Duisburg. Das Dienstleistungszentrum der Targobank in der Duisburger Innenstadt gilt als “Rückgrat“ der milliardenschweren Kundenbank. Rund 2000 Menschen arbeiten dort. Nun will das Unternehmen ein weiteres Gebäude direkt nebenan bauen. Bereits im Sommer 2015 soll der siebenstöckige Neubau bezugsfertig sein.

So schnell, wie das ehemalige Zollamt zu ihren Füßen für den kleinen Zwillingsneubau abgerissen wurde und nun schon der erste Beton in die Baugrube fließt, konnten sie kaum gucken, die Mitarbeiter der Targobank im 13-Stockwerk-Hochhaus am Harry-Epstein-Platz. Viel Zeit, die Aussicht zu genießen, bleibt ihnen ohnehin nicht, denn im stählern-gläsernen Dienstleistungszentrum der Targobank, ist viel zu tun, rund um die Uhr.

Die Computer-Animation des „kleinen Bruders“ steht schon längst auf einer Staffelei im wuselig-lebendigen Foyer des Targobank-Turms, durch das täglich die rund 2000 Mitarbeiter strömen. Im Sommer 2015 soll der siebenstöckige Neubau schon bezogen werden. „Hepchen“ wird er genannt, als Diminuierung für das HEP, das Mutterhaus am Harry-Epstein-Platz. Platz für bis zu 500 Mitarbeiter soll der Neubau bieten.

Elf Millionen Anrufe im Jahr

Mit der Nachricht Anfang des Jahres, dass die Targobank für 25 Millionen Euro in seinen Standort Duisburg investiert, rückt der prägnante City-Turm wieder stärker ins Blickfeld, obgleich er schon seit 1999 die Stadtsilhouette prägt. Zu übersehen ist Duisburgs höchstes Bürohaus, das einst in Rekordzeit von zehn Monaten hochgezogen wurde, ja nicht; auch wenn es den Titel des höchsten Gebäudes ans neue Landesarchiv um wenige Meter abtreten musste. Doch was geschieht hinter der modernen Architekturfassade, dass die Düsseldorfer Bank-Zentrale ihr Hochhaus in Duisburg als ihr „Rückgrat“ bezeichnet?

Zahlen geben Aufschluss: fast 220 Millionen Zahlungsvorgänge der drei Millionen Kunden werden im Jahr in dem Turm bearbeitet, 13 Millionen schriftliche Kundenanfragen geklärt. Der komplette „Back office“-Bereich der gut 350 Filialen wird in Duisburg abgewickelt. Auch jeder Kunden-Klick im Online-Banking ploppt in Duisburg auf. Und ob aus oder für Passau oder Flensburg, wenn das Telefon klingelt, klingelt es hier. Elf Millionen Anrufe kommen im Call-Center jährlich an, 500.000 Termine für Filial-Mitarbeiter werden im „HEP“ abgestimmt. Dafür gibt es eigens ein Command-Center, an dem an mehreren Bildschirmen Anrufmengen und Personalkapazitäten gesteuert werden; 80 Prozent aller Anrufe sollen binnen 20 Sekunden bearbeitet werden.

„Das Call-Center ist der Herzschlag und die Stimme der Bank“, beschreibt Rainer Morawietz, seit 2002 Geschäftsführer des Dienstleistungszentrums. 450 Mitarbeiter aus 23 Nationen sitzen an den Telefonen. Großraumbüros hier wie auf allen Etagen, mit 120 Arbeitsplätzen pro Stockwerk. Für die maximal 1600 Beschäftigten, die in der Kernarbeitszeit zeitgleich im Haus sind, bedarf es besonderer – effizienter „Beförderungslogistik“: So steuert ein Touchscreen-Terminal im Foyer die Benutzung der Aufzüge, verteilt Personenzahl und Etagenwunsch auf den passenden Lift. Zeit ist Geld.

„Kleiner Bruder“ soll im Sommer 2015 bezogen werden

Mit dem Neubau für 500 Mitarbeiter bereitet sich die Targobank auf den Expansionskurs vor: Bis 2017 will die Bank ihr Filialnetz von derzeit rund 350 auf 400 aufstocken. „Das ist auch ein Bekenntnis für den Standort Duisburg“, wiederholt Rainer Morawietz die Botschaft seines Düsseldorfer Vorstandschefs Franz Josef Nick. Und ein „Signal für den Wirtschaftsstandort Duisburg“, ließ Oberbürgermeister Link erfreut wissen, als die Investition im Januar offiziell und bekannt wurde.

Schon jetzt arbeiten rund 2400 Menschen für die Bank in Duisburg. Einige hundert noch im „Silberpalais“ gleich in der Nähe an der Mülheimer Straße. Mit Bezug des Neubaus im Sommer 2015 ziehen sie dort aus. Vor allem die zentrale Lage ist das Plus des Targobank-„Quartiers“ in der City. Direkt vor der Tür halten Bus, Bahn und Züge. Rund 80 Prozent der Mitarbeiter kommen aus Duisburg/Mülheim und den umliegenden Revierstädten.

Essener Projektentwickler Kölbl und Kruse sind Bauherren 

Bauherr des kleines Zwillingturms ist kein unbekannter: Die Essener Projektentwickler Kölbl und Kruse, die am Innenhafen u.a. mit dem Looper und dem Hitachi-Gebäude bauliche Spuren hinterlassen haben. Vor Jahren schon hatten sie dem Bund das aufgegebene Hauptzollamt abgekauft und sind jetzt mit der Targobank ins Geschäft gekommen.

„Wir sind mit den Jahren ein Teil der Stadt geworden und sind hier gut eingebunden“, meint Morawietz und verweist unter anderem auf den Targobank-Lauf, der seit 2005 zu einer festen Institution in Duisburg geworden ist und sich zum „größten Firmenlauf im Ruhrgebiet mit Stadtfest-Charakter“ entwickelt hat. Zudem flossen bislang daraus aus den Startgebühren über 150.000 Euro an soziale Projekte in Duisburg.

Citybank wurde Targobank: „Nicht wie bei Twix und Raider“

Vorläufer und Ursprung der heutigen Targobank war die 1926 von Walter Kaminsky in Königsberg gegründete Kundenkredit GmbH. Sie war die erste deutsche Bank, die Kredite an Konsumenten vergab. 1991 wurde die KKB in Citi-Bank umbenannt, nachdem das New Yorker Haus 1989 die KKB übernommen hatte. Seit 2008 gehört die Bank der französischen Genossenschaftsbank Crédit Mutuel, die der Citi-Bank 2010 den Namen Targobank gab.

Wohl auch weil die Citi-Bank nicht gerade einen guten Namen hatte. Wegen ihres aggressiven auf Verkauf, Verkauf, Verkauf und höchstmöglichen Ertrag getrimmten Kreditgeschäfts und rigiden Kundenumgangs galt sie als rotes Tuch für Verbraucherschützer.„Das ist nicht wie bei Twix und Raider, wo sich nur der Name geändert hat“, versichert Pressesprecher Benjamin Sekavcnik und verweist auf eine neue Unternehmenskultur unter dem genossenschaftlich gegründeten französischen Mutterkonzern.

Die Bilanzsumme der Targobank liegt bei über 12 Milliarden Euro, der Gewinn 2013 betrug 391 Mio Euro. Bundesweit beschäftigt die Bank 6800 Mitarbeiter und hat 3,2 Millionen Kunden. In Duisburg zählt sie 20.300 Girokonten.