Duisburg.
Bombenhagel, britische Besatzung, Zeit des Wiederaufbaus – für Hans-Jürgen Vangenhassend aus Alt-Homberg ist das Tausendfensterhaus, über das wir in unserer Serie „Das ist unser Duisburg“ unlängst berichteten, verbunden mit nachhaltigen persönlichen Eindrücken und Erlebnissen.
„Ich bin Jahrgang 1940 und weiß, dass ich in Bombennächten wiederholt mit meiner Mutter vom Karlsplatz in Ruhrort zum ,T-Haus‘ geeilt bin, um dort bei einer befreundeten Familie – mein Vater war im Krieg – zu übernachten. Diese Familie wohnte schon zur Kriegszeit im Untergeschoss und wenn alles vorbei war, sind wir in den frühen Morgenstunden nach Hause gelaufen.
Vangenhassend vermutet, dass der weite Weg nötig war, wenn die Sirenen aufheulten, weil die eigene Wohnung an der Karlstraße über keine Schutzräume verfügte.
Nach Kapitualation war Tausendfensterhaus wichtige Adresse
Für den kleinen Ruhrorter folgte die Evakuierung in den vom Bombenkrieg weitgehend verschonten Spessart. Nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht im Mai 1945 war das Tausendfensterhaus erneut eine wichtige Adresse, hat sich Vangenhassend kundig gemacht: „Nach Kriegsende war im ,T-Haus’ die englische Besatzungsmacht stationiert. Ein für Ruhrort sehr wichtiger Mann war ein Colonel Mr. Parker. Dieser Colonel lenkte vom ,T-Haus’ alles, was sich in Ruhrort und am Rhein bewegen ließ: die Hebung versenkter Schiffe, Entschärfung von Blindgängern, Inbetriebnahme von Werften, Fährverbindung Ruhrort-Homberg (die Rheinbrücke war zerstört) und so weiter.“
Der damalige Oberinspektor Theo Lehnen im Ruhrorter Rathaus habe beispielsweise die Order bekommen, die Brückentürme in Ruhrort müssten gerettet werden: „Mr. Parker sorgte dafür, dass Kupferplatten von Portsmouth kommend via Rotterdam und dann per Zug nach Ruhrort befördert wurden. Die Rettung dieser Türme können wir diesem Engländer verdanken“, schreibt Vangenhassend. Und weiter: „Als die Schifffahrt wieder in Gang kam, wurde eine Transportzentrale im ,T-Haus’ eingerichtet. Mein späterer Englischlehrer an der Realschule in Beeck, der sich noch im Studium befand, wurde als Übersetzer eingesetzt. Die Ruhrorter nannten besagten Parker ,Stöckskes Männ’, weil er immer mit einem kleinen Befehlsstab herumhantierte.“