Duisburg-Nord. SPD und CDU verlieren Sitze in den drei Bezirksvertretungen des Duisburger Nordens. Die AfD erhält vor allem in Hamborn viele Stimmen.
Der gesamtstädtische Trend schlug sich am Sonntag auch im Duisburger Norden nieder: Bei der Wahl der Bezirksvertretungen (BV) in Walsum, Hamborn und Meiderich/Beeck verlieren die CDU und ganz besonders die SPD viele Stimmen. Die Grünen und die AfD legen dagegen in allen drei Bezirken kräftig zu. Dennoch behalten die Sozialdemokraten in den Rathäusern des Nordens ihre Mehrheiten und holen – mit Ausnahme von Alt-Hamborn – alle Direktmandate für den Rat der Stadt.
Die Wahlbeteiligung war im Vergleich zum restlichen Duisburg im Norden besonders niedrig, vor allem in Hamborn, wo lediglich 29,11 Prozent der Stimmberechtigten in die Wahllokale gingen.
Grüne verdoppeln ihr Wahlergebnis in allen drei nördlichen Bezirken
Während die AfD künftig in allen Bezirksvertretungen mit mehreren Mandatsträgern sitzt, hat die NPD dieses Mal nirgends die benötigte Anzahl der Stimmen erreicht. Auch Pro NRW wird kein Stimmrecht mehr haben: Die rechtsradikale Partei, deren Vertreter 2014 noch jeweils einen Sitz in den Bezirksvertretungen erlangt hatten, hat sich im vergangenen Jahr aufgelöst. Dafür zogen einige Wählerbündnisse neu in die Stadtteilparlamente ein.
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In Walsum rutscht die SPD von 45,98 auf 38,22 Prozent und hat in der Bezirksvertretung künftig einen Sitz weniger. Bezirksbürgermeister Georg Salomon dürfte mit dieser Mehrheit im Amt bleiben. Die Grünen können ihr Wahlergebnis fast verdoppeln: Erhielten sie 2014 in Walsum noch 5,92 Prozent der Stimmen, sind es bei dieser Wahl 12,34 Prozent, genug für zwei Sitze in der Bezirksvertretung.
Viel verloren hat in Walsum auch die CDU. Die Christdemokraten kommen auf 21,98 Prozent der Stimmen (2014: 25,11) und haben damit noch vier Sitze statt vormals fünf. Auf die Zusammenarbeit mit den CDU-Vertretern setzt Bezirksbürgermeister Salomon gerade in Anbetracht einer neuen AfD-Fraktion weiterhin, ebenso wie auf Grüne und Linke: „Ich gehe davon aus, dass alle demokratischen Parteien gut miteinander kooperieren werden“, sagt der SPD-Mann, der sich „erschrocken“ vom Ergebnis der AfD zeigt: „Die Walsumer Wähler haben nach meinem Eindruck im Vorfeld eigentlich etwas anderes widergespiegelt. Die AfD hat künftig eine eigene Fraktion und kann Anträge stellen, damit müssen wir umgehen.“
AfD holt in Hamborn so viele Stimmen wie in keinem anderen Duisburger Bezirk
Die Rechtspopulisten kommen in Walsum im Vergleich zu den anderen Nord-Bezirken noch am wenigsten gut weg, werden bei 11,24 Prozent der Stimmen aber fortan mit zwei Mandatsträgern zur Bezirksvertretung gehören. Mit Junges Duisburg gehört bald ein weiterer Neuling dazu: Das Wählerbündnis holt in Walsum 3,06 Prozent der Stimmen und damit einen Sitz in der Bezirksvertretung, wie auch die Linke (4,80 Prozent).
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Die AfD fährt in Hamborn ihr bestes Ergebnis in ganz Duisburg ein. 13,48 Prozent der Wähler haben ihr Kreuz bei den Rechtspopulisten gemacht, die künftig zwei Sitze in der Bezirksvertretung haben. Für die CDU sah es am Abend lange danach aus, dass sie nur noch auf drei Sitze kommt – am Ende sind es doch noch 20,96 Prozent der Stimmen und vier Sitze für die Partei, die mit Marcus Jungbauer den amtierenden Bezirksbürgermeister stellt.
