Hattingen. . Wie sehen Väter und Mütter heute ihre Aufgaben als Eltern – persönlich und gesamtgesellschaftlich? Ein Meinungsbild.

Am morgigen Donnerstag ist „Vatertag“, am kommenden Sonntag „Muttertag“. Doch gibt es die klassische Vater- und Mutterrolle überhaupt noch? Wie sehen Väter und Mütter heute ihre Aufgaben als Eltern – persönlich und gesamtgesellschaftlich? Einige Antworten.

„Begleiter, Entwicklungsförderer, Ratgeber, Reibungsperson“: Mit diesen Worten skizziert Egbert Willecke (51), Hattingens neuer Fachbereichsleiter für Jugend, Schule, Sport, seine Rolle als Papa, und die habe sich über all die Jahre nicht verändert. 21 und 25 sind seine zwei Töchter inzwischen, mit der älteren werde er am Vatertag „vielleicht joggen gehen“. Zeit miteinander zu verbringen, hält er für enorm wichtig. So hat er es bei seinen eigenen Eltern erlebt („Ich hatte zu Hause stets eine Anlaufstelle“), und so wünscht er es sich heute: „Die Eigenverantwortung der Eltern für ihre Kinder bleibt immer erhalten.“ Allen gesellschaftlichen Veränderungen mit Doppelberufstätigkeit der Eltern und Kinderbetreuung in Kitas und Ganztagsschulen zum Trotz.

Die Zeiten haben sich geändert

Ihre Mutter sei „immer da“ gewesen für sie und ihre Geschwister, erinnert sich Christiane Thelen (42) an ihre Kindheit. „Ich fand das toll!“ Sich wie die eigene Mutter als Nur-Hausfrau um die Familie zu sorgen, kann sich Thelen, selbst Mutter zweier Kinder (4, 7), gleichwohl nicht vorstellen: Sie arbeitet in der Hebammenpraxis „Luna“, ihr Mann arbeitet auch. Dass Doppel-Berufstätigkeit heute selbstverständlicher geworden ist, begrüßt sie. Und sie freut sich darüber, dass ihrer Beobachtung nach nicht nur Mütter, sondern auch „das Gros der Väter“ heute Elternzeit nimmt: „So, wie das jetzt politisch geregelt ist, ist das ein gutes Modell.“

Als Ian Bray (53), Erzieher in der Kita „Wolkenzimmerhaus“ und Vater zweier Kinder (22, 19), Anfang der 1990er Jahre erstmals eine berufliche Auszeit wegen seiner gerade geborenen Tochter nahm, war er eine Rarität. Gut zwei Jahrzehnte später, so der gebürtige Engländer, gebe es deutschlandweit zwar immer noch keine Parität in der Kindererziehung, aber das Rollenverständnis habe sich „schon gewandelt: Männer wollen inzwischen auch mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen“. Doch aller Gesetze zum Trotz hätten gerade Väter nach wie vor Schwierigkeiten, mit Kind(ern) im Beruf plötzlich kürzer zu treten: weil das Geld dann nicht reicht, aber auch, weil das Verständnis im Betrieb, das Ansehen in der Gesellschaft für diese Erziehungsarbeit dafür fehlt.

Ansehen für Erziehungsarbeit? Für ihre Mutter, sagt Bürgermeisterin Dr. Dagmar Goch (63), sei es selbstverständlich gewesen, hauptberuflich Mutter zu sein. Sie selbst indes, „eine überzeugte Mutter“, habe bei ihren zwei längst erwachsenen Kindern stets wieder angefangen zu arbeiten, sobald sie dies gesetzlich durfte. Und sogar Gochs Mutter, die Hattingens Stadtoberhaupt am Muttertag besucht und mit Blumen beschenkt, „zumal meine Mutter diesen Dank auch erwartet“, sagt mittlerweile zur 63-jährigen Tochter: „Es ist gut, dass sich die Zeiten geändert haben.“