Duisburg.

WAZ-Leser werden zu Akteuren bei den Akzenten: Für das 35. Kulturfestival, das vom 7. bis 23. März läuft, gestaltet die Künstlerin Carolin Höbing eine ganze Zeitungsseite, für die sie auch ein „Verkehrszeichen“ entworfen hat. Das sollen die Leser ausschneiden und damit Orte markieren, die sie für unbezahlbar und so wertvoll halten, dass sie geschützt werden müssen, wünscht sich die 29-Jährige.

Dabei denkt sie nicht nur an Büchereien, Schwimmbäder oder Museen. Sondern an alle Orte, „an denen Gemeinschaft passiert“. Carolin Höbing: „Für mich ist zum Beispiel auch die Straßenbahnlinie 901 unbedingt schützenswert. Damit komme ich zur Arbeit und verpeste nicht die Luft.“ Titel der Aktion ist „Kleben fürs Leben“ – für das, was die Gesellschaft zusammenhält.

Errungenschaften schützen

Entwickelt hat sie die Idee, nachdem klar war, dass es für die Akzente 2014 keinen Ort wie das „Mercatorquartier“ im ehemaligen Berufskolleg gegenüber dem Burgplatz geben würde. Genau dort hatte sie sich 2012 an einer Ausstellung beteiligt. Da Carolin Höbing viel daran liegt, mit ihrer Kunst dicht an den Menschen zu bleiben, kam sie auf den öffentlichen Raum. Wie übrigens auch eine andere Aktion der Künstlerinnen der „Bastellgruppe“, die ihre „Klebewesen“ ab 7. März an allen möglichen Orten auftauchen lassen – und das Publikum bitten, diese kleinen, „sinnigen Nichtsnutze“ zu fotografieren und hochzuladen (auf www.facebook.com/duisburgerakzente).

Außerdem wollte Carolin Höbing Menschen einbinden und aktivieren. Die von ihr gestaltete Seite wird in der kommenden Woche zum Beginn des Kulturfestivals in der Duisburger WAZ erscheinen.

Errungenschaften ins Bewusstsein rücken

Ihr Anliegen ist es, „die Errungenschaften, für die unsere Eltern und Großeltern gekämpft haben und die wie kaum noch wahr nehmen“, stärker ins Bewusstsein zu holen. Sie seien vielerorts bedroht und müssten „gerade in Städten wie Duisburg geschützt werden“. Werte, die nicht mit der Methode der Wirtschaftlichkeit berechnet werden können. Angebote, ohne die man zu verdummen droht.

Carolin Höbing wurde in Recklinghausen geboren und absolvierte eine Ausbildung als Holzbildhauerin in Oberammergau und Österreich. 2008 kam sie nach Duisburg. „Anfangs wegen der günstigen Miete, jetzt bin ich glücklich hier.“ Seitdem hat sie ihr Atelier in einer ehemaligen Garage am Künstlerhaus Weidenweg in Kaßlerfeld. Zoo-Besucher kennen ihr hölzernes Nilkrokodil, das am Teich im Eingangsbereich steht, und die zwei Flusspferde, die vor dem Gehege der Rhinozerosse aufgebaut sind.

Wert auf Unabhängigkeit

Da sie von ihren künstlerischen Arbeiten nicht leben kann und viel Wert auf ihre Unabhängigkeit legt, hat Carolin Höbing inzwischen eine Ausbildung als Krankenschwester gemacht. Auch die Arbeit im Krankenhaus habe ihr gesellschaftliches Anliegen verstärkt.