Duisburg-Bergheim. . Auf Initiative des Vermieters Branko Barisic bauten Mitarbeiter der Stadtwerke die Strom- und Gaszähler in den Häusern In den Peschen in Duisburg-Bergheim aus. Die Polizei sicherte die Aktion mit 16 Beamten ab, um Konflikte zu vermeiden. Die meisten Bewohner können nun weder kochen noch duschen.
Mitarbeiter der Stadtwerke Duisburg haben die meisten Strom- und Gaszähler in den so genannten Problemhäusern In den Peschen 3 und 5 ausgebaut. Damit hatte Vermieter Branko Barisic den städtischen Energieversorger beauftragt. Begründung: Seit 2012 habe kein Einziger der Mieter Strom und Gas angemeldet, schon gar nicht bezahlt. Laut Barisic sind inzwischen Schulden in Höhe von rund 160.000 Euro gegenüber dem städtischen Versorger aufgelaufen.
Diese Summe wollte Stadtwerke-Sprecherin Anamaria Preuss aus Gründen des Datenschutzes nicht bestätigen, wohl aber, dass ihr Unternehmen zahlreiche Zähler in den beiden Häusern abmontierte: „Es bestanden keinerlei gültigen Lieferverträge, weder mit den Mietern noch mit dem Vermieter. Das haben wir zunächst überprüft.“ Aus diesem Grund sei man dem Antrag von Barisic gefolgt. Die Zähler seien Eigentum der Stadtwerke.
Verhinderung von Konflikten
Auch die Polizei bestätigte den Vorfall: „Wir waren auf Anfrage des Vermieters und der Bewohner mit 16 Beamten vor Ort, nicht um den Ausbau durchzusetzen, sondern um zu verhindern, dass es zu Konflikten kommt“, sagte Joachim Wawrzeniewski, Augenzeuge und Polizeihauptkommmissar. Ein Mannschafts- und vier Streifenwagen waren In den Peschen im Einsatz, so der Rheinhauser Augenzeuge Frank Knott vom Sozialverein „Wir laufen mit! “
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Polizeisprecher Wawrzeniewski berichtete von seinen Eindrücken: „Zunächst waren die Bewohner aufgebracht, später haben sich die Gemüter beruhigt.“ Es sei zu keinen Konflikten gekommen. Der Sprecher bestätigte, dass Vermieter Barisic bei dem Einsatz von vier eigenen Männern begleitet wurde.
„Viele Familien haben jetzt keinen Strom und kein Gas“
Fakt ist, dass nach dem Ausbau der Zähler fast alle Bewohner ohne Energie in den beiden Häusern leben müssen: „Viele Familien haben jetzt keinen Strom und kein Gas“, so Frank Knott. „Die Leute können nicht mehr kochen und duschen.“ Und: „Barisic hat den Bewohnern den Ausbau der Zähler nicht angekündigt.“ Dabei muss säumigen Mietern laut Gesetz eine so genannte Versorgungsunterbrechung sieben Tage vorher angekündigt werden - und zwar schriftlich. Kein Wunder, dass die Bewohner völlig überrascht waren. Frank Knott: „Sie sind verzweifelt!“
Für Branko Barisic ist das Abdrehen des Stroms absolut legitim. „Es gibt keine Mietverträge, die Leute leben dort illegal. Ich habe sie schon vor Monaten aufgefordert, auszuziehen.“ Stattdessen habe er aber wieder mehr Roma in dem Haus angetroffen, rund 300 sollen laut seiner Aussage zurzeit In den Peschen 3 und 5 leben: „Es haben wohl einige gemerkt, dass sie hier ohne Miete und Strom zu bezahlen wohnen können. Damit ist jetzt Schluss, das Wasser ist kalt.“
Rolf Karling vom Verein „Bürger für Bürger“ will jetzt eine Gulaschkanone oder mobile Küche organisieren, um die Bewohner mit warmem Essen zu versorgen: „Die Leute haben einfach Angst.“