Duisburg. Erneut drohen die Millionen-Projekte der Stadtwerke zu scheitern - Die Flugsicherung legt ihr Veto ein. Auch ein anderer Standort wackelt. Die Anwohner in Mündelheim kämpfen gegen, aber Bürger im 180km entfernten Dachsenhausen für die Windrad-Pläne des Duisburger Versorgers.
Die 25 Millionen Euro schweren Windkraft-Projekte der Duisburger Stadtwerke erleben herbe Rückschläge. Für die beiden geplanten Anlagen im Mündelheimer Rheinvorland flatterte dem örtlichen Versorger jetzt die Ablehnung der Bezirksregierung ins Haus.
Hintergrund sind die Schutzzonen, die das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung um die Drehfunkfeuer und Radaranlagen der Airports gezogen hat. Wie berichtet könnten die Rotoren der Windräder die Signale des nahe gelegenen Düsseldorfer Flughafens reflektieren und die Kommunikation beim Landeanflug stören.
Veto der Behörde bedeutet das Aus
„Wir bewerten diese Stellungnahme nun intern, gehen jedoch davon aus, dass sich für die angeführte Problematik Lösungen finden lassen, so dass wir das Projekt zunächst weiter verfolgen“, erklärte Christof Schifferings, Technikvorstand der Stadtwerke, am Freitag auf Nachfrage unserer Mediengruppe.
Auch wenn der Konzern sein Zehn-Millionen-Euro-Projekt nicht sofort begraben will, dürfte das Veto der Behörde das Aus für die 200m hohen Anlagen am Rhein bedeuten: Die Flugsicherung hatte einen „strengen Kurs“ bei den Genehmigungen angekündigt, das Verfahren hätte kaum Chancen auf Erfolg, am Ende bliebe nur der Klageweg.
Bürgerverein Mündelheim: „Das erleichtert uns den Kampf“
In Mündelheim reagierte der Bürgerverein gestern erfreut auf die Nachricht. „Das macht uns den Kampf ein bischen leichter“, sagt der Vorsitzende Klaus Drechsler.
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Der Vorstand hatte nach einer Bürgerumfrage klar Position bezogen gegen die geplanten Windräder, die auch bei der Jahreshauptversammlung vor drei Wochen erneut Thema waren. Zwar geht Drechsler davon aus, dass die Windrad-Pläne mit der Ablehnung der Flugsicherung vorerst gestorben sind, sagt aber auch: „Seien wir ehrlich: Das Thema ist selbst dann nur aufgeschoben. Sobald der expandierende Flughafen ein modernes Drehfunkfeuer hat, kehren auch die Windrad-Pläne wieder zurück.“
An der Ablehnung der Mündelheimer, die sich 2006 schon einmal erfolgreich gegen ein Windkraft-Vorhaben wehrten und ihren Ortsteil ohnehin durch zahlreiche Verkehrsprobleme belastet sehen, wird sich wohl auch an dann nichts ändern.
Dachsenhausen freut sich auf Duisburger Windräder
Ganz anders reagieren die Anwohner im 180 Kilometer entfernten Dachsenhausen auf die Windkraft-Pläne der Duisburger Stadtwerke. Für 15 Millionen Euro soll dort ein Windpark mit drei Anlagen entstehen. „Die große Mehrheit der Bevölkerung steht den Windrädern positiv gegenüber“, sagt Dietmar Wohlgemuth, Ortsbürgermeister des 1000-Seelen-Dorfes in der Verbandsgemeinde Loreley.
Der 16-köpfige Gemeinderat hat das Vorhaben längst einstimmig besiegelt, erst in der letzten Woche gab es noch einen „Waldbegang“: Rund 50 Bürger erkundigten sich, wo denn künftig die Duisburger Windräder stehen sollen.
Schnell wird klar, warum es kaum Widerstand gibt gegen die drei Standorte, die mitten im forstwirtschaftlich genutzten Gemeindewald liegen und für den Ortsbürgermeister eine willkommene Investition bedeuten: Die Gemeinde kassiert jedes Jahr gesicherte Pachteinnahmen für das Grundstück, zudem hätten die Betreiber einen „Bürgerstromtarif“ angeboten, der deutlich unter dem ständig steigenden Strompreis liegen soll. „Wir stehen uneingeschränkt zu den Plänen und werden sie weiter vorantreiben“, sagt Ortsbürgermeister Wohlgemuth.
Windräder kontra Weltkulturerbe
Eine „kleine Hürde“ gebe es aber dennoch: Der staatlich anerkannte Fremdenverkehrsort gehört zum Unesco-Weltkulturerbe Oberer Mittelrhein rund um den Loreleyfelsen. Die Windrad-Standorte auf dem rund 400 Meter hoch gelegenen und windreichen Plateau würden zwar außerhalb des Schutzgebietes liegen, sagt Wohlgemuth, Probleme bereite aber aktuell noch die „Sichtachsenbetrachtung“: So könnte die Aussicht von einer Burg auf der anderen Rheinseite durch die sich am Horizont abzeichnenden Windräder getrübt werden. Kritiker sehen hier das Weltkulturerbe in Gefahr.
Da Dachsenhausen nicht die einzige Loreley-Gemeinde mit Windpark-Plänen ist, sorgen die Tabuzonen in der ganzen Region derzeit für mächtig Zündstoff. Die Loreley-Verbandsgemeinde mit 22 Ortschaften hat deshalb bereits ihren Austritt aus dem Welterbe-Zweckverband erklärt. Im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium ringt man jetzt um eine Kompromisslösung, wie sich die Windräder mit dem Welterbe unter einen Hut bringen lassen.
In Duisburg wird man die Entwicklung mit Interesse verfolgen: Denn nachdem die Stadtwerke bereits mit ihren Plänen an der A40 in Rheinhausen sowie im hessischen Eibschenhain gescheitert sind und nun auch Mündelheim vor dem Aus stehen, droht die Kette der Windkraft-Projektpleiten immer länger zu werden.