Essen. . Adolf Sauerland wurde für sein Verhalten nach der Loveparade-Kastastrophe von den Duisburger Bürgern abgestraft - und abgewählt. Warum diese Entscheidung ein Neuanfang für die Stadt sein kann.

Adolf Sauerland wird dereinst als erster Oberbürgermeister in den Geschichtsbüchern stehen, den sein eigenes Stadt-Volk abgewählt hat. Nicht einmal knapp, sondern ausgesprochen konsequent: Sauerland konnte nicht mehr seine vornehmste Pflicht erfüllen, das Gesicht seiner Stadt zu sein. Das haben die Menschen seit langem gespürt. Sein politisches Ende ist gerecht, sein Rückzug ins Private ohne Alternative.

Duisburger kämpften für ihre Stadt

Dies heilt eine tiefe Wunde. Natürlich wird keines der 21 Loveparade-Opfer durch Sauerlands Abwahl wieder lebendig. Aber nun wird der oberste Verantwortungsträger für diese Tragödie wenigstens seiner Verantwortung gerecht, wenn auch gezwungenermaßen. Und endlich hat dieses unwürdige Jonglieren mit dem Schuld- und Verantwortungsbegriff ein Ende. Das Abwahlverfahren ist nicht nur wegen seines Ergebnisses positiv. Indem die Duisburger gegen Sauerland kämpften, fochten sie für ihre Stadt. Welch ein schönes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement. Darauf lässt sich bauen.

Sauerland, das war zuletzt nicht mehr „Einer von uns“, wie es damals auf seinen Wahlplakaten stand, sondern jemand aus einem weltentrückten Paralleluniversum. Aus Bürgernähe war längst Bürger-Abgeschiedenheit geworden. Sauerland durchlebte damit die schlimmste persönliche Entwicklung, die sich im bodenständigen und aufrechten Revier vorstellen lässt. Zu seiner Tragik gehört, dies bis zuletzt nicht begriffen zu haben.

Chance für Duisburgs Neuanfang

Sauerlands Ende ist die Chance für Duisburgs Anfang. Die einzige Industriestadt mit den drei Identitäten Rheinland, Niederrhein und Ruhrgebiet, kann sich nun wieder auf sich selbst besinnen und ihre Zukunft. Es wäre schön, wenn die SPD der Versuchung widerstehen würde, Sauerlands Ende als ihren parteipolitischen Triumph zu verstehen. Es geht jetzt um die Stadt, nicht um das Wohl einer Partei.

P.S. Schade, dass die Bürger nicht die Chance haben, den Bundespräsidenten aus dem Amt zu wählen.

So wurde in der Stadt abgestimmt - das amtliche Endergebnis

01) Overbruch/Vierlinden-Nord

Ja-Stimmen: 3135 Nein-Stimmen: 536 Wahlbeteiligung in %: 36,7

02) Alt-Walsum/Aldenrade-Süd/Fahrn-West

Ja-Stimmen: 4021 Nein-Stimmen: 796 Wahlbeteiligung in %: 41,1

03) Vierlinden-Süd und -Ost/Aldenrade-Nord

Ja-Stimmen: 2919 Nein-Stimmen: 455 Wahlbeteiligung in %: 39,6

04) Fahrn-Ost/Wehofen

Ja-Stimmen: 2633 Nein-Stimmen: 598 Wahlbeteiligung in %: 39,3

05) Röttgersbach

Ja-Stimmen: 4117 Nein-Stimmen: 615 Wahlbeteiligung in %: 41,8

06) Marxloh

Ja-Stimmen: 1244 Nein-Stimmen: 322 Wahlbeteiligung in %: 20,9

07) Obermarxloh

Ja-Stimmen: 2791 Nein-Stimmen: 412 Wahlbeteiligung in %: 32,5

08) Alt-Hamborn

Ja-Stimmen: 2689 Nein-Stimmen: 502 Wahlbeteiligung in %: 34,3

09) Neumühl

Ja-Stimmen: 2621 Nein-Stimmen: 358 Wahlbeteiligung in %: 30,6

10) Beeck/Bruckhausen

Ja-Stimmen: 1777 Nein-Stimmen: 423 Wahlbeteiligung in %: 28,5

11) Laar/Beeck-West/Beeckerwerth

Ja-Stimmen: 2738 Nein-Stimmen: 426 Wahlbeteiligung in %: 37,8

12) Obermeiderich

Ja-Stimmen: 3047 Nein-Stimmen: 492 Wahlbeteiligung in %: 32,2

13) Untermeiderich/Mittelmeiderich-Nord

Ja-Stimmen: 3056 Nein-Stimmen: 498 Wahlbeteiligung in %: 34,1

14) Mittelmeid.-Süd/Untermeid.-Süd/Ratings.

