Duisburg.. Ideale Bedingungen, um sich zu vermehren, finden die Langohren auf dem Friedhof in Duisburg-Buchholz. Wer dort ein Grab pflegt, kann ein Lied davon singen, muss er doch mit den von ihnen angerichteten Verwüstungen leben. Stadtförster Stefan Jeschke will den Bestand jetzt drastisch reduzieren.
Trotz Dauerregens, der am Dienstagmorgen auf dem Friedhof an der Zimmerstraße fällt, sieht man die Kaninchen über die Wege und Grünflächen flitzen. „Hier ist eine hohe Dichte“, urteilt Stefan Jeschke. Nach Beschwerden von Bürgern und Friedhofsgärtnern über die massiven Schäden, die von den Nagern angerichtet werden, macht sich der Förster bei einem Ortstermin selbst ein Bild von der Lage.
Den Jäger, der in seinem Auftrag den Langohren-Besatz auf dem Buchholzer Friedhof in Grenzen hält, nimmt Jeschke gegen den Verdacht der Untätigkeit ausdrücklich in Schutz. Im Jahr 2012 habe er 39, im vergangenen Jahr 29 Tiere erlegt. „Er macht das hobbymäßig, seine Angehörigen sind ebenfalls hier bestattet. Er kann nichts dafür“, sagt Jeschke.
Keine Radikal-Lösung
Weil die Nager im milden Winter schon im Januar ihren ersten Wurf setzten, sei die Zahl der Tiere förmlich explodiert, erklärt der Förster. Bis zu fünf weitere Würfe können folgen. „Deshalb müssen wir jetzt intensiver an die Sache herangehen.“ Wie, darüber werde er zunächst mit dem Jäger und mit Friedhofsverwalter Andreas Joost beraten, kündigt Jeschke an. „Möglicherweise komme ich dann selbst mal mit der Flinte.“ Falkner anzusprechen und zur Jagd auf dem Friedhof einzuladen, das sei eine zweite Möglichkeit. Jeschke: „Ich habe Kontakt zu einigen Falknern. Das Gelände hier ist optimal für die Vögel.“
Allerdings, betont der Förster, „kann das Ziel nicht die Ausrottung der Kaninchen sein. Sie haben hier auch ihre Daseinsberechtigung.“ Auch für die Langohren gelte die Schonzeit. Beim Abschuss müssen die Jäger deshalb behutsam vorgehen. „Die Altkaninchen sind geschützt. Wenn man eine Häsin schießt, verenden die Jungen jämmerlich im Bau. Das kann nicht Sinn der Sache sein“, erklärt der Förster.
Ein emotionales Thema
Dass sich ausgerechnet an der Zimmerstraße die Kaninchen wohlfühlen, ist für den Fachmann nicht erstaunlich: Geradezu ideale Bedingungen finden die Tiere hier, ausreichend Verstecke im angrenzenden Waldstück, eine steile Böschung am Materialplatz, optimal für ihre Bauten.
Die Folgen spüren Nutzer des Friedhofs wie Ralph Busse, der wie viele andere gegen die Spuren kämpft. „Wer die Schäden vom Gärtner beseitigen lassen muss, weil er es selbst nicht kann, für den wird’s oft teuer“, sagt Verwalter Joost. „Für viele Menschen ist das ein sehr emotionales Thema.