Gründe.
Die Fördermillionen des nun auslaufenden Programms „Soziale Stadt“ hatte das kleine Duisburg-Laar dringend nötig, findet der örtliche Runde Tisch. Mit dem Geld sind seit 2014 demnach viele gute Projekte angestoßen worden, doch ein für die Menschen wichtiges Ziel bleibt unerreicht. „Die Zielsetzung, die soziale oder wirtschaftliche Lage mit städtebaulichen Mitteln zu verbessern, kann nicht erfolgreich sein“, resümiert die Vorsitzende des Runden Tisches Laar, Sigrid Goetting-Schlitt. Genau diese Hoffnung hätten die Menschen aber mit dem Programm verknüpft.
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„Laar ist ein kleiner Ortsteil mit Dorfcharakter und circa 6000 Einwohnern, bei dem fast jeder zweite einen Migrationshintergrund hat. Fast ein Drittel ist arbeitslos, darunter sind viele Langzeitarbeitslose“, stellt die Vorsitzende ihre Heimat kurz vor. Zudem würden rund 40 Prozent aller Kinder von Hartz IV leben, und jeder siebte Haushalt sei verschuldet. Daher sollten die Investitionen auch erreichen, dass verstärkt junge Familien mit mittlerem Einkommen zuziehen.
Trotz Fördermillionen: Den Menschen in Duisburg-Laar fehlen Perspektiven
„Die Menschen sollten bessere Perspektiven haben, höher qualifiziert sein und bessere Beschäftigungsmöglichkeiten erhalten“, so Goetting-Schlitt. Das sei jedoch gescheitert. Ihr zufolge fehlen weiterhin Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen und Begegnungsangebote zwischen verschiedenen Kulturen. Außerdem brauche es mehr Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche, Sprachförderung oder Hilfen bei schulischen Problemen. „So tolle Projekte wie die der Duisburger Werkkiste oder von Tausche Bildung für Wohnen fehlen in Laar.“
Dagegen gab es aber auch erfolgreiche Strukturen, die durch die „Soziale Stadt“ aufgebaut wurden und jetzt auslaufen oder bereits weggefallen sind. So bekommt der Stadtteilausschuss kein Geld mehr und ist inzwischen aufgelöst. In diesem Ausschuss haben Politik, Stadt und Einwohner die Maßnahmen des millionenschweren Förderprogramms begleitet.
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Passé ist mit dem Ausschuss auch der Etat, mit dem jährlich für rund 30.000 Euro Projekte und Vorhaben von Vereinen, Initiativen oder Einrichtungen unterstützt wurden. So erinnert Goetting-Schlitt, die die Vertreterin der Bürgerschaft im Stadtteilausschuss war, an ein Graffiti-Projekt, mit dem die Jugendlichen aus dem Mädchenwohnheim mit dem Künstler Marten Dalimot den Musikpavillon im Florapark auf Vordermann gebracht haben. Zudem verweist sie auf generationsübergreifende Bewegungsangebot oder ein Schulmusikprojekt.
Mit dem Quartiersbüro geht eine wichtige Anlaufstelle verloren
Die Laarer trifft jedoch besonders, dass das Quartiersbüro der EG DU schließt. Eine Unterschriftenaktion zum Erhalt war vergebens. „Das war eine wichtige Anlaufstelle, wo man gehört wurde und wo auch Reaktionen erfolgten“, so Goetting-Schlitt. Ob wilde Müllkippen oder Ärger in der Nachbarschaft oder mit Behörden, das Quartiersbüro sei für viele Laarer die erste Adresse gewesen, um Hilfe zu bekommen.
„Das Büro hat im Stadtteil zu einer positiveren und konstruktiveren Zusammenarbeit geführt“, lobt sie. Es sei zwischen Bürgern, Behörden, Organisationen und Einrichtungen Bindeglied gewesen. Daher hoffe der Runde Tisch, dass vielleicht ein anderer Träger die Anlaufstelle fortführt, damit auch die aufgebauten Netzwerke nicht verkümmern.
Das Programm ermöglichte viele Projekte
Bei aller Kritik blickt Sigrid Goetting-Schlitt aber auch auf Erfolge: „Die Investitionen waren auf jeden Fall erforderlich. Es hat sich viel getan im Stadtteil.“ Der Bunker am neugestalteten Marktplatz ist abgerissen. Dort und andernorts sind zudem neue Spielplätze entstanden. Stark befürwortet wurde ebenso, dass Schrotthäuser an der heruntergekommenen Friedrich-Ebert-Straße abgerissen werden sollten, um die einstige Einkaufsmeile wieder attraktiv zu machen. Entstehen wird ein Park mit Spielmöglichkeiten und eine Grünverbindung zum Rheindeich.
„Das entwickelte sich zur Farce“, erinnert sich Sigrid Goetting-Schlitt. Nachdem die ersten Gebäude abgerissen waren, stockte das Vorhaben, weil Eigentümer ihre Grundstücke nicht verkaufen wollten. So gärte über Jahre der Umut im Stadtteil über vollmundige Versprechen, die die Stadt mutmaßlich nicht einhielt. Erst kürzlich besänftigte die Verwaltung die Laarer, als sie mitteilte, dass alle nötigen Flächen gekauft werden konnten.
Ebenfalls wird demnach der Deichpark gebaut, nachdem das Projekt wegen der Deichsanierung mehrfach verschoben wurde. Zumindest der erste Bauabschnitt soll bald beginnen.
Runder Tisch Laar: „Es gibt noch viel zu tun“
Letztlich habe die Soziale Stadt längst nicht alle Erwartungen erfüllt, findet Sigrid Goetting-Schlitt, aber dennoch viel im Stadtteil verbessert. Wenn auch nicht genug. „Es gibt noch viel zu tun.“
>> ANREIZE FÜR INVESTOREN
● Durch die Soziale Stadt flossen rund sechs Millionen Euro an Fördergeld nach Laar. Das hat auch Anreize für Investoren geschaffen, wie Sigrid Goetting-Schlitt vom Runden Tisch betont. So baut etwa die Gebag Wohnhäuser auf dem Gelände der abgerissenen Hauptschule.
● Am beliebten Fassadenprogramm haben sich auch Privatinvestoren beteiligt. Insgesamt wurden laut laut Stadtteilmanagerin Wiebke Claussen 67 Fassaden für gut 270.000 Euro verschönert.
● Die geplante Verschönerung der Ortseingänge kann nicht beendet werden. Die dafür nötigen Grundstücke sind nicht im städtischen Besitz.