Ja-Stimmen: 4106 Nein-Stimmen: 553 Wahlbeteiligung in %: 38,9

15) Ruhrort/Alt-Homberg-Mitte

Ja-Stimmen: 3861 Nein-Stimmen: 644 Wahlbeteiligung in %: 40,7

16) Alt-Homberg-Süd/Hochheide-Süd

Ja-Stimmen: 3051 Nein-Stimmen: 427 Wahlbeteiligung in %: 37,2

17) Baerl/Alt-Homberg-Nord/Hochh.-Nord

Ja-Stimmen: 4062 Nein-Stimmen: 712 Wahlbeteiligung in %: 42,2

18) Neuenkamp/Kaßlerfeld/Altstadt-West

Ja-Stimmen: 3137 Nein-Stimmen: 609 Wahlbeteiligung in %: 37,9

19) Altstadt-Ost/Dellviertel-Ost

Ja-Stimmen: 4088 Nein-Stimmen: 812 Wahlbeteiligung in %: 46,7

20) Duissern

Ja-Stimmen: 4911 Nein-Stimmen: 915 Wahlbeteiligung in %: 52,0

21) Neudorf-Nord

Ja-Stimmen: 4802 Nein-Stimmen: 743 Wahlbeteiligung in %: 50,1

22) Neudorf-Süd

Ja-Stimmen: 4087 Nein-Stimmen: 761 Wahlbeteiligung in %: 48,3

23) Dellviertel-West/Hochfeld-Nord

Ja-Stimmen: 1606 Nein-Stimmen: 358 Wahlbeteiligung in %: 25,4

24) Hochfeld-Süd/Wanheimerort-West

Ja-Stimmen: 2304 Nein-Stimmen: 442 Wahlbeteiligung in %: 31,9

25) Wanheimerort-Ost

Ja-Stimmen: 4072 Nein-Stimmen: 655 Wahlbeteiligung in %: 46,2

26) Bergheim-Nord

Ja-Stimmen: 5496 Nein-Stimmen: 632 Wahlbeteiligung in %: 53,6

27) Bergheim-Süd/Rumeln-Kaldenh.-Ost

Ja-Stimmen: 4040 Nein-Stimmen: 542 Wahlbeteiligung in %: 46,8

28) Hochemmerich-Nord

Ja-Stimmen: 3666 Nein-Stimmen: 423 Wahlbeteiligung in %: 41,6

29) Rheinhausen-Mitte/Hochemmerich-Süd

Ja-Stimmen: 2554 Nein-Stimmen: 306 Wahlbeteiligung in %: 37,3

30) Friemersheim

Ja-Stimmen: 3764 Nein-Stimmen: 534 Wahlbeteiligung in %: 44,6

31) Rumeln-Kaldenhausen-West

Ja-Stimmen: 4240 Nein-Stimmen: 611 Wahlbeteiligung in %: 47,8

32) Wanheim-Angerhausen

Ja-Stimmen: 3239 Nein-Stimmen: 512 Wahlbeteiligung in %: 43,9

33) Buchholz

Ja-Stimmen: 5401 Nein-Stimmen: 985 Wahlbeteiligung in %: 53,2

34) Wedau/Bissingheim/Großenbaum-Nord

Ja-Stimmen: 4315 Nein-Stimmen: 662 Wahlbeteiligung in %: 53,5

35) Mündelheim/Hüttenheim-Süd/Ungelsheim

Ja-Stimmen: 3876 Nein-Stimmen: 588 Wahlbeteiligung in %: 49,5

36) Großenbaum-Süd/Rahm

Ja-Stimmen: 4627 Nein-Stimmen: 976 Wahlbeteiligung in %: 50,6

37) Huckingen

Ja-Stimmen: 3740 Nein-Stimmen: 722 Wahlbeteiligung in %: 49,1

Insgesamt

Ja-Stimmen: 129.626 Nein-Stimmen: 21.538 Wahlbeteiligung in %: 41,53

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