Duisburg. Die Zahl der Rinderbetriebe in Duisburg ist stark rückläufig. Aktuell halten noch 27 Landwirte in Duisburg Kühe. Doch die Flächen, um die Betriebe durch Expansion langfristig wettbewerbsfähig zu machen, fehlen. Viele Landwirte verdienen ihr Geld anders.

Kein Bundesland ist so einwohnerstark wie Nordrhein-Westfalen, keines hat mehr Betriebe aufzuweisen. An Landwirtschaft denken da wohl die wenigsten Menschen. Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache: IT.NRW meldet für den Mai 2014 7.106 Betriebe mit Milchviehhaltung.

Während die Zahl der Betriebe abnahm, stieg die Zahl der Kühe gegenüber 2013 sogar um drei Prozent. Aktuell leben allein rund 422.000 Milchkühe in NRW. Für manches Stadtkind sicher überraschend: Auch in Duisburg gibt es 27 landwirtschaftliche Betriebe mit Rinderhaltung, darunter drei mit Milchkühen. Doch die Zahl ist stark rückläufig.

Zahl der Kühe sank dramatisch

Auf Duisburger Stadtgebiet waren vor fünf Jahren noch 35 landwirtschaftliche Betriebe mit Rinderhaltung aktiv, neun davon hatten Milchvieh. Auch die Zahl der Kühe sank dramatisch: Gab es 2009 noch 1097 Rinder, so sind es aktuell nur noch 883. Die Zahl der Milchkühe reduzierte sich von 239 auf 167. Die meisten gehören den Rassen „Holstein-Schwarzbunt“ und „Holstein-Rotbunt“ an.

Die Ursachen kennt Karl-Wilhelm Kamann recht genau. Seine rund 200 Tiere - eine auf Fleischproduktion ausgerichtete Mutterkuhherde - weiden an der Stadtgrenze zwischen Mülheim und Duisburg. „Wir haben Flächen in den Ruhrwiesen von den Kommunen gepachtet.“ Was, nebenbei bemerkt die Folge hat, das viele seiner Tiere ausgezeichnete Schwimmer seien und auch mal über die Ruhr schwämmen, so Kamann. „Die kommen aber immer wieder.“

Kein Weideland direkt am Hof

Seine Kühe wechseln mehrfach im Jahr den Standort zum Grasen. „Wir haben eben kein Weideland direkt am Hof.“ Das mache die Sache schwieriger, als bei einem Betrieb in ländlicher Region. „Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Betriebe wachsen“, weiß Kamann, der seit Jahrzehnten seinen Betrieb führt. Die Statistik untermauert das: Während die Zahl der Betriebe sank, stieg die Zahl der Tiere pro Hof: Waren es vor fünf Jahren 31, so sind es nun 33 Tiere.

Noch deutlicher ist das bei den Milchbetrieben, wo sich die Zahl von 27 Tieren auf 56 mehr als verdoppelte. „Aber für die Expansion der Betriebe fehlen hier die Flächen“, stellt Kamann nüchtern fest. Über kurz oder lang würden da wohl noch mehr Kollegen ihre Betriebe aufgeben, die Flächen verpachten und die Kuhställe zu Pferdeställen umbauen.

Dass „alles nur eine Frage der Zeit“ sei, meint auch Hans-Hermann Steinschen. Er betreibt seinen Hof in Baerl als Nebenerwerbslandwirt. 14 Mastrinder nennt er sein eigen. Aber: „Ich verdiene mein Geld woanders“, so Steinschen, der als Berufskraftfahrer arbeitet. Seinen traditionsreichen Hof gibt es seit 1839. In diesem Jahr wird er 175 Jahre alt. Für Hans-Hermann Steinschen wenig Grund zum Feiern. „Die nächste Generation wird das nicht mehr machen.“ Früher oder später wird er seine landwirtschaftlichen Flächen also verpachten. „So lange ich als Bauer aktiv bin, kriege ich nämlich keine Rente.“