Duisburg. Sechs Tage in der Woche ist der Tafelladen in Duisburg-Hochfeld geöffnet. Familien und Alleinstehende mit geringem Einkommen decken sich dort mit Lebensmitteln ein. Mit Spenden hält sich die Organisation über Wasser. Die Nachfrage wächst.
Die Fünf ist seine Glückszahl: „Das ist wie ‘n Jackpot.“ Mit dem Schnipsel in der Hand darf er heute mit der ersten Gruppe rein. „Manchmal kriegste die 90, dann sind die besten Sachen weg. Aber immer noch besser als nix“, sagt der Mann mit Käppi und Stoppelbart. Und überhaupt. Man müsse zufrieden sein mit dem, was man hat. Einmal zieht er noch an seiner Zigarette. Dann geht er einkaufen.
Es ist eine etwas andere Form von Supermarkt, die um kurz nach zehn mit dem Duisburger Tafelladen in Hochfeld öffnet. Sechs Tage die Woche stehen sie vor dem Backsteinhaus. Warten mit ihren beliebig gezogenen Nummern – mal mehr, mal weniger glücksbringend – bis sie an der Reihe sind.
Rund 4000 Menschen unterstützt die Organisation pro Woche. Und der Bedarf wächst. „Vor fünf Jahren kamen noch 60 bis 80 Familien in der Woche zu uns“, erinnert sich Geschäftsführer Günter Spikofski. „Heute sind es 150.“ Und erst am vergangenen Freitag hätten sich wieder zwölf Neuzugänge angemeldet. „So sieht das jede Woche aus.“ Arbeitslose, Renter und Geringverdiener – alleinstehend oder mit Familie – decken sich mit den gespendeten Lebensmitteln ein. Kostenpunkt: ein Euro pro Erwachsener. „Maximal aber drei“, betont Spikofski. Er arbeitet in einem Haus, in dem jeder Euro zählt.
Ehrenamtler halten die Tafel am Leben
Gerade zieht der Kunde mit der Nummer Fünf so eine Münze aus der Tasche. Mit Plastiktüten in der Hand startet er seine Runde im Tafelladen. Kohlköpfe, Äpfel, Brot – auf Metalltischen sind die Lebensmittel kistenweise aufgestapelt. Es herrscht Discounter-Atmosphäre, nur mit weniger Ware. „Zwei Sachen, junger Mann“, erklärt die Helferin am Gemüsetisch. Das Kontingent ist begrenzt. Paprika und Wirsing sollen’s sein. „Damit mach ich Kohlrouladen“, sagt er und stopft noch ein paar Salatköpfe in seine Tüten.
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Spenden und Ehrenamtler halten die Duisburger Tafel am Leben. Als Suppenküche wurde die Organisation vor 18 Jahren gegründet. Inzwischen umfasst das Projekt die Hauptniederlassung in Hochfeld, einen zweiten Laden in Marxloh und einen Mittagstisch in Grunewald. „Der Großteil unseres Etats setzt sich aus Lebensmittelspenden zusammen“, erklärt der Geschäftsführer. Die kommen fast alle von Großhändlern. Allein in Duisburg sitzen 100 davon. Auf den meisten Packungen stimme das Haltbarkeitsdatum. „Aber die frischeste Ware können wir natürlich selten anbieten.“ Und wenn welche da ist, ist sie begehrt.
Auch die späten Einkäufer bekommen genug
Deshalb habe es auch immer wieder Streit um die ersten Plätze vor der Tür gegeben. Stunden vorher schlugen die Menschen auf. „Mit dem Lossystem für die Wartenummern haben wir das Problem immerhin in den Griff bekommen.“ Und auch die späten Einkäufer bekämen noch genügend Lebensmittel ab. „Inzwischen“, erzählt Spikofski, „sind wir sogar fast zu so etwas wie einem Treffpunkt avanciert.“ Mit Thermoskannen und Campingstühlen bepackt trifft man sich hier manchmal.
Mit zwei vollen Einkaufstüten und einem Kaffeebecher in der Hand gesellt sich Einkäufer Nummer fünf zu einem Grüppchen Wartender. Er habe mal als Gärtner gearbeitet, erzählt er, sei dann schwer krank geworden. „Krebs. Ist schon ‘ne Weile her. Inzwischen geht’s wieder.“ Jetzt verteilt er nachts Prospekte. „Was ich dafür kriege, reicht nicht.“ Also kommt er zum Tafelladen. Jeden Montag. „Haste denn was gekriegt?“, fragt ein Mann mit grünem Parker und deutet auf die vollen Einkaufstüten. „Is’ in Ordnung“, sagt er schulterzuckend „man muss zufrieden sein mit dem, was man hat.“