Duisburg. . Vor dem zweiten Jahrestag des Loveparade-Unglücks fordern die Hinterbliebenen der Opfer mehr Transparenz. Während Beschuldigte Einsicht hatten in Akten der Staatsanwaltschaft, wird Hinterbliebenen diese verwehrt. Auch die politische Aufarbeitung ist aus ihrer Sicht noch mangelhaft. Und ein umstrittenes Gutachten gehöre erneut auf den Prüfstand.
Die Hinterbliebenen der Loveparade-Katastrophe fordern vor dem zweiten Jahrestag am Dienstag mehr Transparenz bei der Aufarbeitung des Unglücks. Dabei klingt auch Ärger und Enttäuschung durch: „Nicht selten hat man man uns gezielt desinformiert“, erklärt Jürgen Hagemann, Vorsitzender des Vereins Loveparade-Selbsthilfe. Darum fordert er den Veranstalter Lopavent, die Stadtverwaltung Duisburg und die Polizei auf, ihre Dokumente den Betroffenen vollständig zur Verfügung zu stellen.
Es sei weiterhin „vollkommen unverständlich“, so Hagemann, dass die Staatsanwaltschaft Duisburg zwar allen Beschuldigten Akteneinsicht in Ermittlungsergebnisse gewährt habe, den Opfervertretern als Nebenklägern diese Akteneinsicht aber verweigert wird. „Wir haben ein Recht, ebenso gut vorbereitet wie die Beschuldigten unsere Rechte wahr zu nehmen. Diese Ungleichbehandlung kränkt uns.“
Auch eine politische Aufarbeitung unter Führung des neuen Oberbürgermeisters Sören Link (SPD) mahnen die Opfervertreter an. Sprecher Lothar Evers: „Baudezernent Dressler ist zwar ausgeschieden, ansonsten hat es aber keine einzige Versetzung gegeben. Es gibt einen Teil, der ist nicht juristisch relevant, muss aber politisch geklärt werden.“
Gutachten mit „Unsummen“ bezahlt
Die Hinterbliebenen verweisen auf das mit „Unsummen“ bezahlte Gutachten der Stadt durch die Rechtsanwälte Jasper und Berstermann, in dem „Fakten verschwiegen und Dokumente selektiert“ wurden. So werde etwa ein Treffen der Verantwortlichen im März 2010 verschwiegen, bei dem Experten vor einer Katastrophe warnten. Auch bleibe unklar, warum das Bauamt das Gelände ohne die geforderten Lautsprecher abgenommen habe.