Duisburg. Die Verbraucherzentrale sieht ihr Kontrollbarometer als „Erfolgsmodell“. Viele Handynutzer sehen das offenbar anders.
Die Verbraucherzentrale NRW zieht sieben Monate nach Einführung ihrer Gastro-App „Appetitlich“ erstmals Bilanz. Das kleine Programm, das sich auf Smartphones installieren lässt und auch im Internet über die Hygienezustände in Gastronomiebetrieben informierte, sei „ein Erfolgsmodell“, teilten die Verbraucherschützer gestern mit.
Mehr als 20.100 mal sei die App heruntergeladen worden, die Internetseite zählt über 200.000 Klicks. Einsehen lassen sich über eine Kartenfunktion die Ergebnisse der Betriebsprüfungen von Restaurants, Cafés und Imbissstuben. „Damit ebnen wir Verbrauchern einen nützlichen Zugang zu amtlichen Kontrolldaten“, heißt es aus der Verbraucherzentrale, die das Kontrollbarometer seit Mitte Dezember in Duisburg und Bielefeld als Pilotprojekt testet.
Am liebsten null Sterne
735 Gastro-Betriebe sind erfasst
In Duisburg sind 735 Restaurants, Imbisse und Cafés erfasst. Beim Start vor sieben Monaten waren es 600. Damals lagen 87 % im grünen Bereich, jetzt sind es 90 %.
Die App heißt „Appetitlich“ und ist für Smartphones und Tablets kostenlos im App Store (iPhones) oder bei Google Play (Android) erhältlich.
Die NRZ-Recherchen lassen allerdings weiterhin an dem „Erfolgsmodell“ zweifeln: Wie bereits im Januar berichtet erhielt das Programm in den Wochen nach dem Start vor allem wegen der komplizierten Handhabung und der schwierigen Bedienbarkeit miese Noten. Und bis heute hat sich daran wenig geändert, wie die Erfahrungsberichte von Nutzern der Android-Version zeigen. 100 Bewertungen sind in dem Download-Portal eingestellt, die Hälfte davon schafft es nicht über einen der fünf zu vergebenen Sterne. „Am liebsten null Sterne!“, schrieb eine Nutzerin Mitte Juni. Zu diesem Zeitpunkt wollten offenbar besonders viele Handynutzer das Programm installieren, weil sie einen entsprechenden TV-Bericht gesehen hatten. Doch die meisten von ihnen scheiterten bereits bei der Installation, viele blieben gleich nach den rechtlichen Hinweisen hängen. Ähnliche Probleme gab es bei den Nutzern diverser neuer Handy-Modelle bereits in den Monaten zuvor. Zwar gab es kürzlich ein Update, die vielfach kritisierten Mängel der Suchfunktion sind aber nicht behoben.
Zudem relativiert sich auch die Zahl der 20.000 Downloads sehr schnell. Bereits sechs Wochen nach dem vielfach beworbenen Start zählte die Verbraucherzentrale knapp 10.000 Downloads. Der Schwung ist offenbar deutlich abgeebbt: Bis sich die Startzahlen verdoppelt hatten, dauerte es weitere fünf Monate.
Ergebnisse zeigen wenig Auswirkungen
Daher wird wohl fraglich bleiben, ob die App in dieser Form nach der Testphase auf andere Städte übertragen wird. Auf die Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelüberwachung zeigt das Kontrollbarometer wenig Auswirkungen: Nach wie vor liegen 90 Prozent der Betriebe im „grünen“ Bereich. Dafür hat Duisburg jetzt auch sein erstes „rotes“ Fähnchen auf der Kontrollkarte: Die Imbiss-Trinkhalle an der Schwabenstraße in Marxloh hatte die Anforderungen der Kontrolle bei der Prüfung Ende Januar nicht erfüllt.