Duisburg-Hamborn. Die SPD hat den Duisburger Wahlkreis Alt-Hamborn an die CDU verloren. Jetzt diskutieren die Mitglieder des Ortsvereins, wie das passieren konnte.

Spürbar gedrückte Stimmung, betretene Gesichter, ein wenig Wut: All das versammelt sich am Dienstagabend in den Räumen des Türkisch-Deutschen Unternehmer- und Akademikervereins in Duisburg-Hamborn, genauso wie die Mitglieder des SPD-Ortvereins Alt-Hamborn/Obermarxloh. Bei der Kommunalwahl ging der Direktwahlkreis Alt-Hamborn für die SPD und ihren Kandidaten Muhammet Keteci, der die Diskussionsrunde am Dienstag leitet, an die CDU mit Volker Mosblech verloren. Das war für die Genossen eigentlich schon bitter genug, doch gerade im roten Stadtnorden den stadtweit einzigen Wahlkreis an die CDU zu verlieren, schlaucht die Mitglieder spürbar. Die angesetzte Wahlanalyse wird zunächst von Zahlen beherrscht – und dann von Emotionen.

Duisburger SPD verliert bei der Kommunalwahl in eigenen Hochburgen stark

Bevor es ans Eingemachte – lies: Emotionale – geht, bereitet Roland Richter von der Duisburger Stabsstelle für Wahlen die Kommunalwahl numerisch auf, tendenziell eher stadtweit, aber auch mit Blicken auf den Norden und speziell Hamborn. Besonders spannend ist der Blick auf die „Hochburgen“ der Parteien und die Entwicklung im Vergleich zur Kommunalwahl 2014.

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Eins vorneweg: Verloren hat die SPD in all diesen Hochburgen. Am meisten in denen der Grünen und Linken, aber auch in ihren eigenen, zu denen man sicherlich auch Hamborn zählen darf. 9,8 Prozent weniger Menschen haben die Roten hier gewählt. Geschlüsselt nach Altersklassen hat die SPD vor allem im Bereich der 44 bis 59-Jährigen und im Bereich 60-plus verloren, 14,4 Prozent, beziehungsweise 13,2 Prozent. „Das ist die feste Anhängerschaft der SPD“, bescheinigt Roland Richter den Genossen.

Bürgernähe und fremdsprachige Wahlplakate treiben Hamborner SPD um

Die Duisburger SPD in Hamborn sichtbarer auf die Straße bringen: Das wünschten sich die Genossen bei der Wahlanalyse unter anderem.
Die Duisburger SPD in Hamborn sichtbarer auf die Straße bringen: Das wünschten sich die Genossen bei der Wahlanalyse unter anderem. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

„Da brauch ich nicht wählen gehen, wenn ich nicht lesen kann, was da steht“, sagt ein SPD-Mitglied und beschreibt damit den Gedankengang, den er bei vielen Nichtwählern vermutet, die Wahlplakate in anderen Sprachen als Deutsch entdeckten. Dafür, und für Kritik am „Doppelwahlrecht“ für Rat und Integrationsrat von Menschen mit Migrationshintergrund erntet er viel Zustimmung. Vor allem aber, da sind sich die Genossen einig, müssten „Themen wieder so dargestellt werden, dass Bürger Interesse daran haben.“ Die Phrase „da oben in der Politik“ fällt; dass die Hamborner Mitglieder kaum Anknüpfungspunkte zur Duisburger SPD-Spitze haben, ist sehr deutlich.

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Viele Menschen, berichtet eine Dame, sähen die Abschaffung der Baumschutzsatzung nach wie vor als größten Fehler der Partei, generell sind es aber Bürgernähe und Greifbarkeit, die die Genossen vermissen – und das, obwohl das Wahlkampfteam von Muhammet Keteci von der intensiven Präsenzarbeit vor der Wahl berichtet: „Wir waren von allen Parteien am besten ansprechbar.“

SPD-Mitglieder wollen die Partei häufiger auf der Straße sehen

Einmal im Monat, mindestens aber einmal im Quartal, sollte die Partei mit Infoständen auf der Straße sein, fordert ein Mitglied und erntet große Zustimmung. Ein vergleichsweise neuer Genosse bringt es vielleicht am besten auf den Punkt: „Die SPD hat sich lange auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausgeruht. Wofür steht die SPD eigentlich? Im Moment steht da ein Fragezeichen.“

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Genauso üben die Mitglieder aber auch Kritik am Postengeschacher in den oberen Etagen. „Diese Kleinkriege müssen aufhören. Da soll es nicht um persönliche Vorteile gehen sondern um die Frage: Was kann ich für die SPD tun?“ Bezirksvertreter Claus Krönke aus Marxloh stellt sich, wie fast alle SPD-Mitglieder an diesem Abend, aber auch Fragen zur niedrigen Wahlbeteiligung: „Wenn es in einem Bezirk nur 16 Prozent Beteiligung gibt, ist das Ergebnis dann noch demokratisch?“

>> SPD IN ALT-HAMBORN: BRIEFWAHL WAR AUSSCHLAGGEBEND

• Hätte es in Alt-Hamborn nur die Urnenwahl gegeben, hätte die SPD gewonnen. Den Ausschlag für die CDU gab die Briefwahl.

• Detaillierte Informationen zur Duisburger Wahl mit vielen Statistiken und Schaubildern gibt es im ersten Wahlbericht der Stabstelle für Wahlen im Internet.