Duisburg. . Fällt mit der Abwahl von Adolf Sauerland die CDU im Ruhrgebiet in die Bedeutungslosigkeit zurück? Politikwissenschafter Karl-Rudolf Korte von der Uni Duisburg-Essen glaubt nicht daran.

Fällt mit der Abwahl von Adolf Sauerland die CDU im Ruhrgebiet in die Bedeutungslosigkeit zurück? Politikwissenschafter Karl-Rudolf Korte glaubt nicht daran.

Professor Korte, ist die Abwahl eine Überraschung?

Karl-Rudolf Korte: Ich hätte eher vermutet, dass das Quorum nicht erreicht wird. Die Wähler hatten aber ein starkes Motiv: Sie wollten einen Oberbürgermeister loswerden. Sie haben gesehen, dass Sauerland seine normalen Repräsentationsaufgaben nicht mehr wahrnehmen kann.

Droht der CDU der Rückfall in die Bedeutungslosigkeit?

Korte: Nein, das glaube ich nicht. Es handelte sich nicht um eine parteipolitische Auseinandersetzung, sondern um die Person des Oberbürgermeisters. Wenn die Union nun einen attraktiven Kandidaten präsentiert, einen markanten Kümmerer-Typ, dann hat auch sie wieder eine Chance.

Müssten nun die Karten in Duisburg nicht ganz neu gemischt werden?

Korte: Neuwahlen wären wohl die richtige Schlussfolgerung aus einem so deutlichen Votum.

Kann man nun einen Schluss-Strich ziehen?

Korte: Die Aufarbeitung geht weiter, da gibt es keinen Schluss-Strich. Ein neuer OB steht in der Verantwortung, die Katastrophe aufzuarbeiten. Es muss jemand sein, der nicht im Entferntesten etwas mit der Loveparade zu tun hat.

Welches Bild von Adolf Sauerland bleibt?

Korte: Nicht nur ein negatives. Sauerland war auch ein aufrechter Kämpfer für die Mannschaft des Rathauses. Er hat seine Verwaltung geschützt. Er war vor dem Unglück ein anderer Mensch, ein Kümmerer mit Weitblick.

Hat die Abwahl Konsequenzen über Duisburg hinaus?

Korte: Der Landtag hat extra ein Gesetz verabschiedet, das Sauerland zu Fall brachte. Das ist ein Präzedenzfall, den Politiker nun fürchten müssen.

Haben wir eine Sternstunde der Demokratie erlebt?

Korte: Das Votum ist ein Zeichen von Freiheit. Aber es könnte es eine neue Angst geben vor möglichen Abwahlverfahren. Besser wäre es, Amtszeiten zu verkürzen oder auf Wiederwahlen zu verzichten.

So wurde in der Stadt abgestimmt - das amtliche Endergebnis

01) Overbruch/Vierlinden-Nord

Ja-Stimmen: 3135 Nein-Stimmen: 536 Wahlbeteiligung in %: 36,7

02) Alt-Walsum/Aldenrade-Süd/Fahrn-West

Ja-Stimmen: 4021 Nein-Stimmen: 796 Wahlbeteiligung in %: 41,1

03) Vierlinden-Süd und -Ost/Aldenrade-Nord

Ja-Stimmen: 2919 Nein-Stimmen: 455 Wahlbeteiligung in %: 39,6

04) Fahrn-Ost/Wehofen

Ja-Stimmen: 2633 Nein-Stimmen: 598 Wahlbeteiligung in %: 39,3

05) Röttgersbach

Ja-Stimmen: 4117 Nein-Stimmen: 615 Wahlbeteiligung in %: 41,8

06) Marxloh

Ja-Stimmen: 1244 Nein-Stimmen: 322 Wahlbeteiligung in %: 20,9

07) Obermarxloh

Ja-Stimmen: 2791 Nein-Stimmen: 412 Wahlbeteiligung in %: 32,5

08) Alt-Hamborn

Ja-Stimmen: 2689 Nein-Stimmen: 502 Wahlbeteiligung in %: 34,3

09) Neumühl

Ja-Stimmen: 2621 Nein-Stimmen: 358 Wahlbeteiligung in %: 30,6

10) Beeck/Bruckhausen

Ja-Stimmen: 1777 Nein-Stimmen: 423 Wahlbeteiligung in %: 28,5

11) Laar/Beeck-West/Beeckerwerth

Ja-Stimmen: 2738 Nein-Stimmen: 426 Wahlbeteiligung in %: 37,8

12) Obermeiderich

Ja-Stimmen: 3047 Nein-Stimmen: 492 Wahlbeteiligung in %: 32,2

13) Untermeiderich/Mittelmeiderich-Nord

Ja-Stimmen: 3056 Nein-Stimmen: 498 Wahlbeteiligung in %: 34,1

14) Mittelmeid.-Süd/Untermeid.-Süd/Ratings.

