Duisburg. . Bernard Dietz, Joachim Hopp und Daniel Stephan: Diese drei Größen der Duisburger Sportszene sind allesamt im neuen Panini-Sammelalbum „Revier sammelt Revier“ wiederzufinden. Unsere Redaktion sprach mit dem Trio über ihre jeweilige Lust aufs Sammeln.
Als Bernard Dietz erfährt, dass er Teil des neuen Ruhrgebiets-Sammelalbums „Revier sammelt Revier“ ist, lässt sich am anderen Ende der Telefonleitung ein verdutztes Staunen erahnen. „Das wusste ich ja noch gar nicht“, gesteht die MSV-Legende im WAZ-Interview. Auf den vier Seiten „Fußball im Revier“ ist einer der Plätze reserviert für sein Porträt, das ihn als Kapitän der deutschen Nationalelf zeigt – jenes Erfolgsteam, das bei der EM 1980 in Italien den Titel holte. Dass er zu den wenigen Auserwählten zählt, die hier als Klebebildchen verewigt sind, lässt Ennatz, wie das Duisburger Fußball-Idol in Fankreisen nur genannt wird, vor Freude strahlen: „Das finde ich toll und macht mich schon ein bisschen stolz.“
288 Bilder umfasst das neue Album, das die WAZ in Kooperation mit dem Panini-Verlag herausgegeben hat. In den ersten Wochen nach dem Verkaufsstart im Januar wurden revierweit bereits eine Million Tüten mit fünf Millionen Bildchen verkauft. Alle Motive wurden nachgedruckt und sind – jeweils im Fünferpack eingetütet – im Zeitschriftenhandel, an Trinkhallen, in Tankstellen und in den WAZ-Leserläden erhältlich, darunter auch der am Harry-Epstein-Platz nahe dem Duisburger Hauptbahnhofs.
MSV-Legende Dietz kaufte selbst Bildertütchen
„Ich habe als Jugendlicher früher selbst Fußballbilder gesammelt, damals erschienen sie noch im Bergmann-Verlag“, erinnert sich Dietz an die Anfänge seiner persönlichen Sammelleidenschaft. In seiner westfälischen Heimat Bockum-Hövel sei er immer sofort zu seiner Lieblingsbude gelaufen, wenn er wieder genügend Groschen zusammenhatte, um ein Paar Bildchen zu kaufen. „Und schon damals haben wir die Doppelten miteinander getauscht.“
Revier sammelt RevierAls er dann später selbst Fußball-Profi wurde und für den MSV und den FC Schalke 04 addiert 495 Bundesligaspiele absolvierte, fand sich Dietz plötzlich selbst als Klebebild-Motiv wieder. „Wir haben dafür ein kleines Taschengeld und 1000 Exemplare unseres Bildes vom Verlag bekommen“, erinnert sich Dietz an die Entschädigung.
Sammlung mit Erinnerungsstücken
Warum seine Popularität im Ruhrgebietsklub und dessen Fan-szene noch heute Spitzenwerte erreicht, erklärt der gebürtige Westfale mit seiner Haltung: „Mein Vater und mein Bruder haben im Bergbau gearbeitet. Das waren echte Arbeitstiere. Ich bin gelernter Schmied. Mir braucht also auch keiner zu erzählen, was körperliche Arbeit ist. Und diese Mentalität habe ich immer auch auf dem Fußballplatz ausgelebt“, erklärt Dietz.
Das Gespräch hat die MSV-Ikone neugierig gemacht. Das Sammelalbum will er sich jetzt auch besorgen. „Das passt super in meine Sammlung mit Erinnerungsstücken.“
Joachim Hopp - „Abgesandter des Proletariats“
Die Süddeutsche Zeitung definierte die Rolle von Joachim Hopp im großen Fußball-Zirkus einmal als „Abgesandter des Proletariats“. Für den überzeugten Meidericher, der noch heute in diesem Stadtteil lebt, ist dies aber keine ehrabschneidende Beleidigung. Im Gegenteil: Hopp betrachtet es als Ehre und Auszeichnung. Schließlich habe er einen erstaunlichen und in der Gegenwart kaum noch gangbaren Weg hinter sich: vom Hochofen in die Bundesliga und zurück. Das Image des ehrlichen Malochers, es haftet noch heute am früheren MSV-Verteidiger. Vielleicht war das einer der Gründe, warum auch er einen Platz im Revier-Album erhalten hat.
