Huckingen. .
Die Frau ist hoch schwanger, die Geburt steht kurz bevor. Was kann, soll, muss Mann tun? „Männer haben am liebsten eine Liste mit Punkten, die sie nach und nach abhaken können“, weiß Enrico Seipp. „Aber wenn es darum geht, dass bald das eigene Kind das Licht der Welt erblickt, ist eine Liste oft hinfällig. Meist kommt nämlich alles anders als geplant.“
Um doch auf alles bestmöglich vorbereitet zu sein, haben sich sieben werdende Väter auf den Weg ins St. Anna Krankenhaus gemacht, um am erstmals angebotenen „Vaterkurs – Der Führerschein für den Kreißsaal und die ersten Wochen mit Kind“ teilzunehmen.
Meist kommt alles anders
Anästhesiepfleger Enrico Seipp, selbst Vater von zwei kleinen Jungs, leitet den Kurs und ist sichtlich erfreut, als er die Teilnehmer im Foyer des Krankenhauses abholt. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass so viele zur ersten Veranstaltung kommen“, freut sich der 32-Jährige und will zunächst wissen, welche Erwartungen und Vorkenntnisse die jungen Männer so haben. „Keine speziellen“, da sind sich alle einig.
„Wir grasen zur Zeit gnadenlos alle Kurse ab, die es so gibt“, sagt Dennis Schneider. Der 34-Jährige hat seine im siebten Monat schwangere Freundin mitgebracht. „Da haben wir wohl nicht gesehen, dass der Kurs nur für Väter ist.“
Aber genau das war für Norman Vallerien entscheidend: „Ich habe mich richtig gefreut, dass es endlich mal nur um uns geht.“ Für den 37-Jährigen ist nämlich alles, was mit der Geburt und der Zeit danach zu tun hat, wie ein schwarzes Loch. „Meine Frau hat vor der Geburt Angst, und ich habe Sorge, dass ich ihr keine richtige Hilfe bin“, sagt er.
„Genau diese Angst versuche ich euch mit diesem Kurs zu nehmen“, muntert Enrico Seipp seine Jungs auf. Er erklärt die Veränderungen im Körper der Frau, zeigt den Teilnehmern den Kreißsaal und plaudert aus dem Nähkästchen. „Theoretisch kann sich jeder alles anlesen. Tipps und Erfahrungen aus dem Leben bleiben erfahrungsgemäß eher hängen“, weiß Seipp.
So stellen die werdenden Väter neugierig Fragen, bekommen Informationen über Kinderkrankheiten, Elterngeld, Elternzeit und Kinderkrankheiten, versuchen ihr Wickelkönnen an einer Puppe und tauschen sich einfach nur aus. „Ich werde jeden Tag von meiner App informiert, wie es meiner Frau und meinem ungeborenen Kind geht“, freut sich Norman Vallerien über das Wissen seines Smartphones. „Und das zwei Stunden bevor es meine Frau weiß. Die steht nämlich erst auf, wenn ich schon auf dem Weg ins Büro bin.“
In besonders erleichterte Gesichter blickt Kursleiter Enrico Seipp, als Stefanie Bertsch, leitende Hebamme im St. Anna, mit Klischees und Vorurteilen aus dem Kreißsaal aufräumt. „Mir ist in meiner ganzen Zeit als Hebamme noch kein einziger Mann bei einer Geburt umgefallen.“ – „Hoffentlich bleibt das auch so“, wird nur leise gemurmelt...