Duisburg. Die Wahl der Bürgermeister in der ersten Ratssitzungen wird zum Prüfstein für die neuen Mehrheiten: Volker Mosblech (CDU) wird wohl einer der neuen, ehrenamtlichen Stadt-Repräsentanten. Manfred Osenger (SPD) sitzt fest im Sattel, aber wer wird dritter Bürgermeister? Die Grünen fordern: „endlich eine Frau“.
Sie stehen zwar in zweiter Reihe hinter dem Oberbürgermeister, haben zusammen aber deutlich mehr repräsentative Termine in ihrem Kalender stehen als der OB selbst: die drei Bürgermeister sind seine ehrenamtlichen Stellvertreter, überreichen Blumen bei runden Geburtstagen, halten Grußworte bei Jubiläen, sind aber auch die Repräsentanten der Stadt im In- und Ausland.
Mitte Juni zum Beispiel reist Manfred Osenger (SPD) mit 120 Sportlern zum Sportaustausch ins französische Calais, im November war er in der chinesischen Partnerstadt Wuhan. Benno Lensdorf (CDU) besuchte zu offiziellen Anlässen im Oktober Vilnius in Litauen sowie im September und Juni 2013 die russische Partnerstadt Perm. Erkan Kocalar (Linke) nahm anstelle des OB zuletzt die Sitzungen des Städtetags in Berlin und München wahr.
Duisburgs Repräsentanten in Russland und China
In der konstituierenden Sitzung des Stadtrats am 16. Juni werden auch die drei Bürgermeister-Posten neu vergeben. Sie werden in geheimer Abstimmung über Listen gewählt, die von einer oder mehreren Fraktionen eingereicht werden können. Und damit wird die Bürgermeisterwahl zum ersten Prüfstein für die bisher ungeklärten, künftigen Mehrheiten im Rat.
Bei der letzten Wahl 2009 musste eine Stichwahl entscheiden, im ersten Durchgang erhielt die Liste von SPD und Linken genauso viele Stimmen wie die von CDU-FDP und DWG. Entscheidend ist auch die Reihenfolge der OB-Stellvertreter, dabei geht es nicht nur um das Prestige: Der 1. Bürgermeister kann sich zuerst die Termine aussuchen, zudem erhält er auch mehr Geld: Neben der Pauschale als Ratsmitglied (425,70 Euro) zahlt die Stadt dem 1. Bürgermeister eine Aufwandsentschädigung von 1545,30 Euro, der 2. und 3. Bürgermeister erhalten je 772,65 Euro.
Die Reihenfolge ist entscheidend: 1545 Euro Aufwandsentschädigung
Einen Platz frei macht der 1. Bürgermeister Benno Lensdorf, der mit 71 Jahren der Politik den Rücken kehrt. Die CDU-Fraktion hat jetzt Volker Mosblech als Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters benannt. Der 59-jährige Versicherungskaufmann aus Hamborn ist seit 20 Jahren Ratsmitglied, kandidierte für die CDU bei zahlreichen Landtags- und Bundestagswahlen.
Die SPD wird erneut mit Manfred Osenger ins Rennen gehen, der seit 2007 Bürgermeister ist und bereits seit 1989 im Rat sitzt. Er habe Erfahrung und sei allseits beliebt, heißt es aus der Geschäftsstelle. Osenger, 66, der frühere ArcelorMittal-Betriebsrat und Kopf der Initiative für ein Sauberes Duisburg, hat angesichts der Mehrheitsverhältnisse die besten Chancen auf das Amt des 1. Bürgermeisters. Doch auch CDU-Mann Mosblech ist wegen der Verteilung der Verhältniswahl so gut wie gewählt, im schlechtesten Fall als 3. Bürgermeister.
Frauen in Führungspositionen: „Erheblicher Nachholbedarf“
Völlig offen ist aber, wer den dritten Posten erhält. Letztlich hängt es davon ab, wie weit die Gespräche über Kooperationen bis zur Ratssitzung am 16. Juni sind. Bei den Linken fehlt noch ein Beschluss für den amtierenden Erkan Kocalar. „Er hat seine Arbeit gut gemacht, hat die verschiedenen Gruppen in Duisburg gut repräsentiert“, lobt Fraktionschefin Martina Ammann-Hilberath.
Auch die Grünen haben sich noch nicht festgelegt. „Es sollte auf jeden Fall mindestens eine Bürgermeisterin geben“, fordert Claudia Leiße. „Wir haben schon bei den Dezernenten eine reine Männerriege, selbst Amtsleiterinnen gibt es kaum. Duisburg hat beim Thema Frauen in Führungspositionen erheblichen Nachholbedarf, da sollte die Politik mit gutem Beispiel vorangehen.“