Duisburg. Vier Kinder, beide Eltern berufstätig: Das geht, sagen Jenny und Andreas Sadrina. Manchmal machen die alltäglichen Schwierigkeiten das Leben zum Abenteuer.
Familie Sadrina hat die Ruhe weg, vier kleine Kinder, beide Eltern berufstätig und trotzdem taucht Mama Jenny ganz entspannt ihre Nase in den Milchkaffee. Die Steuerfachangestellte hat morgens vor der Arbeit die beiden Großen zu Kindergarten und Schule gebracht, Papa Andreas hatte derweil Großbadetag mit den sechs Monate alten Zwillingen.
Für Jenny Sadrina war es keine Frage, daheim zu bleiben. „Bei Fabio hatte ich gerade erst die Ausbildung abgeschlossen. Um reinzukommen in den Beruf, musste ich weitermachen“, berichtet die 33-Jährige, ging nach drei Monaten Elternzeit wieder ins Büro. Und merkte dann, dass es auch schön ist, mal rauszukommen. Trotzdem ist sie nah dran an Zuhause, das Handy immer griffbereit. „Mein Arbeitgeber ist sehr kulant, alle Kollegen haben Kinder“, erzählt sie. Klein Fabio nahm die Trennung von Mama anfangs nicht so locker, „der war total beleidigt“, verrät der Papa.
Der Körper verpackt das gut
Das hat sich aber längst gelegt. Jetzt will Fabio Monopoly spielen, mitten zwischen den Kaffeetassen. Mama lotst den Sechsjährigen ins Kinderzimmer. Alessandra (3) will lieber puzzeln, Mama hat aber gerade Simona auf dem Arm - oder war es Sophia? Die eine ist müde und gähnt, die andere ist erkältet, ein nächtlicher Pseudo-Krupp-Anfall hat den Schlaf minimiert. „Das verpackt der Körper aber gut“, staunt Jenny über sich selbst, obwohl sie nachmittags keine Ruhe findet, um sich eine Pause zu gönnen.
Auf rund 40 Bürostunden bringt es Andreas zwischen Windeln wechseln und Essen machen, „Nudeln mit Steinpilzsoße macht der Papa so lecker“, lobt Fabio. Der gelernte Gas- und Wasser-Installateur sattelte auf IT-Systemelektroniker um, bevor er sich selbstständig machte und heute mit seiner Agentur die Webseiten von Unternehmen betreut. Außer der Neukunden-Aquise geht alles von Zuhause aus, „das ist das Tolle an den neuen Medien“.
Abenteuer Alltag
Die Kleinen liegen dann auf ihrer Decke neben seinem Schreibtisch und staunen in die Welt. Zwischendurch fährt er mit dem Kinderwagen spazieren. „Damit fällt man ja total auf“, erzählt er, erst recht, wenn es zweistimmig aus dem Wagen heraus brüllt. „Da gucken die Leute schon so nach dem Motto „Rabenvater“, da bin ich auch schon mal nass geschwitzt, aber ich hab eben nur zwei Arme und wenn beide quengeln, kann ich halt nur eine rausnehmen“, erklärt der 49-Jährige. Dabei hat er eine durchaus gelassene Aura. Es sind eher die alltäglichen Schwierigkeiten, die aus seinem Leben ein Abenteuer machen: Wenn im Supermarkt Kasse 1 nicht auf hat, passt der Kinderwagen nicht durch. Parken die Autos am Sternbuschweg nicht akkurat, kommt er auf dem Bürgersteig nicht dran vorbei. Zum Wickeln muss er in der Stadt aufs Damenklo. Und die Eintrittspreise in diversen Kinderparadiesen nennt er schlicht „familienfeindlich“.
Auf den U3-Platz für die Kleinen freut sich Andreas Sadrina nicht, „von mir aus bleiben die hier, bis sie in den Kindergarten gehen, ich möchte mir die ersten Sachen nicht von den Betreuern erzählen lassen“. Wie sie sich entscheiden, ist noch offen. Ob die Familienplanung abgeschlossen ist, ließ die Geburtsanzeige offen: „Jetzt sind wir komplett (vielleicht)“. Jenny und Andreas Sadrina grinsen. „Dann brauchen wir nen Knickbus von der DVG.“