Duisburg. . Im Herzen der Stadt, auf dem Opernplatz vor dem Stadttheater will die Stadt Duisburg den Opfern der Loveparade gedenken. Am 24. Juli um 20 Uhr soll die zweite Auflage der Gedenkfeier stattfinden. Bei der Realisierung aller Pläne dazu legte sich die Stadt mächtig ins Zeug - sie hat etwas gutzumachen.

Die Angehörigen jener 21 Todesopfer, die bei der Loveparade-Katastrophe am 24. Juli 2010 ums Leben gekommen sind, haben trotz aller Trauer, Ohnmacht und Verzweiflung eines stets gespürt: Das war die Solidarität und die große emotionale Anteilnahme der Menschen hier in Duisburg. Als Zeichen der Dankbarkeit haben Hinterbliebene und Betroffene nun entschieden, den zweiten Jahrestag gemeinsam mit den Bürgern zu verbringen. Und zwar am zentralsten Punkt dieser Stadt: dem Opernplatz vorm Stadttheater.

Eben dort soll am Dienstag, 24. Juli, ab 20 Uhr die zweite Auflage der Gedenkfeier steigen. Das gaben Vertreter des Vereins Loveparade Selbsthilfe Freitagnachmittag bekannt. Im Vorjahr hatte noch die MSV-Arena als Schauplatz gedient. Planung und Organisation des nun anstehenden Gedenktages lag in den Händen der Angehörigen. „Ich glaube, es ist ein stimmiges Konzept, um diesem Tag einen würdigen Rahmen zu geben“, sagte Vereinsvorstand Jürgen Hagemann. Bei der Realisierung aller Vorhaben legte sich die Stadt Duisburg mächtig ins Zeug – vor allem beim Erstellen und Genehmigen aller nötigen Anträge. „Das Verhältnis zu ihrer Gruppe war lange nicht gut“, konstatierte Stadtdirektor Peter Greulich. Nun seien viele Vorbehalte ausgeräumt, die Basis für eine dauerhafte Unterstützung gegeben. Und der neue Oberbürgermeister Sören Link zählt zu den wenigen, die bei der Gedenkfeier ein Grußwort sprechen werden.

Der umgekehrte Weg

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die stets ein enges Verhältnis zu den Hinterbliebenen pflegte und in diesem Kreis ein hohes Ansehen genießt, wird auch zu Gast sein. „Aber nur privat, es ist kein offizieller Auftritt“, verriet sie kürzlich beim Redaktionsbesuch. Die Angehörigen und die Verletzten werden ab 15.45 Uhr den Unglücksort aufsuchen. Damit sie ungestört trauern können, wird der Tunnel und die Rampe zu diesem Zeitpunkt für die Öffentlichkeit gesperrt. Für den Verkehr wird es an diesem Dienstag, 24. Juli, auf der Karl-Lehr-Straße bereits ab 14 Uhr kein Durchkommen mehr geben.

Verbitterung über Versicherungs-Verhalten

Eltern und Angehörige fast aller 21 Todesopfer werden am 24. Juli nach Duisburg kommen. Wie groß die Gruppe aus Hinterbliebenen, Verletzten und Traumatisierten insgesamt wird, vermochte Jürgen Hagemann nicht zu prognostizieren.

Die Verbitterung vieler Betroffener über das bisherige Verhalten der Axa sei groß, so Hagemann. Die Versicherung blockiere derzeit alles, setze auf eine Zermürbungstaktik. Es würden Atteste und Nachweise von Anspruchstellern eingefordert, die diese längst erbracht hätten.

Gegen 18 Uhr setzt sich dann vom Mahnmal auf der Neudorfer Seite des Tunnels ein Mahnmarsch der Angehörigen in Bewegung. Sie wollen den Weg umgekehrt nachgehen, den die Loveparade-Teilnehmer damals zu Fuß vom Bahnhof zum Tunneleingang zurücklegen mussten. Das Ziel des Marsches ist der Opernplatz.

Ort der Begegnung

Dort beginnt ab 20 Uhr die rund 75-minütige Gedenkfeier, deren Ablauf von der künstlerischen Leiterin Annegret Keller-Steegmann vorgestellt wurde. Drei Blöcke sind geplant. Der erste zeigt zur Einordnung Bilder und Szenen von dem, was sich am Unglückstag ereignete. Im zweiten Block gibt es Textrezitationen und Lieder, der dritte stellt die schwierige Frage: Was bleibt? Diesmal werden sich auch Eltern an diesem szenischen Konzert beteiligen. Zu den musikalischen Gästen zählen Mitglieder der Duisburger Philharmoniker, das Junge Ensemble Ruhr, Anja Lerch und Moritz Steckenstein, das Ensemble Rodrigo Tobar, die Angelo Gregorio Band, Peter Burschs Allstar Band und der Medienbunker Marxloh.

Der Abend soll danach aber nicht abrupt enden, sondern es ist ausdrücklicher Elternwunsch, dass dort nach der Gedenkfeier ein Ort der Begegnung zwischen Bürgern und Angehörigen entsteht. Auch das soll helfen, dass die Hinterbliebenen zumindest ein Stück weit wieder ihren Frieden mit der Stadt Duisburg machen können.