Duisburg. Bis Ende dieses Monats müssen die etwa 100 Bewohner des so genannten “Problemhauses“ In den Peschen ihre Wohnungen geräumt haben. Die Stadt Duisburg hatte das Gebäude für nicht mehr bewohnbar erklärt. 50 weitere Immobilien mit ähnlichen Problemen will sie nun intensiv unter die Lupe nehmen.
1400 Menschen haben in schlimmsten Zeiten in den so genannten „Problemhäusern“ in Duisburg-Bergheim gelebt, zum Ende des Monats sollen die Immobilien nun geräumt sein. Der Hauseigentümer erhielt am Dienstag die Unbewohnbarkeitserklärung zugestellt, die jetzt nur noch etwa 100 Bewohner des Hauses "In den Peschen 3-5" wurden Mittwochmorgen informiert. Am 31. Juli müssen alle Wohnungen geräumt sein.
„Erhebliche gesundheitliche Gefährdungen“ seien der Grund für das Einschreiten gewesen, begründete die Stadt Duisburg die Maßnahme, die durch das im April verabschiedete Wohnungsaufsichts-gesetzes NRW erst möglich wurde. Ende Juni hatte es eine Begehung des Hauses durch Vertreter unterschiedlicher Behörden von Bauaufsicht über Feuerwehr bis hin zum Jugendamt gegeben.
Von den 47 Wohnungen sind 18 bewohnt. 100 Menschen leben dort noch nach Einschätzung der Stadt, gemeldet sind 44 Erwachsene und 110 Kinder. Der Zustand der Wohnungen bei der Kontrolle: Exkremente in ungenutzten Räumen, lebensgefährliche elektrische Anlagen, herausgebrochene Balkontüren, Ungeziefer, Feuchtigkeit, Schimmel. Testat: unbewohnbar.
Dolmetscher erklären Bewohnern die amtliche Anordnung
Dolmetscher haben den aus Rumänien stammenden Bewohnern die amtliche Anordnung erklärt. Bei der Stadt geht man davon aus, dass die Zuwanderer selbst neue Wohnungen finden. In einem ähnlichen Fall in Duisburg-Meiderich sei das innerhalb von zwei Tagen gelungen. Immerhin gibt es in Duisburg derzeit rund 10.000 leer stehende Wohnungen.
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Gut zwei Jahre lang waren die Bergheimer Wohnhäuser ein Problemfall: Lärm, auch in der Nacht, Müll, Bettelei sorgten für massiven Ärger in der Nachbarschaft, die Polizei berichtet von Delikten von Schwarzfahren bis hin zu Raubüberfällen, städtische Sozialarbeiter waren im Dauereinsatz.
50 weitere Immobilien mit ähnlichen Problemen will die Stadt Duisburg nun intensiv unter die Lupe nehmen, Schwerpunkte sind der Norden der Stadt und Hochfeld. Aktuell leben, so die Stadt, knapp 10.000 Bulgaren und Rumänen in Duisburg.
Anwohner hoffen auf Normalität
In dem so genannten Problemhaus in Bergheim leben nach Angaben des dort tätigen Hilfsvereins „Zukunftsorientierte Förderung“ (ZOF) zur Zeit nur noch rund 90 Roma aus Rumänien. Viele Familien zogen in letzter Zeit bereits weg, vor allem nachdem die Stadtwerke wie berichtet seit einigen Wochen weder Strom noch Gas liefern, die Zähler ausgebaut wurden.
Der Hauseigentümer müsste nach Einschätzung der Stadtverwaltung eine siebenstellige Summe investieren, bevor er die Freigabe zur erneuten Vermietung erhalten würde. Ein Ankauf der heruntergekommenen Immobilie durch die Stadt ist kein Thema mehr. Vor der Unbewohnbarkeitserklärung hatte es noch eine amtliche Aufforderung gegeben, die Mängel zu beseitigen. Ab 1. August muss das Gebäude nun so gesichert sein, dass es nicht erneut bezogen werden kann.
„Wir nehmen die Entscheidung mit Erleichterung auf“
Eduard Pusic, ZOF-Projektleiter für die Roma-Häuser, kommentierte die endgültige Räumung so: „Eigentlich ist das keine Überraschung. Darüber diskutieren wir schon seit einem Jahr. Die Räumung ist letztlich ein notwendiger Schritt.“ Das Haus sei nicht mehr bewohnbar gewesen: „Dort herrschen schon lange keine menschenwürdigen Zustände mehr.“ Pusic: „Wir nehmen die Entscheidung mit Erleichterung auf.“ Auch weil jetzt endlich die Chance bestehe, die verbliebenen Roma-Kinder aus den prekären Wohnverhältnissen zu holen.
Erwartungsgemäß begrüßte Hans-Wilhelm Halle, Sprecher der Anwohner auf der Beguinenstraße/In den Peschen die anstehende Räumung und Schließung: „Wir sind begeistert.“ Das neue Wohnaufsichtgesetz der Landesregierung scheine auch im Fall Duisburg-Bergheim zu greifen und werde nun umgesetzt. Halle: „Wir hoffen, dass sich jetzt unser Leben hier wieder normalisieren wird.“ Dazu gehöre, dass die Werte der Anwohnerimmobilien wieder steigen könnten und sich die angrenzenden Häuser besser verkaufen ließen.