Duisburg. . Nur ein Drittel der Kinder, die bei der Fachberatungsstelle des Kinderschutzbundes Duisburg therapiert werden, zeigt die Täter an. Oft stammen sie aus dem engsten Familienkreis.
Die Kriminalstatistik zeichnet in den Augen des Kinderschutzbundes Duisburg ein falsches Bild: Denn nur ein Drittel der Kinder und Jugendlichen, die nach sexuellem Missbrauch in der Fachberatungsstelle landen, erstatten auch tatsächlich Anzeige gegen den Täter.
„Die Dunkelziffer ist viel höher“, sagt Gerhild Tobergte, die Vorsitzende des Kinderschutzbundes. Die meisten Fälle finden im engsten Familienkreis statt, wodurch die Kinder in große Loyalitätskonflikte kommen. „Sie sind am Ende schuld, wenn der Papa oder Onkel oder Bruder ins Gefängnis kommt“, verdeutlicht Ellen Bollmann, Leiterin der Fachberatungsstelle. „Sie wollen nur, dass es aufhört.“ Nur bei Fremdtätern seien die Betroffenen schneller anzeigebereit.
Gerhild Tobergte kämpft wie jedes Jahr um Spenden, damit das Therapieangebot für traumatisierte Mädchen aufrecht erhalten werden kann. Denn die Folgen von Missbrauch werden nicht als Erkrankung gewertet, für die die Krankenkassen aufkommen müssten. Das Angebot des Kinderschutzbundes ist für die Betroffenen kostenlos.
Bilder schwirren ein Leben lang durch die Welt
Das Angebot für Jungen, die Opfer sexualisierter Gewalt wurden, musste vor zwei Jahren aufgrund zu knapper Kassen eingestellt werden, die Nachfrage reißt aber nicht ab, sagt Tobergte. Auch bei den Mädchen werde eine Warteliste geführt, über 70 werden jährlich von Ellen Bollmann therapiert, sie sind zwischen drei und 21 Jahren alt.
Durch die Möglichkeiten der Medien erfährt sie in ihren Sprechstunden die Folgen neuer Missbrauchs-Varianten: das Posieren vor einer Webcam etwa. „Die Kinder müssen damit rechnen, dass ihre Bilder ein Leben lang durch die Welt schwirren.“ Für die Traumatisierung spiele es am Ende keine Rolle, ob ein Kind „nur“ fotografiert oder gefilmt oder ob es auch angefasst wurde, sagt Bollmann mit Bezug auf den aktuellen Fall Edathy. Die Heilpädagogin und Gestalttherapeutin sieht da einen „gefährlichen Neigungsbereich von Männern, sich solche Bilder anzuschauen“.
Weitere Infos: www.kinderschutzbund-duisburg.de, 0203-353522, Spendenkonto 0223 004 235 bei der Sparkasse Duisburg, BLZ: 350 500 00.