Essen. . Der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) wurde am Sonntag mit großer Mehrheit bei einem Bürgerentscheid abgewählt. Sauerland zeigte sich von dem deutlichen Ergebnis überrascht. Sauerlands Gegner hoffen nun, dass dies den Angehörigen der Loveparade-Opfer etwas Genugtuung verschafft.
Die Duisburger haben Konsequenzen aus der Loveparade-Katastrophe von 2010 mit 21 Toten erzwungen: Der umstrittene Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) wurde am Sonntag mit großer Mehrheit bei einem Bürgerentscheid abgesetzt.129.833 der 365.000 wahlberechtigten Duisburger votierten gegen Sauerland. Das waren 35,5 Prozent.
Die gesetzliche Hürde für eine gültige Abwahl hätte bei 91.228 oder 25 Prozent der Wahlberechtigten gelegen. 35,5 Prozent stimmten für die Abwahl von Sauerland. Nur 21.557 oder 5,9 Prozent der Wahlberechtigten stimmten für den OB. Die Wahlbeteiligung lag bei 41,6 Prozent.
Sauerland zeigte sich von dem deutlichen Ergebnis überrascht. Er sei sich „ziemlich sicher“ gewesen, dass nach den „vielen Erfolgen“ während seiner Amtszeit das Ergebnis anders ausfallen würde, sagte Sauerland am Sonntagabend im Duisburger Rathaus. Er bedauere es sehr, dass es zu diesem Ergebnis gekommen sei. Der CDU-Politiker räumte ein, dass seine Amtszeit mit der Katastrophe der Loveparade verbunden bleibe. „Damit werde ich leben müssen.“ Er sei gerne und mit „Herzblut“ Oberbürgermeister gewesen. Bis Mittwoch werde er sein Büro räumen. Er verabschiedete sich mit den Worten: „Gott schütze die Stadt Duisburg.“
Sauerland will sich ins Private zurückziehen
Der 56-Jährige will sich ins Private zurückziehen. Er kassiert zunächst ein Ruhegehalt in Höhe von 71,75 Prozent seiner Dienstbezüge bis zum Ende der Wahlperiode 2015. Sauerlands Gegner zeigten sich erleichtert. „Wir freuen uns über das Bombenergebnis“, sagte der Sprecher der Bürgerinitiative „Neuanfang für Duisburg“, Theo Steegmann. Es sei zu hoffen, dass dies den Angehörigen der Loveparade-Opfer etwas Genugtuung verschaffe. „Menschlich tut der Mann mir leid“, fügte Steegmann hinzu.
Sauerland trägt nach Ansicht vieler Duisburger die politische Verantwortung für die Loveparade-Katastrophe mit 21 Toten und mehr als 500 Verletzten. Er habe die Techno-Party unbedingt nach Duisburg holen wollen, wo sie niemals hätte genehmigt werden dürfen, so argumentieren Kritiker. Er habe sich zudem unfähig gezeigt, die politische und moralische Verantwortung für das Unglück zu übernehmen.
Neuwahlen innerhalb von sechs Monaten
Der CDU-Politiker ist seit 2004 Oberbürgermeister der Stadt, bei der Kommunalwahl im August 2009 wurde der bis dahin als äußerst populär und volksnah geltende Sauerland wiedergewählt. Damals erhielt er 74.186 Stimmen zur Wahl – wesentlich weniger als jetzt bei der Abwahl.
Der Duisburger Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte sprach gegenüber der WAZ von einem „Präzedenzfall, den nun auch andere Politiker fürchten müssen“. Zudem wäre eine Neuwahl auch des Rates die richtige Schlussfolgerung aus dem klaren Votum.
Die Amtsgeschäfte des OB übernehmen bis zur Neuwahl Stadtdirektor Peter Greulich (Grüne) sowie der ehrenamtliche Bürgermeister Benno Lensdorf (CDU). Innerhalb von sechs Monaten müssen in Duisburg Neuwahlen stattfinden. Als möglichen Termin nannte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) den 17. Juni.
So wurde in der Stadt abgestimmt - das amtliche Endergebnis