Duisburg. Die geplante Windkraftanlage im Mündelheimer Rheinvorland soll mitten in einer Schutzzone stehen, die das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung um den Flughafen gezogen hat. Das könnte die Pläne der Stadtwerke Duisburg zunichtemachen. „Beim Thema Sicherheit kann es keine Kompromisse geben“, sagte ein Sprecher der Flugsicherung.
Kaum haben die Stadtwerke ihre Pläne für eine Windkraftanlage im Mündelheimer Rheinvorland vorgestellt, könnte das Projekt auch schon wieder beerdigt sein.
Hintergrund sind die Schutzzonen, die das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) um die UKW-Drehfunkfeuer und Radaranlagen der Airports gezogen hat. Im Radius von 15 Kilometern dürfen neue Windräder nur im genehmigten Einzelfall aufgestellt werden, weil diese die Flugnavigation stören können. Das Bundesamt und die Deutsche Flugsicherung hatten am Donnerstag in Frankfurt erneut betont, bei ihrem strengen Kurs bleiben zu wollen. „Beim Thema Sicherheit kann es keine Kompromisse geben“, sagte Axel Raab, Sprecher der Flugsicherung, die über Genehmigungen entscheidet.
Voranfrage bringt keine Sicherheit
Der Standort, den sich die Stadtwerke für das erste Windrad in Duisburg mit einer Höhe von 200 Meter ausgeguckt haben, liegt deutlich in jenem Radius, den die europäische Flugsicherungsbehörde von drei auf 15 Kilometer heraufgesetzt hat.
Die Stadtwerke reagierten gestern noch gelassen. „Die Schutzzone ist kein grundsätzliches Ausschlusskriterium“, sagt Sprecherin Anamaria Preuss. Letztlich werde ja jeder Einzelfall geprüft. „Wir werden jetzt bei der Deutschen Flugsicherung eine Voranfrage stellen, ob der Standort möglich ist.“
Doch selbst die Voranfrage wird keine abschließende Gewissheit bringen, wie das Bundesaufsichtsamt betont: So könne es passieren, dass bei einer Voranfrage eine positive Information erfolgt, beim Bauantrag ein Jahr später aber das Windrad abgelehnt wird, weil in der Zwischenzeit andere Bauwerke im Anlagenschutzbereich gebaut oder genehmigt wurden.
Die allgemeine Verunsicherung dürfte Investoren abschrecken. Für Duisburg stellt die Schutzzone mit ihrem 15-Kilometer-Radius quasi das halbe Stadtgebiet vom Süden über Rheinhausen bis zur Innenstadt für einen Windrad-Standort in Frage.
Viele Flächen scheiden aus
Angesichts der bundesweit rund 60 Funkfeuer-Anlagen, bei denen die Radien rund zehn Prozent des Bundesgebietes erfassen sollen, geht der Bundesverband Windenergie bereits auf die Barrikaden.
„Einen haltlosen Zustand“, nennt Präsidentin Sylvia Pilarsky-Grosch die wachsenden Konflikte mit der Flugsicherung. Derzeit seien 208 Windenergieprojekte mit insgesamt 3345 Megawatt seitens der Flugsicherung blockiert.
Wie Windräder Flieger vom Kurs abbringen können
Nach Angaben des Bundesaufsichtsamtes reagieren Drehfunkfeuer „sehr sensibel“ auf Windenergieanlagen.
Die metallischen Oberflächen der Windräder können Signale reflektieren, der Pilot empfängt im Cockpit dann zwei Signale – das „richtige“ und das vom Windrad „abgelenkte“. Beide lassen ein falsches Signal entstehen, das Flugzeug kann vom Kurs abkommen.
Die Störung einer Flugsicherungsanlage kann zudem dazu führen, dass der Pilot mit dem Lotsen nicht mehr kommunizieren kann oder auf den Bildschirmen der Lotsen die Position falsch oder gar nicht dargestellt wird.
Allein um den Frankfurter Flughafen liegen die Pläne bei sieben von neun geplanten Windparks wegen der Schutzzonen auf Eis. Doch auch an Rhein und Ruhr schließen die Flughäfen Düsseldorf, Köln, Weeze, Essen, Münster, Dortmund und Paderborn viele Flächen für Windräder aus.
„Wir sind keine Verhinderer der Energiewende“, wies BAF-Direktor Nikolaus Herrmann am Donnerstag die bundesweit aufkeimende Kritik zurück. „Wir sind für die Sicherheit im Luftverkehr verantwortlich und müssen mitunter unangenehme Entscheidungen treffen.“ 2012 lehnte das BAF zehn Prozent der rund 1200 Anträge zum Bau einer Windkraftanlage ab. Herrmann geht davon aus, dass die Quote auf über 20 Prozent steigt.
Ob die erste Windkraftanlage in Duisburg darunter fällt, ist noch offen.