„Ein Bekannter von mir sammelt diese Bilder. Und als er das von mir neulich aus einer Tüte gezogen hat, hat er mich gleich angerufen“, erzählt Hopp. Er selbst macht sich nichts aus solchen Dingen. Aus seiner aktiven Zeit hat er kaum etwas aufgehoben, die Trikots längst vergangener Rasen-Schlachten emotionslos an Freunde verschenkt. „Nur die Trophäe für den MSV-Fußballer des Jahres habe ich aufgehoben. Schließlich war das eine Auszeichnung von und durch die Fans“, sagt Hopp. Ansonsten kann er dem ganzen Starkult im modernen Profifußball nichts abgewinnen. „Das sind auch nur ganz normale Menschen, die sich aufs Fußballspielen nichts einbilden müssen.“
Altes Paninibild im Portemonnaie
Natürlich kennt er die Panini-Sammelbilder noch. Für die Rechte, die Spielerporträts abdrucken zu dürfen, bekam jeder Fußballer laut Hopp damals rund 1000 Mark. „Wir haben immer 18 Schecks bekommen, weil nur für so viele Spieler pro Verein Platz war. Wir waren aber immer deutlich mehr Leute im Kader, so dass dann die Diskussionen losgingen, wer ins Album kam und wer nicht“, erinnert sich Hopp an einen klebenden Konfliktherd.
Die Bundesliga-Bühne hat Hopp längst wieder verlassen: Er arbeitet heute für die Duisburger Firma Verkehrstechnik Ripkens im Bereich der Straßensicherung, sein fußballerisches Wissen gibt er als Trainer an die Kicker des Landesligisten Hamborn 07 weiter. „Ach, ja – ein altes Paninibild haben wir doch noch zuhause“, fällt es Hopp am Ende ein. „Das trägt meine Frau Anja im Portemonnaie bei sich.“ Seine Tochter Elisa (7) hat ihr Urteil längst gefällt: „Papa, heute siehst du viel besser aus als früher.“
Daniel Stephan: Der deutsche Welthandballer
Lemgo ist seit langem die Wahlheimat von Daniel Stephan. Für den dortigen TBV ging er einst in der Bundesliga auf Torejagd, als begnadeter Spielgestalter wurde er dann 1998 sogar zum „Welthandballer des Jahres“ gewählt – als erster Deutscher überhaupt. Grund genug, auch ihn im neuen Sammelalbum zu verewigen.
Die Wurzeln des Nationalspielers, sie liegen hier in Duisburg. genauer gesagt: in Rheinhausen. „Ich fahre noch einmal im Monat in die alte Heimat. Meine Familie und einige Freunde wohnen ja noch dort“, erzählt der frühere Handballer des OSC Rheinhausen – jener ruhmreiche Klub, den es nach einer Fusion im Vorjahr mit Hamborn 07 zu den OSC Löwen Duisburg nun gar nicht mehr gibt. „Für mich ist das eine traurige Entwicklung. Der OSC war ein Traditionsverein, eine Marke, die nun verschwunden ist“, blickt er kritisch auf die Entwicklung rund um seinen Ex-Klub. Aber das Rad lasse sich jetzt nun einmal nicht mehr zurückdrehen.
Ach, ja: das Sammelalbum. Ja, davon gehört hat Daniel Stephan bereits. Die Kinder eines Freundes hatten sein Bild in einer der ersten Tüten stecken. Sogleich wurde das per SMS vermeldet. Ja, ein paar Bilder hat er sich beim letzten Heimatbesuch auch selbst gekauft. Nein, selbst sammeln wolle er nicht. „In Lemgo gibt’s die Bilder nicht.“