Duisburg. Das Modellprojekt in Duisburg, das Einblicke in die Hygiene-Mängel in Restaurants geben soll, wird in den Download-Portalen wegen der technischen Bedienbarkeit heftig kritisiert. Die Verbraucherschutzzentrale ist dennoch zufrieden mit dem Gastro-App: Die Download-Zahlen übertreffen alle Erwartungen.
Sechs Wochen nachdem die Verbraucherzentrale und die Stadt Duisburg die Gastro-App gestartet haben und NRW-Umweltminister Remmel zur Präsentation angereist war, muss man nach einem positiven Feedback zu der Hygiene-Ampel lange suchen. Die Kritik in den Download-Portalen, wo sich die Anwendung für Smartphones herunterladen lässt, ist vernichtend. Tenor: Die Idee ist zwar ganz gut, die Umsetzung aber mangelhaft.
iPhone-Nutzer berichten durch die Bank von Abstürzen, einem „vorsintflutlichen Bedienkonzept“ oder „steinzeitlicher Kartenfunktion“. Auf Android-Geräten läuft die Anwendung offenbar stabiler, die Bewertung ist jedoch nicht minder schlecht: Anderthalb Sterne führt der Apple-Store auf, Android-Nutzer geben zweieinhalb von fünf Sternen.
Probleme bei der Einbindung des Kartenmaterials
Die deutliche Kritik ist auch in der Verbraucherzentrale angekommen. „Wir haben einen Blick darauf. Die App ist technisch umfangreich, bei der Einbindung des Kartenmaterials gab es Probleme“, sagt Bernhard Burdick, Leiter des Ressorts Ernährung, auf NRZ-Nachfrage. Eine Verbesserung sei in Arbeit, was aber nicht ganz einfach werde. In dieser Woche soll es ein weiteres Gespräch mit der beauftragten Agentur geben. „Kinderkrankheiten sind bei neuen Apps allerdings durchaus üblich“, sagt Burdick, der die kritischen Stimme auch als Zeichen für den hohen Anspruch der Nutzer wertet.
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Dennoch: Die Verbraucherzentrale lässt sich das Instrument, das für mehr Transparenz sorgen soll, nicht madig machen und stützt sich vor allem auf die Zahl der Downloads, die auf die 10.000 zugeht: Mitte Januar wurde die App rund 4800 mal aus dem Apple-Store heruntergeladen, auf dem Android-Pendant rund 4700 mal. „Damit wurden unsere Erwartungen weit übertroffen“, sagt Burdick. Insgeheim hatte die Verbraucherzentrale mit rund 5000 Downloads innerhalb des ersten Jahres gerechnet. Denn schließlich läuft die Gastro-Ampel auch nur als Pilotprojekt in den beiden Städten Duisburg und Bielefeld. „Die Zahlen zeigen deutlich, dass sich Verbraucher diese Möglichkeit der Informationen wünschen“, sagt Burdick.
Das Projekt ließe sich ebenso auf weitere Städte ausweiten als auch auf weitere Betriebe: auf Kantinen, Mensen, Bäckereien oder Metzgereien. Die Daten lägen durch die Kontrollen ohnehin vor, sagt Burdick. Die Verbraucherzentrale ruft sie lediglich bei den Städten ab und macht sie dann öffentlich zugänglich.
Dehoga klagt und wartet weiter auf einen Verhandlungstermin
Genau dieses Vorgehen ist aber einigen Gastronomen sowie dem Verband Dehoga ein Dorn im Auge. In Bielefeld sind über 30 Klagen anhängig, in Duisburg sind es acht. Und obwohl die ersten Klagen bereits vor neun Monaten eingereicht wurden, gibt es bislang noch nicht einmal einen Verhandlungstermin. „Die Mühlen der Justiz mahlen offenbar langsam“, sagt Dehoga-Geschäftsführer Thomas Kolaric. „Wir hoffen in der ersten Hälfte dieses Jahres mit einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts, ob die Städte diese Daten überhaupt einfach weitergeben dürfen“.
Welche Folgen die Hygiene-Ampel für die Gastwirte hat, will der Dehoga in Kürze mit Hilfe einer Umfrage bei seinen Mitgliedern herausfinden: Sprechen Gäste den Wirt darauf an? Wird er mit dem Ergebnis konfrontiert? Die Fragestellungen befänden sich in der letzten Abstimmung, sagt Kolaric. Spätestens Ende Januar würden die Bögen verteilt: „Ich rechne damit, dass Mitte Februar Ergebnisse vorliegen.“
Stadt Duisburg steht hinter der Veröffentlichung
Dann könnte auch die politische Diskussion über die Veröffentlichung der Daten wieder aufleben. Der Dehoga habe eine Einladung des Verbraucherschutz-Ausschusses des NRW-Landtags erhalten, berichtet Kolaric. „Offenbar hat man dort die Diskussion zur Kenntnis genommen.“ Der Ausschuss tagt das erste Mal in diesem Jahr am 12. Februar. Ob das Thema dann auf der Tagesordnung stehen wird, steht noch nicht fest.
Die Stadt Duisburg jedenfalls steht weiterhin voll und ganz hinter der Veröffentlichung der Minuspunkte aus den Kontrollberichten. „Wir merken, dass die Kontrollen viel ernster genommen werden, seitdem die Ergebnisse veröffentlicht werden“, sagt Stadtsprecherin Susanne Stölting. „Inzwischen gibt es deutliche Verbesserungen, vor allem bei den nachgehenden Kontrollen sind Gastronomen bemüht, die Mängel schnell beseitigt zu haben.“