Ja-Stimmen: 4106 Nein-Stimmen: 553 Wahlbeteiligung in %: 38,9

15) Ruhrort/Alt-Homberg-Mitte

Ja-Stimmen: 3861 Nein-Stimmen: 644 Wahlbeteiligung in %: 40,7

16) Alt-Homberg-Süd/Hochheide-Süd

Ja-Stimmen: 3051 Nein-Stimmen: 427 Wahlbeteiligung in %: 37,2

17) Baerl/Alt-Homberg-Nord/Hochh.-Nord

Ja-Stimmen: 4062 Nein-Stimmen: 712 Wahlbeteiligung in %: 42,2

18) Neuenkamp/Kaßlerfeld/Altstadt-West

Ja-Stimmen: 3137 Nein-Stimmen: 609 Wahlbeteiligung in %: 37,9

19) Altstadt-Ost/Dellviertel-Ost

Ja-Stimmen: 4088 Nein-Stimmen: 812 Wahlbeteiligung in %: 46,7

20) Duissern

Ja-Stimmen: 4911 Nein-Stimmen: 915 Wahlbeteiligung in %: 52,0

21) Neudorf-Nord

Ja-Stimmen: 4802 Nein-Stimmen: 743 Wahlbeteiligung in %: 50,1

22) Neudorf-Süd

Ja-Stimmen: 4087 Nein-Stimmen: 761 Wahlbeteiligung in %: 48,3

23) Dellviertel-West/Hochfeld-Nord

Ja-Stimmen: 1606 Nein-Stimmen: 358 Wahlbeteiligung in %: 25,4

24) Hochfeld-Süd/Wanheimerort-West

Ja-Stimmen: 2304 Nein-Stimmen: 442 Wahlbeteiligung in %: 31,9

25) Wanheimerort-Ost

Ja-Stimmen: 4072 Nein-Stimmen: 655 Wahlbeteiligung in %: 46,2

26) Bergheim-Nord

Ja-Stimmen: 5496 Nein-Stimmen: 632 Wahlbeteiligung in %: 53,6

27) Bergheim-Süd/Rumeln-Kaldenh.-Ost

Ja-Stimmen: 4040 Nein-Stimmen: 542 Wahlbeteiligung in %: 46,8

28) Hochemmerich-Nord

Ja-Stimmen: 3666 Nein-Stimmen: 423 Wahlbeteiligung in %: 41,6

29) Rheinhausen-Mitte/Hochemmerich-Süd

Ja-Stimmen: 2554 Nein-Stimmen: 306 Wahlbeteiligung in %: 37,3

30) Friemersheim

Ja-Stimmen: 3764 Nein-Stimmen: 534 Wahlbeteiligung in %: 44,6

31) Rumeln-Kaldenhausen-West

Ja-Stimmen: 4240 Nein-Stimmen: 611 Wahlbeteiligung in %: 47,8

32) Wanheim-Angerhausen

Ja-Stimmen: 3239 Nein-Stimmen: 512 Wahlbeteiligung in %: 43,9

33) Buchholz

Ja-Stimmen: 5401 Nein-Stimmen: 985 Wahlbeteiligung in %: 53,2

34) Wedau/Bissingheim/Großenbaum-Nord

Ja-Stimmen: 4315 Nein-Stimmen: 662 Wahlbeteiligung in %: 53,5

35) Mündelheim/Hüttenheim-Süd/Ungelsheim

Ja-Stimmen: 3876 Nein-Stimmen: 588 Wahlbeteiligung in %: 49,5

36) Großenbaum-Süd/Rahm

Ja-Stimmen: 4627 Nein-Stimmen: 976 Wahlbeteiligung in %: 50,6

37) Huckingen

Ja-Stimmen: 3740 Nein-Stimmen: 722 Wahlbeteiligung in %: 49,1

Insgesamt

Ja-Stimmen: 129.626 Nein-Stimmen: 21.538 Wahlbeteiligung in %: 41,53

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