Duisburg. Werden nun endlich die Gründe für die Loveparade-Katastrophe geklärt? Laut einem Medienbericht hat die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen gegen 17 Beschuldigte abgeschlossen. Bereits in den nächsten Tagen bekannt gemacht werden, gegen wen Anklage erhoben wird.

Zwei Jahre nach der Tragödie bei der Duisburger Loveparade hat die Staatsanwaltschaft nach einem Zeitungsbericht ihre Ermittlungen abgeschlossen. Die Behörde werde "demnächst" eine Erklärung abgeben, ob sie gegen alle 17 Beschuldigten - elf Mitarbeiter der Duisburger Stadtverwaltung, fünf Beschäftigte des Loveparade-Veranstalters Lopavent und einen Polizisten - Anklage erhebt oder einen Teil der Verfahren einstellt, berichtet die "Rheinische Post" unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft. Dies könnte laut dem Blatt bereits in der kommenden Woche der Fall sein.

Der frühere Bundesinnenminister Gerhard Baum (FDP), der mit seinem Kanzleipartner Julius Reiter etwa 70 Loveparade-Opfer und Hinterbliebene vertritt, sagte laut dem Bericht, die Staatsanwaltschaft müsse die Frage beantworten, "warum sind unsere Kinder gestorben?" Selbst wenn es am Ende nicht zu Verurteilungen kommen sollte, dürfe keinesfalls der Eindruck entstehen, als sei nichts geschehen und die Opfer selber schuld seien, sagte Baum.

Warten auf Klärung der Schuldfrage

Gekommen waren sie zum Feiern, gefunden haben sie den Tod: 21 Menschen starben am 24. Juli 2010 bei der Loveparade in Duisburg, gut 500 wurden verletzt - und auch zwei Jahre danach ist die Schuldfrage ungeklärt. "Es ist viel Zeit vergangen, und wir sind alle ungeduldig", sagt Jürgen Hagemann vom Verein Loveparade-Selbsthilfe, einem Zusammenschluss von Opfern und Hinterbliebenen der Katastrophe. "Wir sehen aber auch, dass die Ermittlungen nach einem solchen Ereignis lange Zeit brauchen."

Klar scheint bislang lediglich, dass Verantwortliche fahrlässig gehandelt haben bei der Loveparade-Katastrophe am jenem hochsommerlichen Samstag - und dass die so furchtbar aus dem Ruder gelaufene Techno-Veranstaltung auf einem eingezäunten alten Bahnhofsgelände wohl gar nicht erst hätte genehmigt werden dürfen.

Zeichen in Duisburg stehen auf Neuanfang

Doch trotz des bevorstehenden Trauertages und der weiter ausstehenden juristischen Aufarbeitung des Unglücks stehen die Zeichen in Duisburg auf Neuanfang. Denn nachdem im Februar der langjährige CDU-Oberbürgermeister Adolf Sauerland abgewählt wurde, scheint sich das zuvor schwierige Verhältnis zwischen Hinterbliebenen der Opfer und der Stadt deutlich zu entspannen. Monatelang hatte Sauerland sich geweigert, zurückzutreten und damit die politische Verantwortung für das Loveparade-Desaster zu übernehmen. Nun scheint Duisburgs neues Stadtoberhaupt Sören Link (SPD) die Wogen glätten zu können.

So fasste der Duisburger Rat vor gut zwei Wochen, nur wenige Tage nach Links Wahl, einen Beschluss, mit dem ein langes Tauziehen um die Größe der geplanten Gedenkstätte am Loveparade-Unglücksort beendet wurde: Der Plan für die Neubebauung des Unglücksgeländes durch einen privaten Investor sieht nun eine Fläche von 660 Quadratmetern für die Gedenkstätte vor - das ist mehr als sechs Mal soviel wie zunächst erwogen. Wie die Gedenkstätte aussehen wird, ist noch offen. "Wir rechnen damit, dass es nach dem zweiten Jahrestag Gespräche mit der Stadt über die Gestaltung geben wird", sagt Jürgen Hagemann vom Betroffenen-Verein.

Gedenkveranstaltungen zum zweiten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe

Welche Vorstellungen die Hinterbliebenen von der Gedenkstätte haben, will Hagemann im Vorfeld der Gespräche nicht sagen. Die Gedenkveranstaltungen zum zweiten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe indes tragen bereits jetzt die Handschrift von Betroffenen: Bereits am Freitagnachmittag beginnt am Ort der Tragödie eine viertägige Mahnwache, zu der die Bürgerinitiative "Gegen das Vergessen LoPa 2010" aufgerufen hat. Am Montagabend, dem Vorabend des zweiten Jahrestags, planen die Initiatoren am Unglücksort eine "Nacht der tausend Kerzen".

Zum Jahrestag am Dienstag werden zunächst die Angehörigen und die zahlreichen Verletzten des Loveparade-Unglücks Gelegenheit haben, am Katastrophenort abgeschirmt von der Öffentlichkeit der Opfer zu gedenken. Am späten Nachmittag ziehen die Trauernden dann in einem stillen Mahnmarsch Richtung Duisburger Innenstadt. "Die Menschen wollen sich der Bevölkerung zeigen", unterstreicht Hagemann, in dessen Loveparade-Selbsthilfeverein sich rund 120 Opfer und Hinterbliebene zusammengefunden haben. Vor dem Duisburger Stadttheater beginnt schließlich am Abend die zentrale Gedenkfeier mit einem Kulturprogramm.

Wichtig ist der Loveparade-Selbsthilfe, am zweiten Jahrestag auch mit den Bürgern in direkten Kontakt zu kommen. Nach der Gedenkfeier werde es deshalb auf einem Areal am Rande des Opernplatzes Gelegenheit zu Gesprächen geben, kündigt Hagemann an. "Wir haben das 'Ort der Begegnung' genannt." (dapd/afp)