Duisburg. Die Stadtwerke Duisburg stehen kurz davor ihr erstes eigenes Windenergie-Projekt zu realisieren. Die Anlagen stehen allerdings nicht auf Duisburger Boden, sondern in Dachsenhausen im Rhein-Lahn-Kreis. Dagegen steht das Vorhaben in Mündelheim vor dem Aus.
Die Stadtwerke Duisburg stehen kurz davor ihr erstes eigenes Windenergie-Projekt zu realisieren. Die Anlagen werden allerdings nicht auf Duisburger Boden stehen, sondern im zwei Autostunden entfernten Dachsenhausen in Rheinland-Pfalz. „Das Grundstück haben wir bereits gesichert, den Genehmigungsantrag werden wir noch im Januar einreichen“, sagte Technik-Vorstand Christof Schifferings der NRZ.
In den Wald- und Wiesentälern um das 1000-Seelen-Dorf im Rhein-Lahn-Kreis, das Touristen mit „gut ausgebauten Spazierwegen zu erholsamen Wanderungen“ lockt, plant der Duisburger Versorger einen Windpark mit drei Anlagen. Rund 15 Millionen Euro wollen die Stadtwerke dort investieren.
Probleme: EEG-Reform und Rotmilan
Die Windräder würden frühestens im kommenden Jahr in Betrieb gehen, sagt Schifferings. Bis zur endgültigen Entscheidung soll noch eine weitere Prognose über die Windausbeute vorliegen — und vor allem die Reform des Erneuerbaren Energie-Gesetzes (EEG) feststehen.
Denn ob der Windpark auch die vorgesehene und vielversprechende Rendite abwerfen wird, hängt vor allem davon ab, auf welche Ökostrom-Förderung sich die neue Regierung in Berlin am Mittwoch festlegen wird. Das Eckpunktepapier von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel sieht eine Deckelung des Ausbaus von Windkraft an Land vor. Das könne Standorte unwirtschaftlich machen und den Ausbau in ganz Deutschland stoppen, warnte gestern bereits der Bundesverband Windenergie.
Weitere Windkraft-Projekte
Für neue Windkraft-Projekte in NRW haben die Stadtwerke ein Kooperationsvertrag mit der Firma Ostwind geschlossen.
Das Regensburger Unternehmen hat bisher 465 Windräder ans Netz gebracht und seit 2012 ein eigenes Büro in Duisburg.
Über „Green Gecco“ , eine Kooperation von 29 Stadtwerken und RWE, ist der Duisburger Versorger an fünf Windparks beteiligt. Neue Projekte seien dort derzeit nicht geplant.
Die Stadtwerke ringen seit Jahren um ihr erstes eigenes Windkraft-Projekt. Die Wirtschaftlichkeit war dabei nie das Problem, dafür aber ganz andere Hürden. Die Pläne für einen Windpark im hessischen Eibschenhain hat jüngst der Rotmilan durchkreuzt. Der dort beheimatete Greifvogel gehört zu den geschützten Arten, laut Naturschutzbund verunglücken Rotmilane überproportional häufig an Windkraftanlagen. Weil die Anlagen nur genehmigt werden, wenn auch der Artenschutz gewährleistet ist, hat sich der Standort damit erledigt.
Und wohl nur die kühnsten Projektentwickler rechnen noch damit, dass sich tatsächlich einmal die Rotoren eines Windrads auf Duisburger Stadtgebiet drehen könnten.
Veto der Flugsicherung für Duisburger Stadtwerke erwartet
Den Standort für eine Anlage an der A40 zwischen Homberg und Rheinhausen hatten die Stadtwerke nach Protesten von Anwohnern und Landschaftsschützern bereits vor Jahren aufgegeben. Jetzt droht auch der zweite Anlauf für Windräder auf Duisburger Boden zu scheitern: Für die beiden 200 Meter hohen Anlagen in Mündelheim wird es wohl ein Veto der Flugsicherung geben.
Wie berichtet könnten die riesigen Rotoren das Drehfunkfeuer - eine Funkanlage - des Düsseldorfer Flughafens stören. Zwar steht die Stellungnahme noch aus. Doch viel Hoffnung macht man sich in der Konzernzentrale an der Bungert-straße nicht. „Benachbarte Städte haben bereits einen negativen Bescheid erhalten. Wir erwarten daher eine ähnlich lautende Aussage“, sagt Schifferings. Aufgeben will er das Projekt deshalb nicht. „Der Flughafen könnte auch seine Navigationsanlagen auf moderne Technik umstellen. Dann hätten die umliegenden Städte das Problem nicht.“ Die Vorbereitungen in Mündelheim laufen zunächst dennoch weiter: In Kürze sollen Schallmessungen erfolgen, um für ein Gutachten die Vorbelastung zu ermitteln.
Nach Untersuchungen der Stadtwerke bliebe in Duisburg nur noch eine weitere Fläche, auf der sich Windräder realisieren lassen würden: auf dem Werksgelände von ThyssenKrupp Steel (TKS) in Hamborn und den direkt vorgelagerten Rheinauen. Auch diesen Standort ziehen die Stadtwerke in Betracht: Die ersten vielversprechenden Gespräche mit TKS habe es schon gegeben, sagt Schifferings.