Duisburg. . In das umstrittene Zeltlager im Duisburg-Walsum sind bislang keine Flüchtlinge eingezogen. Die Stadt will versuchen, die Unterbringung dort „zu vermeiden“. Das Duisburger Diakoniewerk wirft dem Flüchtlingsrat unterdessen „billigen Populismus“ wegen dessen Protest-Unterschriftaktion vor.

In dieser Woche werden nach Informationen dieser Redaktion noch keine Flüchtlinge in das Walsumer Zeltdorf einziehen. Die Stadt signalisierte zudem am Dienstag, dass sie alles versucht, die Unterbringung dort „zu vermeiden“ und „mit Hochdruck“ nach Alternativen sucht. Unterdessen bekommt die Stadt Rückendeckung vom Diakonischen Werk. Dessen Leiter hat in einem geharnischten Brief den Flüchtlingsrat für dessen Unterschriftenaktion gegen das Zeltdorf kritisiert.

In dem der Redaktion vorliegenden Brief rügt Stephan Kiepe-Fahrenholz die Unterschriftenaktion als „billigen Populismus“. Auch die Kritik seines Spitzenverbandes erbost den Duisburger Diakoniewerk-Leiter: „Es gibt nur eines, was mich mindestens so ärgert wie die Errichtung der Zeltstadt, nämlich die nachträglich inszenierte öffentliche Empörung“, schreibt Kiepe-Fahrenholz an den Flüchtlingsrat.

So sieht das Zeltlager für Flüchtlinge in Duisburg aus

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    Nichts sei „wohlfeiler“ als jetzt auf die Stadtverwaltung einzuprügeln, die in einer „ausweglosen Notlage“ das Zeltdorf eingerichtet habe. Kiepe-Fahrenholz verweist darauf, dass die Stadt auf Appelle, Wohnraum zur Verfügung zu stellen, „Null Resonanz“ bekommen habe. Auch die Suche im ev. Kirchenkreis sei erfolglos gewesen, die katholische Kirche habe seines Wissens nach gar nicht geantwortet und gebe jetzt „kluge Ratschläge“. Stattdessen bräuchten die Flüchtlinge jetzt „am allerdringlichsten“ Hilfe.

    Eine große Welle der Hilfsbereitschaft

    Darum kümmert sich Pfarrer Dringenberg. Am Dienstag lud er ins Martin-Niemöller-Haus. Christliche und muslimsche Gemeinden, das DRK, Vereine und Verbände wollen die Hilfe vor Ort organisieren. „Die Welle der Hilfsbereitschaft ist groß. Hier stapeln sich schon Spenden, das Telefon schellt unentwegt“, so Dringenberg. Kleidung, Spielsachen sind gefragt. Auch Dolmetscherdienste oder Arztbegleitung sollen organisiert werden.

    Bei dem Runden Tisch am Dienstag wurde bekannt, dass die beiden Kirchengemeinden möglicherweise zusammen Wohnraum für 75 Flüchtlinge zur Verfügung stellen können. Der Kraftwerksbetreiber Steag prüft zugleich, ob er Bau- und Wohncontainer seiner Kraftwerksbaustelle bereit stellen kann.

    Dringenberg macht dennoch aus seiner Kritik am Zeltdorf keinen Hehl: „Die Zustände sind da jetzt schon unwürdig.“ Zugleich betont er, dass die Walsumer Kirchengemeinden der Hilferuf der Stadt nach möglichen Unterbringungsmöglichkeiten nicht erreicht hat. Er vermutet eine Panne: Die Stadt wusste vielleicht nicht, das die evangelischen Gemeinden zum Kirchenkreis Dinslaken und die katholischen zum Bistum Münster gehören.