Duisburg. . Geschäftsführer Günter Spikofski könnte mehr Helfer gebrauchen wie Studentin Anne-Marie Klappach: Die 24-Jährige hatte Langeweile in den Semesterferien und heuerte spontan bei der Lebensmittelausgabe für Bedürftige an. Der freiwillige Dienst ist längst ein fester Bestandteil ihres Lebens geworden.

Seit bald 20 Jahren gibt es die 1995 gegründete Duisburger Tafel, eine der ältesten unter bundesweit 900. Sie ist vom Start weg vor allem gewachsen und stieß immer wieder an Grenzen. Zu wenig Fahrzeuge, Platznöte, andauernde Geldsorgen, weil das wohltätige Unternehmen auf Spenden angewiesen ist. Jetzt ist wieder so eine Grenze erreicht: Die Tafel braucht dringend neue Helfer, ansonsten sind wohl Einschnitte ins Angebot nötig, sagt Geschäftsführer Günter Spikofski.

Anne-Marie Klappach (24) gehört zu den 74 Ehrenamtlichen im Tafelteam. Eine der jüngsten unter den Helfern, die täglich in rund 70 Geschäften fünf Tonnen ausrangierte Lebensmittel einsammeln, sortieren und im Laden an der Brückenstraße in Hochfeld weitergeben an Bürger, die mit wenig Geld über die Runden kommen müssen.

Klappach stammt aus Merseburg, wohnt in Duisburg, studiert in Bochum Sozialarbeit und steuert gerade auf ihren Master zu. Im Juni 2013, die Semesterferien damals waren langweilig, suchte sie eine Beschäftigung, sah auf der Straße ein Auto der Tafel und stellte sich kurzentschlossen vor. „Und dann ging’s los”, erzählt sie. Als Praktikum fürs Studium sieht sie ihr Engagement nicht. „Auch, wenn’s dazu passt.“

Wocheneinkauf für einen Euro pro Erwachsenen

Tafel versorgt in Duisburg etwa 3000 bedürftige Menschen

1000 Einkaufs-Ausweise hat die Duisburger Tafel an berechtigte Familien ausgegeben, versorgt so rund 3000 Menschen an ihren Ausgabestellen in Hochfeld (Brückenstraße 30, an fünf Tagen geöffnet) und Marxloh (An der Paulskirche 7, dienstags und mittwochs ab 15 Uhr). Zudem betreibt die Tafel an der Düsseldorfer Straße 346 einen Mittagstisch für Bedürftige und beliefert 15 Einrichtungen (Schulen, Kindergärten, Frauenhäuser) mit Lebensmitteln. 5000 Kilo sammeln die Fahrer täglich ein, davon müssen 500 entsorgt werden.

Finanziert wird das Projekt ausschließlich aus Spenden. Wer monatlich überweist (ab fünf Euro) darf sich dafür „Tafelritter“ nennen.

Einmal pro Woche („Bei Bedarf öfter”) hilft sie seitdem, arme Mitmenschen mit Lebensmitteln zu versorgen. Meist übernimmt sie den Fahrdienst, arbeitet aber auch im Laden bei der Ausgabe. Mit den Menschen, die dort Schlange stehen und für einen Euro pro Erwachsenen einen Wocheneinkauf mitnehmen können, spricht sie wenig über deren Leben. „Aber man kann sich vieles denken“, sagt sie.

Die Arbeit hier überzeugt Anne-Marie Klappach und das Ergebnis ebenso: „Ich finde es schlimm, wenn in Deutschland Lebensmittel verschwendet werden und woanders verhungern Menschen”, sagt die junge Frau. Sie irritiert das Überangebot in Läden, der Überfluss, dessen Reste an die Brückenstraße gefahren werden. Klappach: „Das Bekloppte ist, bei uns landet das teure Obst und Gemüse wie Heidelbeeren oder Paprika, die sich im Geschäft viele nicht leisten wollen.“

Die meisten Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich

Nach über einem Jahr ist das Ehrenamt bei der Tafel ein fester Teil ihres Lebens geworden, den sie nicht mehr missen möchte. „Ich habe schon überlegt, wie ich hier weitermachen kann, wenn ich nach dem Studium arbeite.”

Tafelchef Günter Spikofski könnte mehr Leute wie Anne-Marie Klappach gebrauchen. 83 Mitarbeiter hat er derzeit, davon 74 ehrenamtliche. „Wenn morgen zehn Freiwillige vor der Tür stehen, könnte ich jeden davon gebrauchen“, sagt er. Auch eine Stelle für einen „Bufdi“ im Bundesfreiwilligendienst (Mindestalter: 27 Jahre) hat Spikofski zum 1. September noch frei.