Duisburg. Deutschlands unbeliebtester Oberbürgermeister ist abgewählt. Die Aufarbeitung der Loveparade-Katastrophe und die peinliche Rolle von Adolf Sauerland hat in den Medien zu einer Stigmatisierung der Stadt geführt. Jetzt kann Duisburg einen Neuanfang machen. Ein Kommentar von Rüdiger Oppers.

Das Drama um Adolf Sauerland hat ein Ende. Deutschlands unbeliebtester Oberbürgermeister wurde von seiner eigenen Bevölkerung gestürzt. Die Duisburger können stolz auf eine erfolgreiche Bürgerbewegung sein, der es darum ging, Ehre und Ansehen ihrer Stadt wiederherzustellen. Nach dem Desaster der Loveparade hatte ihr Oberbürgermeister bereits sein Amt moralisch verloren. Zu keinem Zeitpunkt hat er den Opfern und Angehörigen wirklichen Respekt erwiesen. Dem Entsetzen und der Trauer, die Duisburg bis heute in seinem Lebensgefühl erschüttert hat, konnte er kein Gesicht geben. Peinlich und würdelos war stattdessen, wie er sich an sein Amt klammerte. In einer Stadt, die es oft schwerer hat als andere, deren Menschen aber immer auf Ehrlichkeit Wert gelegt haben, konnte das Theater um den Oberbürgermeister nicht ohne Reaktion bleiben.

Persönliches Versagen von Adolf Sauerland

Das einzigartige Abwahlverfahren wurde in ganz Deutschland beachtet. Neben „Stuttgart 21“ war die Initiative zur Abwahl Adolf Sauerlands eine der größten kommunalen Protestbewegungen des Landes. Im Vergleich mit Stuttgart ging es nicht um Fehlplanungen, sondern um das Fehlverhalten eines Politikers. Für viele Menschen war das persönliche Versagen von Adolf Sauerland symptomatisch für eine Politikerkaste, die Macht über Moral setzt.

Auch deshalb ist seine Abwahl ein wichtiges Zeichen: Mündige Bürger wehren sich gegen das Versagen ihrer Repräsentanten. Dass sie Adolf Sauerland nun förmlich aus dem Amt gejagt haben, ist keine politische, sondern eine moralische Entscheidung.

Parteien dürfen Abwahl Sauerlands nicht als politischen Sieg ausschlachten

Die Aufarbeitung der Loveparade-Katastrophe und die peinliche Rolle des Oberbürgermeisters hat in den Medien zu einer Stigmatisierung der Stadt geführt, die ihre Bürger nicht verdient hatten. Eigentlich bietet Duisburg viele positive Themen: den größten Binnenhafen der Welt, der sich zum modernen Logistikzentrum unseres Landes entwickelt hat, eine reiche Kulturlandschaft und exzellente Ergebnisse in Forschung und Technologie. Diese Themen gehören nun auf die Agenda und in den Fokus der Öffentlichkeit. Ob Duisburg den Neuanfang schafft, hängt auch von den Parteien ab. Nur wenn aus dem moralischen Debakel eines Einzelnen kein Drama ohne Ende wird und keine Partei die Abwahl als politischen Sieg ausschlachtet, kann die Stadt alle Kraft auf die Gestaltung der Zukunft setzen.