Duisburg. .

Etwa zu tun zu haben und sich für ärmere Menschen engagieren: Das lässt Detlef Bohnenkamp jeden Morgen aufstehen. Seit zwei Jahren arbeitet er als GWA-Kraft bei der Tafel. Doch sein Job ist bedroht, denn die Arge will hier Stellen kürzen.

Die Beute der ersten Tour des Tages fährt Detlef Bohnenkamp mit einer Ameise ins Lager der Duisburger Tafel. Kohlrabiblätter hängen schlapp über den Rand des Korbes, Zucchini gingen im Supermarkt offensichtlich nicht so gut. Eine Viertelstunde später ist der weiße Transporter leer und Bohnenkamp startet zur nächsten Tour. Zehn Adressen stehen jetzt auf seinem Zettel, Bäckereien, Supermärkte, auch kleine Frühstückscafés werden angefahren. „Da gibt’s manchmal nur ein Brötchen, aber davon kann ein Kind satt werden“, begründet Bohnenkamp den Aufwand.

Der 53-Jährige arbeitet seit zwei Jahren für die Duisburger Tafel und ist glücklich über seinen Job. Angestellt ist er als 2-Euro-Kraft über die Gesellschaft für Wohltätige Arbeit. „200 Euro und ein paar Gequetschte“ kann er sich so zu seinem Hartz-IV-Geld hinzuverdienen. Ein „Beibrot“, das über eine Menge Lebensqualität entscheidet, wie Bohnenkamp weiß: „Gibt’s Marmelade zum Frühstück oder kann ich mir ‘ne Scheibe Wurst leisten, kauf ich Kotelett oder Schnitzel.“

Der gelernte Fernfahrer saß 25 Jahre auf dem Bock, schlecht gefederte Sitze ruinierten seinen Rücken, die Knie. Jetzt schreibt er monatlich vier Bewerbungen in den ersten Arbeitsmarkt, erhält aber nur Absagen. Sein Alter eben. Das Gefühl, bei der Tafel eine Beschäftigung zu haben und dabei auch noch Gutes zu tun, lässt ihn aufblühen.

Um so härter treffen ihn und die sechs anderen GWA-Kräfte die Streichpläne der Duisburger Arge. Schon Ende des Jahres soll Schluss sein. Und dann steht auch die Tafel vor einem riesigen Problem. Denn auch fünf Kollegen, die über die Job-Perspektive angestellt sind, haben Verträge, die jetzt auslaufen. „Wenn wir Ende 2011 elf Vollzeit-Stellen weniger haben, weiß ich nicht, wie die Arbeit dann weiterlaufen soll“, sorgt sich Tafel-Geschäftsführer Günter Spikofski.

Dabei ist der Bedarf so groß, dass getrost eine weitere Ausgabestelle eröffnet werden könnte. Ab Dezember gibt es einen Aufnahmestopp, weil das Ende des Leistungsvermögens in Hochfeld erreicht ist. Von den zehn Tonnen Lebensmitteln, die täglich herbeigeschafft werden, müssen drei bis vier Tonnen als ungenießbar entsorgt werden. Der Rest wird an täglich 170 Abholer verteilt. Beliefert werden außerdem die beiden Frauenhäuser, zwei Schulen, drei Kindergärten, eine Kinderheim-Dependance. Diese Leistung, mit der die Gesamtkosten der Einrichtungen gesenkt werden und so Kinder, deren Eltern das Mittagessen nicht bezahlen können, dennoch warm essen dürfen, würde als erstes wegfallen, befürchtet Spikofski. Ehrenamtler seien eine starke Stütze, aber elf Stellen könne man damit nicht auffangen. Für seine Kollegen sieht Spikofski auf dem ersten Arbeitsmarkt schwarz. Dass sei seitens der Arge ursprünglich auch so erkannt worden, deshalb war der Plan, sie langfristig bei der Tafel zu beschäftigen, erzählt der Geschäftsführer. Offenbar ist das in Vergessenheit geraten.

Besonders ärgert Spikofski aber die Tatsache, dass die Neuanmelder immer häufiger erzählen, die Arge habe sie geschickt. „Die können uns doch nicht die Leute schicken und gleichzeitig die Stellen kürzen“, schimpft er und setzt jetzt auf die Solidarität und Aktionen mit anderen Betroffenen. Beim Paritätischen Wohlfahrtsverband fallen ebenfalls GWA-Kräfte weg.