Duisburg. Die Duisburger Arbeitsvermittler reduzieren Servicezeiten, um den eigenen Personalnotstand zu bewältigen. Befristete Beschäftigungsverhältnisse sorgen für Verzögerungen und Frust auf allen Seiten. Tausende Arbeitslose warten auf Zahlungen. Der Vorwurf: „Stadt Duisburg kommt ihrer Personalverpflichtung nicht nach.“
Hilferuf aus dem Jobcenter: Seit Wochen jonglieren die Mitarbeiter der Arbeitsvermittlung mit gravierenden Personalengpässen in den eigenen Reihen, Montag haben sie bei einer „aktiven Mittagspause“ vor dem Rathaus ihren Protest gezeigt. Ihr Vorwurf: Die Stadt Duisburg saniert ihren Haushalt auf dem Rücken der Arbeitslosen, indem sie dem Jobcenter Personal vorenthält.
Sabine Narius’ Geschichte klingt wie eine, die man oft im Wartebereich des Jobcenters zu hören bekommt: Sie hangelt sich seit einer Umschulung von Befristung zu Befristung. Ob der Arbeitsvertrag, der diese Woche ausläuft, verlängert wird, ist noch immer nicht klar. Doch Narius gehört nicht zu den Kunden im Jobcenter, sie arbeitet im Jobcenter. Und verzweifelt. Denn zur eigenen beruflichen Unsicherheit kommen der Frust im Job: Der Aktenberg von arbeitslosen Duisburgern, die auf Zuschüsse für Miete, Heizung und Nahverkehrstickets warten,wächst täglich höher. „In nur sechs Monaten hat sich die Zahl von Leistungen, mit denen wir im Rückstand sind, verzehnfacht“, gibt Marcus Sopke, Vorsitzender des Personalrats im Jobcenter, unumwunden zu.
Einrichtung stehen kurz vor dem Kollaps
Dass die Einrichtung kurz vor dem Kollaps stehe, kreiden viele Angestellte vor allem der Stadt an, die Mitträger ist. „Es grenzt an einen Skandal, dass die Kommune 76 von 309 Planstellen, die sie vorgesehen hat, einfach nicht besetzt“, kritisiert Detlef Sell, Verdi-Vertreter der städtischen Beschäftigten. Im Jobcenter behilft man sich in der Zwischenzeit mit befristet angeheuerten Kollegen - 12,5 Prozent aller Beschäftigten haben einen Zeitvertrag. Doch durch Fluktuation und immer neue Einarbeitungszeiten wächst die Arbeit zusätzlich. Das bekommen besonders Kunden des Jobcenters zu spüren: Die Wartezeiten werden immer länger, ständig wechseln Betreuer. „Vermittler werden verständlicherweise erstmal mit viel Aggression konfrontiert“, so Mitarbeiterin Elke Johann, „aber auch wir sind angesichts der Situation selbst extrem verärgert.“
Hohe Arbeitslosigkeit, dünne Personaldecke
Über 870 Beschäftigte und 740 Vollzeitstellen verfügen die sieben Jobcenter im Stadtgebiet zurzeit. 76 von 309 Planstellen, die die Stadt Duisburg als Träger vorgesehen hat, sind nicht besetzt.
„Wir sind außer Stande, unseren Kunden gerecht zu werden“, so Jobcenter-Geschäftsführer Norbert Maul. Die Öffnungszeiten sind daher bereits am 1. Dezember verkürzt worden.
Verdi-Geschäftsführer Thomas Keuer sieht die Entwicklung mit Sorge: „Die extreme Unterbesetzung im Jobcenter gefährdet den sozialen Frieden in Duisburg.“ Einige Arbeitslose hätten bereits die Kündigung von Vermietern bekommen, nur weil Mietzahlungen aus dem Jobcenter nicht pünktlich geflossen seien; im Jobcenter selbst wächst durch die Überlastung der Krankenstand. Ein Teufelskreis, der wieder Mehrarbeit produziert.
„Wir sind mit der Personalsituation im Jobcenter auch nicht glücklich“, räumt Stadt-Sprecher Peter Hilbrands ein. Man befinde sich zurzeit in Gesprächen mit der Bundesagentur für Arbeit, um eine Lösung zu finden. Bis dahin bleibt jedoch alles beim Alten.