Duisburg. Seit einem Jahr absolviert Brigitte Wölke den so genannten Bundesfreiwilligendienst. Meist sind es sonst eher Abiturienten, die sich zwischen Schule und Studium oder Ausbildung eine Auszeit nehmen wollen. Doch als sie in Rente ging, wollte sie ihren Tag sinnvoll füllen.
„Lügen haben...?“, fragt Brigitte Wölke. „...kurze Beine“, kommt die Antwort von Frau Hornik wie aus der Pistole geschossen. Mit Sprichwörtern kennt sich die 85-Jährige aus, die hat sie ihr ganzes Leben immer mal wieder aufgeschnappt. Brigitte Wölke greift eine andere Karte, zählt weitere Spruch-Fetzen auf. Beim Spielen sollen sich die Bewohner des Johanniter-Seniorenzentrums in Rheinhausen wieder erinnern. Seit einem Jahr absolviert Brigitte Wölke den so genannten Bundesfreiwilligendienst. Meist sind es sonst eher Abiturienten, die sich zwischen Schule und Studium oder Ausbildung eine Auszeit nehmen wollen.
Doch als sie in Rente ging, wollte sie ihren Tag sinnvoll füllen. Ihre anderen, politischen und sozialen, Ehrenämter, beschäftigen sie eher abends. Also schrieb die 69-Jährige Bewerbungen – und wurde von den Johannitern zum Vorstellungstermin eingeladen. Dort staunten die Personaler nicht schlecht, als sie eine Rentnerin vor sich sitzen hatten.
Kein großer Andrang
„Ehrlich gesagt haben wir beim ersten Sichten gar nicht aufs Alter geachtet. Aber Brigitte Wölke ist für uns ein Gewinn, weil sie sich sehr für Demenz-Patienten interessiert und als gestandene Persönlichkeit ganz anders auf Leute zugeht“, freut sich Julia Fingerhut, Leiterin des Sozialen Dienstes. Insgesamt sei der Andrang von jüngeren Leuten, einen Bundesfreiwilligendienst im Seniorenzentrum zu machen, gar nicht so groß.
In der Regel werden die Freiwilligen im Sozialen Dienst eingesetzt, spielen mit den Bewohnern, lesen vor oder gehen eine Runde spazieren. Brigitte Wölke ist oft im benachbarten Volkspark unterwegs. „Einige gehen gerne spazieren. Meine Mutter konnte damit gar nichts anfangen“, erzählt die engagierte Rentnerin, die früher ein Betriebsrestaurant leitete. Viele Jahre besuchte sie ihre Mutter jeden Tag im Altenheim. „Da habe ich viel mitbekommen, wie man den Bewohnern helfen kann und worüber sie sich freuen.“
„Hier gibt es so viele, die noch fit sind“
Ihr Arbeitstag im „Wohnbereich 1“ beginnt um viertel nach zehn. Jeden Tag gibt’s verschiedene Gruppenangebote – die übrigens mehrheitlich von den Bewohnerinnen besucht werden. Die Männer blieben lieber unter sich – oder treffen sich mal zum Stammtisch, der speziell für die Herren eingerichtet wurde. Mittags reicht Brigitte Wölke einer anderen Dame das Essen kann. Die Bewohnerin braucht manchmal Hilfe – und muss erinnert werden, auch etwas zu essen.
Der Freiwilligendienst von Brigitte Wölke dauert noch ein halbes Jahr. Vor dem Alter hat die 69-Jährige übrigens keine Angst mehr. „Hier gibt es so viele, die noch fit sind“