Duisburg. Duisburg bekommt eine neue Schulform: Ab heute gehen 228 Kinder auf eine der beiden neuen Sekundarschulen in Hamborn und Huckingen. Eine weitere Sekundarschule soll schon im nächsten Jahr im Westen folgen, drei weitere Gründungen stehen aus.
Ab heute wird Praxis, was drei Jahre nur theoretisches Konzept war: Duisburg bekommt eine neue Schulform in zwei Bezirken – die Sekundarschule. In der Realschule Süd starten vier Klassen mit insgesamt 101 Schülern, in Hamborn ist die Sekundarschule auf zwei Standorte verteilt: Drei Klassen am Standort der Hauptschule Kalthoff-Straße und zwei Klassen in der August-Thyssen-Realschule, insgesamt 127 Kinder. 1,8 Mio Euro flossen in nötige Sanierungen, Umbauten, die Schulausstattung sowie die für den Ganztagsbetrieb nötigen Mensen.
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Die Sekundarschulen sind ohne Oberstufe konzipiert, kooperieren mit nahegelegenen Schulen. Gymnasiale Standards habe man im Blick, aber erst in der neunten Klasse wolle man klären, ob ein Kind eher für eine Berufsausbildung oder für die Oberstufe geeignet sei, sagt Anne Kahlert von der Sekundarschule Süd. Über allem stehe das Prinzip, dass die Kinder nicht klassifiziert werden. „Wir wollen gucken, wer bringt was mit und wie können wir das fördern“, beschreibt Kahlert. Die Mannschaft sei hoch motiviert, „und ich hoffe, dass wir diesen Schwung möglichst lang erhalten.“
Anne Kahlert leitet die Hauptschule am Knevelshof, baut parallel die Sekundarschule auf, die sie auch leiten will. Sie freut sich auf ihre Aufgabe, aber eine Zusage hat sie noch nicht, denn bei der Berufung hat auch die Schulkonferenz ein Wörtchen mitzureden – und die gibt es noch gar nicht. Auch ein Konrektor fehlt, nur hilfsbereite Kollegen unterstützen, wenn sie „hin und her saust“ zwischen den Schulen.
Nur zwei Neueinstellungen
Das Lehrerkollegium wird gebildet aus zwei Neu-Einstellungen sowie vielen stundenweisen Abordnungen von Lehrern der Realschule und der Hauptschule. Die Türen an der Hauptschule Kalthoffstraße werden am Ende des Schuljahrs 2018/19 endgültig geschlossen, aktuell besuchen aber noch 230 Kinder die Schule, inklusive zweier Vorbereitungsklassen für Kinder von Zuwanderern und Asylbewerbern.
Schulanfang16 Kilometer weiter nördlich entfährt Helmut Heimbach ein tiefer Seufzer auf die Frage, ob alles gut vorbereitet ist. Der Stundenplan sei schon eine „gewaltige Aufgabe“ gewesen. Auch hier gab es nur zwei Neueinstellungen, 16 Lehrer sind stundenweise abgeordnet, müssen zwischen den Schulen pendeln. Das habe die Politik nicht bedacht, als sie eine Parkraumbewirtschaftung an Duisburgs Schulen einführte, ärgert sich Helmbach. „Soll unsere Kunst-Lehrerin, die nur zwei Wochenstunden an der Sekundarschule unterrichtet, für 35 Euro monatlich einen Parkplatz mieten?“
Zu Fuß brauche man 15 Minuten zwischen den Standorten – zuviel für eine Pause. Jetzt denke man über Fahrgemeinschaften nach. Helmbach, der nächstes Jahr in Rente geht und die Gründung begleitet, freut sich auf „sehr gute Leute“, die künftig die Sekundarschule Nord leiten: Ulrich Ehrentraut und Thomas Severin. Noch kommissarisch, aber die Ernennung sei reine Formsache. Wie das dann über zwei Standorte hinweg gefeiert werden kann, wird gerade ersonnen.
Drei weitere Schulgründungen geplant
Zufrieden zeigt sich Ralph Kalveram, der Leiter des Amtes für schulische Bildung. Alles sei bereit für einen runden Start, „wenn jetzt noch die Eltern und die Kinder mitmachen, ist alles gut“. Günstig sei, dass diejenigen, die die Konzepte erarbeitet haben, jetzt auch in den Lehrer-Kollegien vertreten seien. „Das gewährleistet, dass die Ideen auch umgesetzt werden.“
Die Sekundarschule im Süden wird nach dem Willen der Eltern inklusiv, hier kommt ein Förderschul-Lehrer mit zwölf Stunden hinzu. „Ein Konzept dafür steht noch nicht, es gibt auch keine Lehrer mit entsprechenden Kompetenzen auf dem Markt, da ist noch einiges an Fortbildungsbedarf“, sagt Anne Kahlert. Sie arbeite daher eng mit der Förderschule Eschenstraße zusammen.
Das Problem der fehlenden Sonderpädagogen sei ein landesweites, betont Kalveram. In Duisburg habe man sich daher entschlossen, nicht jede Regelschule inklusiv auszugestalten, sondern die Ressourcen zu bündeln. „Wenn wir das Stellenbudget auf 160 Schulen verteilen würden, käme nichts mehr an, das wäre sonst ein Qualitätsverlust.“
Da die Politik entschieden hat, in jedem Bezirk eine Sekundarschule zu bündeln, stehen jetzt Meiderich, Mitte und Walsum aus. Die Entscheidung über eine Reihenfolge fällt im nächsten Schulausschuss. Eine Blaupause gibt es nicht, jede Schule wird ihre eigenen Schwerpunkte, eigene Profile entwickeln.