Duisburg. Die Strategie ruft bei Umweltschützern Unmut hervor: Das Vorhaben sei mit der Energiewende nicht kompatibel und werde den kommunalen Versorger weiter in die Krise treiben.
Während die Energiewende und der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien derzeit in aller Munde sind, werden die Stadtwerke Duisburg auch in Zukunft an der Stromerzeugung durch konventionelle Kraftwerke festhalten. „Wir sind als Partner im Verbund mit den erneuerbaren Energien gut aufgestellt“, sagte Stadtwerke-Vorstand Christof Schifferings bei einer von der NRZ moderierten Diskussionsrunde mit Umweltgruppen. Selbst im Jahr 2050 würden 60 Prozent der Leistung, die durch Erneuerbare Energien erzeugt wird, durch konventionelle Kraftwerke abgesichert sein müssen.
„Wir werden auch langfristig an der Kraft-Wärme-Kopplung festhalten, die auch von der Regierung gewünscht ist“, sagte Schifferings. Alleine mit Hilfe der Kraft-Wärme-Kopplung ließe sich ein Viertel des für das Jahr 2050 prognostizierten CO2-Ausstoßes einsparen.
Umweltverbände zeigen sich enttäuscht
Diese Strategie stößt den Umweltverbänden sauer auf. „Ich bin darüber schwer enttäuscht. Das Geschäftsmodell ist mit den Zielen der Energiewende nicht kompatibel und wird die Stadtwerke auch ökonomisch weiter in die Krise treiben“, sagte Kerstin Ciesla, Kreis- und stellvertretende Landesvorsitzende des Bundes für Umwelt- und Naturschutz. Einhundert Prozent erneuerbare Energien im Jahr 2050 seien das erklärte Ziel.
„Es gibt weder Strategien für einen Umbau in diese Richtung, noch ist überhaupt eine solche Denkweise bei den Stadtwerken vorhanden“, kritisierte Ciesla im Streitgespräch. Statt in die Zukunft zu investieren würden Hunderte Millionen in die Steag mit ihren alten Kohlemeilern gesteckt. „Ein ökologisches und ökonomisches Desaster“ nannte Ciesla den Milliarden-Deal der sieben kommunalen Stadtwerke mit Duisburg an der Spitze.
„Ökonomisches Desaster“
Statt nur kurzfristig auf Renditen zu schielen, forderte die BUND-Vorsitzende den „längst überfälligen“ Bau von Windrädern, Solardächern, Mini-Blockheizkraftwerken sowie dezentralen Strukturen in Duisburg und der Region.
„Ich bin froh, dass wir nicht mehr in die Erneuerbaren investiert haben“, entgegnet Stadtwerke-Vorstand Schifferings. Denn mit den zu erzielenden Renditen ließen sich die Konzernstrukturen nicht refinanzieren. Das sei auch der Grund, warum sich die vier großen Energiekonzerne in Deutschland bisher mit Investitionen zurückgehalten hätten. „Und wir sind immer noch Industriestandort, auch wenn hier niemand die Schlote und Kamine sehen will“, so Schifferings.
Kein tatsächlicher Wettbewerb
Um die heutige Stromerzeugung alleine über Windenergie abzudecken, müssten sich in Duisburg 150 Windräder drehen. Doch das Potenzial im Stadtgebiet, um in erneurbare Energien zu investieren, sei begrenzt. „Zudem gibt bei solchen Investitionen keine Verlässlichkeit, ob sie auch wirtschaftlich bleiben. Was bringen die großen Pläne, wenn sie auf Prognosen beruhen, die sich in einem halben Jahr schon wieder überholt haben“, sagt der Stadtwerke-Vorstand auch mit Blick auf die offenen Ergebnisse der Koalitions-Verhandlungen in Berlin. „Ich würde mir wünschen, dass wir in einem tatsächlichen Wettbewerb stehen. Aber das tun wir nicht“, sagte Schifferings und verglich die derzeitigen gesetzlichen Rahmenbedingungen mit einer „Planwirtschaft“.
So werde man „im Rahmen der Möglichkeiten“ in erneurbare Energien investieren. Dafür kündigte Schifferings für die kommenden Jahre rund 50 Millionen Euro an, mit denen zum Beispiel ein Fernwärmespeicher, das lange geplante Wasserkraftwerk an der Ruhrschleuse und „im kleinen Maßstab“ Windräder gebaut werden sollen.
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