Von einer „großen Enttäuschung“ spricht Jungbauer dennoch: „Wir haben uns sehr bemüht und viele Gespräche geführt.“ In Hamborn sei die SPD traditionell stärker als seine Partei, so viele Stimmverluste habe er jedoch nicht erwartet. Sein Amt als Bezirksbürgermeister will er noch nicht abschreiben: „Zuerst müssen wir die Aussagen der anderen Fraktionen abwarten.“
SPD kann Wahlerfolg von 2014 in Meiderich/Beeck nicht wiederholen
Das sieht auch SPD-Bürgermeisterkandidatin Martina Herrmann so, die trotz Mehrheit betont: „Wer Bezirksbürgermeister wird, entscheidet die Bezirksvertretung.“ Auch die SPD hat in Hamborn viele Stimmen verloren, fällt von 42,58 Prozent bei der Wahl 2014 auf 32,71 Prozent und verliert damit zwei ihrer bislang acht Sitze. „Wir haben ganz viel verloren“, sagt Herrmann, „aber ich habe vorher sogar mit noch größeren Verlusten gerechnet.“ Bei aller Enttäuschung freue sie sich aber auch über die Direktmandate für den Rat, die die SPD im Bezirk erhalten hat.
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Wie in allen Teilen der Stadt gewinnen die Grünen auch in Hamborn viele Stimmen dazu und verbessern sich von vormals 4,18 Prozent auf 8,71 Prozent. Dennoch bleiben sie in der Bezirksvertretung bei einem Sitz, ebenso wie die Linkspartei (6,18 Prozent).
Auf der Zielgeraden sind auch die Wählerbündnisse SGU („Sozial, gerecht, unabhängig“, 2,98 Prozent) und WGD („Wir gestalten Duisburg“, 3,79 Prozent) in die BV eingezogen und erhalten dort je einen Sitz. Beide erreichten die notwendige Prozentzahl erst nach Auszählung der letzten Stimmbezirke. Mit Stand von 0.10 Uhr zeigte das Informationssystem der Stadt eine Vergabe von nur 16 statt regulär 17 Sitzen in der Hamborner Bezirksvertretung an.
Grüner nennt niedrige Wahlbeteiligung „eine Katastrophe“
Bei der Kommunalwahl 2014 hatte die SPD in Meiderich/Beeck noch die absolute Mehrheit der Sitze erlangt. Davon ist sie jetzt weit entfernt: 33,38 Prozent der Stimmen (2014: 45,87 Prozent) reichen noch für sieben Sitze. Die Anteile der CDU sinken von 20,48 auf 17,51 Prozent, ihr bleiben noch drei Sitze.
Bei aller Enttäuschung über den Zuwachs der AfD (12,49 Prozent, zwei Sitze) in Meiderich/Beeck freut sich Melih Keser, Sprecher des Grünen-Ortsvereins, über die mehr als doppelt so vielen Stimmen seiner Partei im Vergleich zur letzten Wahl. 11,64 Prozent bescheren den Grünen zwei Sitze. „Dieses Vertrauen wollen wir zurückzahlen“, sagt der bisherige Bezirksvertreter, der in der kommenden Legislaturperiode aber selbst kein Mandat ausüben wird. Keser nennt die niedrige Wahlbeteiligung „eine Katastrophe“: „35 Prozent der Bürger bestimmen, wer in Duisburg regiert. Wir als Politiker müssen mehr in die Stadtteile gehen, um das zu ändern.“
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Die Linke behält in Meiderich/Beeck ihren Sitz (6,55 Prozent). Neu in der Bezirksvertretung sind neben der AfD das Wählerbündnis WGD (3,46 Prozent) sowie SfD („Solidarität für Duisburg“, 3,01 Prozent): Beide haben künftig einen Sitz.